Auf Superlativen sind die Hunkeler Innovationdays nicht angewiesen. Warum sich die im Zweijahresrhythmus durchgeführte Messe längst als ein fester Orientierungspunkt für die Digitaldruckbranche etabliert hat. Von Jürg Marti
In der letzten Februarwoche fanden in Luzern (Schweiz) die 15. Hunkeler Innovationdays statt. Mit 120 Ausstellern konnte die Hunkeler AG 20 Aussteller mehr verbuchen als zwei Jahre zuvor. Bis zum Messebeginn hatten sich gemäß offiziellen Angaben 6800 Besucherinnen und Besucher registriert. Deutschland war mit 26 Prozent am stärksten vertreten, vor der Schweiz mit 23 und Amerika mit 10 Prozent. Es folgten Italien, Benelux und UK mit jeweils acht sowie Frankreich, Afrika und Asien mit je sechs Prozent.
Offline, Nearline, Inline
Kaum eine andere Messe zeigt eine derart hohe Vielfalt an Möglichkeiten auf, wie Druckereien ihren Workflow vom weißen Papier bis zum Endprodukt gestalten können. Auf 40 Linien wurden Bücher, Mailings oder Akzidenzen produziert.
Die Konfigurationen reichten von Rolle zu Rolle mit Offline-Finishing, über Nearline-Systeme bis zur integrierten Produktionslinie für eine automatisierte End-to-End-Produktion. Variable Endformate, variable Seitenumfänge, variable Inhalte und die Möglichkeit, Auflagen kurzfristig on demand bis zum Einzelexemplar auszugeben: Diese vier Merkmale beschreiben das Wesen digitaler Printproduktion.
Bogensegment wächst
Die namhaften Hersteller von Digitaldruck- und Finishing-Systemen waren mehrheitlich in Luzern zugegen. Neben den Rollen-Druckmaschinen waren auf der Messe mit der HP Indigo 120K, der Varioprint iX3200 von Canon oder der Jetfire 50 von Heidelberg auch Bogensysteme vertreten.
Die Varioprint iX3200 produzierte in Verbindung mit einem iCE Stitchliner Mark V von Horizon drahtgeheftete Broschüren. Die auf der Jetfire 50 gedruckten Bogen wurden auf einem Starbook Sheetfolder von Hunkeler (Buchblock-Bildung) sowie auf einem Klebebinder Vareo Pro und einem Dreiseitenschneider Infinitrim von Müller Martini zu Softcover-Bücher verarbeitet. Heidelberg präsentierte erstmals die Stahlfolder TH 66 Fireline für ein Finishing im Nearline-Verfahren.
Entwicklung erfasst Verpackungsmarkt
Die Auftragsstruktur wird zusehends kleinteilig. Dienstleister müssen Druckerzeugnisse in variabler Form, in Kleinstauflagen bis hin zum Einzelexemplar innerhalb kürzestmöglicher Frist bereitstellen. Waren davon bislang der Bücher- und Akzidenzmarkt betroffen, zeigen erste Ansätze, dass die Entwicklung die Verpackung erfassen wird. HP Indigo bietet längst Maschinen für den Verpackungsdruck an, das Modell 35K verarbeitet bis zu 600 Mikron starkes Material.
Canon hatte in Luzern Verpackungsmuster ausgestellt, die auf dem für Ende Jahr angekündigten B2-System varioPRESS iV7 gedruckt worden sind. Auch die B2-Bogenmaschine Pro Z75 von Ricoh bedruckt den Angaben zufolge Material mit bis zu 400 Gramm pro Quadratmeter.
Software entscheidet über ProfitabilitätWeniger sichtbar als die Produktionstechnik ist die Software. Sie ist aber unabdingbar, wenn Produktionslinien mit ausreichend Aufträgen versorgt und wirtschaftlich betrieben werden sollen. Wie ein Software-Entwickler darlegte, ist die Verarbeitung mehrerer Tausend Aufträge an einem Tag ein realistisches Szenario. Herkömmliche Workflow-Modelle mit einer Kalkulation einzelner Aufträge sind dazu kaum mehr geeignet. Nur über eine Automatisierung der Prozesse kann profitabel gearbeitet werden. Gut möglich, dass künstliche Intelligenz dazu einen maßgeblichen Beitrag leisten wird.
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