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Janneke Klasen (Bild: Schmidt Werbeverpackungen)
09.12.2024  Menschen
Janneke Klasen: "Wir müssen die Work-Life-Balance vorleben"
Janneke Klasen übernahm vor drei Jahren die Geschäftsführung von Schmidt Werbeverpackungen von ihrem Vater. Wie die zweifache Mutter ihre modernen Führungskonzepte im Alltag umsetzt.
Frau Klasen, Sie haben zwei schulpflichtige Kinder und arbeiten halbtags als Geschäftsführerin eines Verpackungsunternehmens mit 30 Mitarbeitenden. Ist die Idee der Work-Life-Balance inzwischen auch auf der Unternehmer-Ebene angekommen?
Janneke Klasen: Ich arbeite zwar offiziell halbtags, aber ich gehe natürlich immer wieder auf Netzwerk- oder Kundenveranstaltungen. Das sehe ich aber gar nicht als Arbeit an, das bringt ja auch viel Spaß. Und was die Work-Life-Balance angeht, bin ich der Meinung, wir müssen diese Balance als Geschäftsführer vorleben und uns nicht permanent selbst stressen. Ich habe an mich selbst den Anspruch zu zeigen, dass es auch anders geht. Und das nicht, weil ich eine Frau bin, das sollte gleichermaßen für Unternehmer wie für Unternehmerinnen gelten. Aber eins ist auch klar: Das geht nicht alleine. Man braucht Menschen, die einen dabei unterstützen. Bei mir sind das zum Beispiel meine Familie und mein Mann, der ja auch in der Firma arbeitet.


Wie regeln Sie den Arbeitsalltag konkret?
Wenn ich gerade viel Arbeit in der Firma habe, schauen wir, wie es bei meinem Mann aussieht. Kann er sich aktuell mehr um die Kinder kümmern? Jeder und jede sollte die Chance bekommen, Familie und Beruf zu vereinbaren – auch auf der Führungsebene.


Sie haben eine Ausbildung als PTA gemacht und anschließend BWL studiert. Was gab den Ausschlag, in die Verpackungsdruckerei Ihres Vaters einzusteigen?
Wir wurden von zu Hause aus nie angehalten oder gar gezwungen, mal die Firma zu übernehmen, weder ich noch mein Bruder oder meine Schwester. Wenn man jung ist, weiß man ja nicht sofort, was man möchte. Deshalb habe ich zunächst die Ausbildung als PTA gemacht, habe aber gemerkt, dass die Arbeit in der Apotheke auf Dauer nichts für mich ist, weil ich zu sehr in den Strukturen gefangen bin. Mir gefallen vielseitige Aufgaben, deshalb habe ich dann angefangen, BWL zu studieren. Auch da habe ich gemerkt, dass ich lieber überall dabei bin als nur bei einer Sache, die ich extrem gut beherrsche. Da lag es natürlich irgendwann nahe, eine eigene Firma zu führen.


Und Ihre Eltern fanden die Idee auch gut?
2016 haben uns unsere Eltern zum Gespräch gebeten und gefragt, ob jemand die Firma übernehmen möchte. Meine Geschwister waren zu dem Zeitpunkt glücklich in ihren Berufen und hatten kein Interesse. Ich hatte zwei kleine Kinder, das jüngere war gerade ein Jahr alt. Ich wollte die Firma leiten, hatte aber natürlich auch Zweifel, ob ich das als junge Mutter leisten kann. Mein Vater meinte jedoch, wir sollten es einfach mal probieren. So habe ich angefangen, halbtags in der Firma zu arbeiten, mein Vater hat weiterhin die Aufgaben mit Außenwirkung übernommen. Mein Mann war damals schon für die Produktion verantwortlich. Wir waren dann erst mal dieses Dreiergespann.


Das offensichtlich gut funktioniert hat.
Ja, mein Vater hat sich immer mehr zurückgezogen, und ich habe zunehmend die Aufgaben der Organisationsleitung übernommen. 2020 war klar, dass ich die Firma übernehme, und wir haben in dem Zuge eine neue Positionierung mit neuem Namen und neuem Logo beschlossen. Aus Schmidt Kartonagen wurde Schmidt Werbeverpackungen. Denn mit dem Wort Kartonagen haben viele Versandverpackungen assoziiert, was falsch ist, denn wir bedrucken ja hochwertige Produktverpackungen im Offset. Mit diesen Änderungen und mir als neuer Inhaberin sind wir 2021 gestartet.


Und Ihr Vater?
Mein Vater ist angestellter Geschäftsführer, denn das Unternehmen gehörte meiner Mutter und meinen beiden Tanten. Als ich die Firma übernommen habe, war es uns wichtig, dass alle Gesellschafteranteile auf mich übergehen, denn das bringt einfach ein anderes Verantwortungsbewusstsein mit sich. Parallel dazu ist meine Schwester bei uns eingestiegen. Sie hat die Aufgaben übernommen, die ich früher innehatte, also Organisations- und Projektleitung. Gemeinsam haben wir beschlossen, Schmidt Werbeverpackungen als Marke einzuführen. Jede Marke hat ein Gesicht und dieses Gesicht sollte ich sein. Damit die Kunden mich kennenlernen, wissen, wer ich bin, und Vertrauen aufbauen.


Wie haben die Kunden die Übernahme aufgenommen?
Ich denke mal, sie waren froh, dass es überhaupt weiterging. Die meisten haben wahrscheinlich gar nicht viel bemerkt. Es lief alles reibungslos weiter, denn die Mitarbeiter sind ja die gleichen geblieben.

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