Die Max Valier Holding übernimmt das Maschinenbauunternehmen Kolbus. 340 Arbeitsplätze bleiben erhalten, doch es gibt auch Kündigungen.
Im Eigenverwaltungsverfahren des Maschinenbauunternehmens Kolbus aus Rahden übernimmt die Max Valier Holding den Geschäftsbetrieb und mehr als 250 Mitarbeitende sowie alle rund 90 Auszubildenden. Eine entsprechende, schriftliche Vereinbarung auf Basis eines vom Gläubigerausschuss genehmigten, bindenden Angebots haben die Verantwortlichen mit der Max Valier Holding aus Oberhaching bei München und Bozen in Südtirol unterzeichnet. Der Vollzug der M&A-Transaktion ist für den 1. Januar 2025 geplant.
Die Transaktion unterliegt noch einzelnen für Transaktionen dieser Größenordnung üblichen Vollzugsbedingungen. Über den Kaufpreis und weitere Details zu den vertraglichen Vereinbarungen wurde Stillschweigen vereinbart. Bestandteil der Transaktion ist zudem die Option zur Übernahme aller relevanten Auslandstochtergesellschaften in den USA, Großbritannien, China und Europa; diese Gesellschaften befanden sich nicht in einem Verfahren und verbleiben demnach voraussichtlich in der Gruppe.
Das 249 Jahre alte Familienunternehmen Kolbus wird von der Kanzlei Aderhold in der Durchführung des Eigenverwaltungsverfahrens seit Verfahrensbeginn im Juli 2024 unterstützt; Rechtsanwalt und Aderhold-Partner Maximilian Michelsen ist, unterstützt vom Aderhold-Team um die Anwältin und Partnerin Susanne Szameitat, als Generalhandlungsbevollmächtigter tätig. Das zuständige Amtsgericht Bielefeld hat das Eigenverwaltungsverfahren eröffnet und den Sanierungsexperten Rechtsanwalt Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH zum Sachwalter bestellt. Er war zuvor bereits als vorläufiger Sachwalter tätig und begleitet das Verfahren, die bisherige Fortführung und den nun abgeschlossenen Investorenprozess im Interesse der Gläubiger.
Das Erwerberkonzept sieht notwendige Personalmaßnahmen vor, da die Kosten an das in den vergangenen Jahren deutlich geringere Umsatzniveau angepasst werden müssen. Durch die Übernahme bleiben insgesamt rund 340 Arbeits- und Ausbildungsplätze erhalten. Den weiteren, derzeit noch beschäftigten Mitarbeitern muss hingegen gekündigt werden. Hierzu wurden möglichst sozialverträgliche Lösungen in Abstimmung mit dem Betriebsrat erarbeitet, der die Interessen der Arbeitnehmer im Rahmen der Möglichkeiten der Insolvenzordnung vertritt.
Weitere Sanierungsschritte waren die Schließung der Produktion in Großbritannien sowie die Aufgabe des Standortes in Krostitz; die Produktion wird jeweils nach Rahden verlagert und am dortigen Standort konzentriert, was zu einer erheblichen Kostenreduktion beiträgt. Das Unternehmen aus Ostwestfalen ist Experte für die Konstruktion von Verpackungsmaschinen und produziert Deckenmaschinen, Flexodruck-Rotationsstanzen und Verpackungssysteme.
Rechtsanwalt Maximilian Michelsen erklärt: "Unser oberstes Ziel war es von Anfang an, die Substanz des Unternehmens zu bewahren und eine tragfähige Grundlage für die Zukunft zu schaffen. Mit Max Valier haben wir einen idealen Investor gefunden. Der Abbau der Arbeitsplätze ist ein harter Schnitt, aber es gibt dazu bedauerlicherweise keine Alternative. Für die Zukunft ist das Unternehmen gut aufgestellt, um wirtschaftlich arbeiten und langfristig am Markt bestehen zu können.
Sachwalter und Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht Stefan Meyer von Pluta sagt: "Trotz großer Herausforderungen und des derzeit sehr schwierigen Marktumfelds für M&A-Transaktionen ist uns gemeinsam eine Lösung gelungen, die den Erhalt des Traditionsunternehmens KOLBUS ermöglicht. Die Personalmaßnahmen sind ohne Frage schmerzhaft, aber für den Bestand des Unternehmens leider notwendig. Für die Kunden gibt es nun auch Planungssicherheit, um neue Aufträge erteilen zu können. Auch für die Gläubiger im laufenden Verfahren ist diese Investorenlösung die bestmögliche Lösung, was auch vom (vorläufigen) Gläubigerausschuss so beurteilt wird."
Geschäftsführer und Partner Hannes Mahlknecht sowie Franco Nocera von der Max Valier Holding erklären: "Die Übernahme ist eine strategisch sehr wertvolle Ergänzung für unser Portfolio. Mit dem Maschinenbau und der Gießerei passt KOLBUS sehr gut zu uns. Im Jahr 2025 kann KOLBUS sein 250-jähriges Bestehen feiern. Wir wollen das Unternehmen langfristig halten und auf die Erfolgsspur zurückführen."
Die Max Valier Holding ist spezialisiert auf den Erwerb und die Entwicklung von mittelständischen Ingenieur-, Produktions- und Dienstleistungsunternehmen aus dem gewerblichen und industriellen Bereich. Zu den Portfolio-Unternehmen der Gruppe gehören das Maschinenbauunternehmen Boehm Group, der Rohrleitungsspezialist Schuck Group, der Leichtbaukomponentenhersteller ETM International sowie Dalex, ein Hersteller mit mehr als 100 Jahren Erfahrung in der Widerstandsschweißtechnik. In den vier Gruppenunternehmen arbeiten weltweit rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (kü)
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