Jennyfer Brandl hat einen Bachelor of Arts im Bereich Design und arbeitet bei Pscherer Druck. Im Interview verrät sie, was sie an der Druckbranche mag und wie sie das Thema KI einschätzt.
Warum haben Sie sich für eine Ausbildung beziehungsweise ein Studium in der grafischen Branche entschieden?
Jennyfer Brandl: Kreativität ist die Konstante in meinem Leben. Seitdem ich denken kann, bin ich kreativ. Ich habe immer gezeichnet, hatte mit fünf Jahren meine erste Kamera und war schon in der Grundschule mehr an den Formen der Buchstaben als an ihrer Bedeutung interessiert. Auch konnte ich mich schon damals nicht mit unserem Schulsystem identifizieren – aber die Fächer Musik, Kunst und auch Teile der Mathematik hatten meine volle Aufmerksamkeit. Nach meiner holprigen Realschulkarriere bin ich auf die FOS mit dem Zweig Gestaltung und danach war mein Plan, Design zu studieren. Ich habe mich an der OHM beworben und wurde genommen. Fun Fact: Zur selben Zeit war ich für Maschinenbau in Regensburg eingeschrieben, aber das hätte mit dem Designstudium nicht funktioniert. Über die tatsächliche Dauer eines Maschinenbaustudiums können wir heute nur munkeln. Ich danke an dieser Stelle allen Dozenten der OHM in Nürnberg – die Ausbildung war ein wichtiger Meilenstein meines heutigen Seins – meiner heutigen Kreativität.
Was gefällt Ihnen an der Druckbranche besonders? Printprodukte lassen mein Herz schon immer höherschlagen. Das betrifft nicht nur das Endprodukt, sondern auch den Weg dorthin. Die technische Komponente ist wahnsinnig interessant. Die Idee entsteht im Kopf, danach am PC in RGB und am Ende auf einem Material in CMYK.
Was müsste sich in der Druckindustrie aus Ihrer Sicht ändern? Wir dürften mutiger sein. Wir können viel. Bewusst laut zu sein, ist schon immer eine gute Devise.
Entspricht Ihr Aufgabengebiet Ihren Erwartungen? Ich bin für die Druckvorstufe und die Marketingarbeit in unserer Firma zuständig. Ich kommuniziere die Werte der Firma nach außen – hierfür bekommen wir regelmäßig positives Feedback: "Ihr seid ja wirklich so wie in den sozialen Medien." Onlinemarketing wird immer wichtiger – lasst uns mehr gutes und mutiges Marketing machen. In der Druckvorstufe gibt es die simplen Jobs, die bei uns immer mehr automatisiert laufen. Mit mir kam die GM 330, eine Veredelungsmaschine, in die Pscherer GmbH. Jobs, die hier laufen, haben mein Interesse immer binnen Sekunden gewonnen. Heißfolienprägung, Embossing, Nanostrukturen, Siebdruckverfahren – der Technik sind hier Grenzen gesetzt. Deswegen ist bei der Lösungsfindung Kreativität besonders gefragt. Die Überwindung technischer Grenzen durch einen kreativen Ansatz ist eine große Herausforderung – und bis dato haben wir die immer gemeistert.
Was schätzen Sie an Ihrem Arbeitgeber ganz besonders? Meinem Gefühl zufolge haben wir in der Pscherer GmbH einen familiären Umgang miteinander. Wir arbeiten gut zusammen und können zusammen ausgelassen Erfolge feiern. Durch meinen Marketingjob habe ich viele Kontaktpunkte mit der Geschäftsführung – hier gestaltet sich die Zusammenarbeit sehr einfach – offene Kommunikation, Kritikfähigkeit und gegenseitige Wertschätzung – freundschaftlich. In großen Firmen sind die Geschäftsführer oft nicht greifbar – das wäre nichts für mich. Wir arbeiten alle mit Leidenschaft und Hingabe an unseren Projekten, gehen gut miteinander um, haben Spaß bei der Arbeit und können auch ausgiebig diskutieren, um uns danach wieder zu vertragen. Wir sind alle sehr unterschiedlich, verfolgen aber denselben Plan. Das mag ich.
Was müssen Arbeitgeber bieten, damit Sie sich wertgeschätzt fühlen? Flache Hierarchien: eine Organisationsstruktur, die kurze Kommunikationswege und schnelle Entscheidungsprozesse ermöglicht. Offene Kommunikation: ein Arbeitsumfeld, in dem Transparenz und der Austausch von Informationen gefördert werden. Regelmäßige Feedbackgespräche: konstruktive Rückmeldungen und Anerkennung, die zu persönlichem und beruflichem Wachstum beitragen. Möglichkeiten zur Weiterentwicklung: Chancen zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung, um Fähigkeiten und Karrieremöglichkeiten kontinuierlich zu erweitern. Anerkennung der individuellen Persönlichkeit: die Wertschätzung des Mitarbeiters als Mensch mit individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten. Gerechte Entlohnung: eine angemessene Vergütung, die der erbrachten Leistung entspricht und finanzielle Sicherheit bietet. Gleichberechtigung: Unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Geschlechtsidentifikation oder Alter – wir sind alle gleich wichtig für die Beständigkeit und den Erfolg der Firma. PS: Ich mag die Frauenquote bei uns in der Firma!
Wie wichtig sind Ihnen das Gehalt und Zusatzleistungen? Gehalt ist für mich nur deshalb wichtig, da es die finanzielle Grundlage für mein Leben bildet. Was für mich viel wichtiger ist, ist eine Kommunikation auf Augenhöhe über alle Hierarchieebenen hinweg sowie Teamwork und Menschlichkeit. Arbeitszeit ist Lebenszeit, und mir ist es wichtig, diese Zeit sinnvoll und erfüllend zu gestalten.
Was sind Ihre persönlichen, beruflichen Pläne? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Ich bin froh, dass ich noch nicht genau weiß, wo ich in fünf Jahren sein werde. Über solche langfristigen Pläne denke ich tatsächlich nicht viel nach. Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung, und ich weiß nicht, was morgen, in einer Woche oder in einem Jahr passieren wird. Für mich ist es entscheidend, in meinen Aufgabenbereichen wachsen zu können, kontinuierlich neue Dinge zu lernen und meine Tätigkeiten mit Freude und Leidenschaft auszuführen.
Wie schätzen Sie die Bedeutung des Themas Künstliche Intelligenz ein? Ich sehe in der Künstlichen Intelligenz keinerlei Bedrohung für den kreativen Teil meiner Arbeit. Vielmehr betrachte ich sie als große Chance. KI kann uns bei einfachen und wiederkehrenden Aufgaben unterstützen, so dass wir uns auf wichtigere Bereiche und Tätigkeiten mit höherem Wertschöpfungspotenzial konzentrieren können. Dies ermöglicht es uns, effizienter zu arbeiten und unsere kreativen und strategischen Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Für mich kann die KI die menschliche Kreativität in ihrer Vielfalt nicht ersetzen.
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