Seit mehr als 125 Jahren gibt es die Druckerei Vogt in Hessisch Lichtenau. Warum Lentikularfolien daran einen erheblichen Anteil haben.
Der Tradition verpflichtet und trotzdem auf der Höhe der Zeit zu sein, ist eine Gratwanderung, die Druckerei-Chef Holger Vogt gut beherrscht. Das zeigt sich auch am Druckereinamen, der im Laufe der 125-jährigen Geschichte immer wieder angepasst wurde. Etwa, als aus Vogt Foliendruck Vogt Spezialdruck wurde, um damit die Kernkompetenz des Betriebes – nämlich das Bedrucken nicht saugender Stoffe im UV-Offset-, Sieb- und Digitaldruck – auf den Punkt zu bringen.
Der neue Name ist aber auch ein Zugeständnis an die immer größer werdende Umweltbewegung. Folien haben seither einen etwas faden Beigeschmack. Zu Unrecht, findet Druckereibesitzer Holger Vogt. Die Frage, ob Papier oder Folie der geeignete Bedruckstoff ist, hängt in erster Linie davon ab, was das Druckprodukt leisten soll. Vogt nennt Plastikkarten als Beispiel, neben Print und Verpackung mit In-Mould-Labels einer der Geschäftsbereiche des Betriebes.
Eine Plastikkarte enthalte im Magnetstreifen einen Datenträger, einen QR-Code oder einen Barcode, mit dem man kundenspezifische Daten einscannen und zum Beispiel auf einem Konto Punkte sammeln kann. Das Prinzip ist von vielen Kundenkarten her bekannt. Die Karten sind oft mehrere Jahre im Einsatz und sollen deshalb haltbar sein. Karton als Druckträger wäre keine gute Alternative, denn der reißt leichter, ist feuchtigkeitsempfindlich und hält deshalb nur ein paar Monate. Eine Karte aus Plastik ist also aufgrund ihrer Langlebigkeit umweltschonender als ein Karton, der alle paar Monate neu produziert und bedruckt werden muss.
Ähnliches gilt auch für Aufkleber. Aufkleber aus Papier müssen anschließend mühsam von Schaufensterscheiben gekratzt werden. "Jemand muss mit Skalpell, Lösungsmittel und viel Wasser manchmal mehrere Stunden daran arbeiten, diese Aufkleber zu entfernen", stellt Vogt fest.
Folienaufkleber lassen sich hingegen noch nach Monaten schnell und rückstandsfrei ablösen. Außerdem haben Aufkleber den Vorteil, dass man sie wiederverwenden kann, was etwa bei Stickern üblich ist.
Das Druckerei-Vertriebsteam leiste oft Aufklärungsarbeit bei Einkäufern, die nachhaltig einkaufen möchten, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was das konkret bei einzelnen Produkten bedeutet. Die Entsorgung dieser PE-Materialien in Privathaushalten sei allerdings ein Thema, räumt Vogt ein. Für den gelben Sack sind sie nicht geeignet, denn da kommt nur Verpackungsmüll rein, so dass sie in Ermangelung eines passenden Mülltrennsystems im Restmüll landen und verbrannt werden.
Die SpezialisierungHolger Vogts Vater stieg bereits in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts in den Foliendruck ein. Das war damals noch etwas ganz Besonderes. In der Druckerei wurden zum Beispiel Aufkleber für Autos gedruckt oder hinterleuchtete Dias, die in Tankstellen für Zigaretten oder Seife warben. Auch Overheadfolien für Projektoren waren damals gefragte Spezialitäten. Er habe als junger Mann nach seiner Ausbildung zum Flachdrucker und zusätzlicher kaufmännischer Weiterbildung mit Hauchler-Diplom den Betrieb voranbringen wollen und neue Kundengruppen erschlossen. Er wandte sich an alle großen Konzerne mit den neuen Möglichkeiten des Foliendrucks, wohl wissend, dass die Handwerker in der Umgebung von Hessisch Lichtenau an diesen Produkten kein Interesse haben.
Vogt war seinen Worten nach "extrem motiviert" und engagiert. In einer großen Mailing-Aktion fragt er die 25.000 größten Unternehmen in Deutschland, ob sie Interesse an firmeneigenen Mousepads hätten. So kam die Druckerei an viele neue Kunden. Europaweit führend ist Vogt bei Lentikularfolien vom Klein- bis zum Großformat. Diese sich bewegenden Folienbilder sind auch Holger Vogts persönlicher Favorit in Sachen Veredelung. "Man kann Bilder, Bewegung und Emotionen ganz toll in ein einziges Produkt packen", meint er. "Aus diesen Folien lassen sich nicht nur Postkarten herstellen, sondern auch Lineale, Fensterbilder, Fußbodenaufkleber oder Beikleber als Give-aways etwa auf Lebensmittelverpackungen.'
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