Nach 130 Jahren schließt die Druckerei Neef+Stumme in Wittingen. Warum das Unternehmen nicht gerettet werden konnte.
Neef+Stumme in Wittingen schließt. Darüber sind die 167 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ende vergangener Woche informiert worden. Ende November stellt die Druckerei den Betrieb ein.
Neef+Stumme befand sich seit April 2022 in einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Die Eigensanierung mit Erhalt des Rechtsträgers war nicht möglich, daher wurde das Verfahren, das am 1. Juli 2022 noch in Eigenverwaltung eröffnet wurde, Anfang August vom Amtsgericht Gifhorn in ein Regelinsolvenzverfahren überführt und Torsten Gutmann von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum Insolvenzverwalter bestellt.
Er war zuvor als Sachwalter tätig und führte im August in Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss den bereits zuvor gestarteten Investorenprozess weiter fort. Die Verantwortlichen sprachen mit mehreren potenziellen Interessenten. Es konnte jedoch kein Investor für das Unternehmen gefunden werden. Eine Fortführung des Geschäftsbetriebes ist ohne Investor jedoch nicht möglich, weil die Kunden Klarheit über die weitere Ausrichtung erwarten. Der Betrieb muss daher stillgelegt werden. Es ist für die nächsten bis zu drei Monaten eine Ausproduktion der vorhandenen Aufträge geplant.
Die 167 Mitarbeiter wurden im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung in der vergangenen Woche über den aktuellen Stand informiert. Ihnen muss jetzt gekündigt werden, längstens mit einer Frist von drei Monaten. Der Gläubigerausschuss hat der Stilllegung mehrheitlich zugestimmt, der Interessenausgleich und der Sozialplan wurden für die Betriebsstilllegung mit dem Betriebsrat verhandelt. Er wurde bereits unterzeichnet.
"Diese Entwicklung ist vor allem für die motivierten Mitarbeiter, die den Sanierungsprozess der vergangenen Monate tatkräftig unterstützten, sehr bedauerlich. In den vergangenen Wochen haben wir unter Zeitdruck einen Investor gesucht, aber es gibt keinen Käufer, der in das Unternehmen investiert", sagt Insolvenzverwalter Gutmann. Er ergänzt: "Die Mitarbeiter verfügen über großes Know-how und Fachkräfte sind in der Region gefragt. Einige Mitarbeiter haben bereits eine neue Anstellung in Aussicht. Das ist ein positives Zeichen in einer schwierigen Situation. Wir hoffen, dass die Mitarbeiter schnell neue Jobs finden."
Für die weiteren insolventen Gesellschaften der Hofmann Druck Gruppe hatte PLUTA-Anwalt Gutmann in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Patrick Meyerle aus Nürnberg und dem Sanierungsteam mit Wirkung zum 1. Juli 2022 eine Investorenlösung erzielt. Er veräußerte den Geschäftsbetrieb der drei Gesellschaften Hofmann Druck Nürnberg GmbH & Co. KG, Hofmann Medien Nürnberg GmbH und hofmann infocom GmbH an die Zeitfracht GmbH. Diese übernahm alle 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Wurzeln von Neef+Stumme reichen bis ins Jahr 1892 zurück. Damals gründete Karl Neef einen Verlag und eine Druckerei. 1978 fusionierte das Unternehmen mit Stumme. (kü)
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