"Die Kombination zwischen uns beiden passt gut", sagen Lena Hügel und Julika Keller, die die Druckerei Zabel von ihren Eltern übernommen haben. Wie der Übergang geklappt hat und welche Schwerpunkte die Schwestern jetzt setzen.
Frau Hügel, Sie sind Anfang 2021 in die Druckerei eingestiegen. Mitten in einem Lockdown, der anschließend viele Monate länger dauerte als zunächst angekündigt. Wie war diese Situation für Sie?Lena Hügel: Zu dem Zeitpunkt war mir eigentlich gar nicht bewusst, dass wir uns im Lockdown befinden. Den Entschluss hatten wir schon im Jahr zuvor gefasst. Mein Einstieg war für uns einfach ein wichtiges Signal. Für uns als Familie, aber auch für unsere Mitarbeitenden und Kunden.
Inwiefern?Hügel: Um zu sagen: Es kommt jetzt etwas Neues. Meine Schwester Julika Keller und ich führen die Druckerei weiter, wir treten aktiv die Nachfolge an. Wir zwei hatten nie das Gefühl, wir stecken in einer Krise. Wir hatten so viele Ideen im Kopf, es ist so aus uns herausgesprudelt, dass wir damit wohl tatsächlich alle anderen angesteckt haben.
Drucken ist ein traditionelles Hand- werk und die Druckbranche hat schon lange zu kämpfen. Auch in Radolfzell gab es insolvente Betriebe. Dennoch setzen Sie auf das Handwerk. Warum? Hügel: Das Handwerk ist traditionell, aber wir kombinieren es bei uns im Betrieb mit modernster Technik. Unsere Eltern haben zusammen mit Julika, die seit 2012 dabei ist, viel investiert, und wir sind deswegen auf einem ganz aktuellen Stand. Außerdem passt die Kombination zwischen uns beiden ganz gut: Julika ist studierte Druck- und Medientechnikerin, und ich bin fürs Marketing und Kaufmännische zuständig.
Was hat Sie beide bewogen, in den elterlichen Betrieb einzusteigen? Julika Keller: Papier war für mich wegen der enormen haptischen Möglichkeiten immer ein faszinierendes Material. Durch die digitalen Veredelungsmöglichkeiten kann man inzwischen auch kleinere Auflagen zu etwas ganz Besonderem machen. Was mir auch gefällt: Ich sehe abends das Ergebnis unserer Arbeit und freue mich, wenn wir von den Kunden dafür gelobt werden.
Hügel: Wir sind in der Druckerei groß geworden und haben schon als Kinder mitbekommen, was es heißt, selbstständig zu sein – mit allen Vor- und Nachteilen. Lange hat mich das gar nicht gereizt, ich wollte Karriere in einem großen Konzern machen, und das hat auch geklappt. Ich habe das über viele Jahre genossen: immer unterwegs zu sein und ständig neue Leute zu treffen, aber irgendwann kam der Punkt, da wurden mir auch die Vorteile der Selbstständigkeit wieder bewusst.
Und die Druckerei erschien in einem neuen Licht?Hügel: Ja, und nicht nur die Druckerei, sondern auch die familiäre Konstellation. Denn ich habe mir natürlich überlegt: Wenn selbstständig, dann mit wem? Meine Schwester ist einfach die ideale Partnerin, das war mir recht schnell klar.
Sie sind als letztes Familienmitglied dazugekommen. Hat der Einstieg in ein lange und gut funktionierendes Team auch Schattenseiten?Hügel: Manchmal war es schwierig, und ich habe nicht gleich meinen Platz gefunden. Das ist aber nicht unbedingt eine Schattenseite. In der Familie ist alles emotionaler, weil jeder seine familiäre Rolle hat, hier aber eine ganz andere Rolle einnimmt und sich darin als Person wiederfinden muss. Ich habe nicht nur Dinge übernommen, die bereits da waren, sondern habe Neues hereingebracht und da musste ich bisweilen eine Schleife drehen, um alle mitzunehmen.
Keller: Es hat uns gutgetan, die eine oder andere Schleife zu drehen. In der Summe haben wir dadurch bessere Ergebnisse erreicht.
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