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12.01.2022  Strategie
Wie Mergers & Acquisitions in der Druckbranche funktionieren
Ein Unternehmen zu kaufen ist das eine, ein Unternehmen zu integrieren ist etwas anderes. Johannes Warther, Senior Consultant bei der Hamburger Branchenberatung Apenberg & Partner, erklärt, wieso Post-Merger-Transaktionen sehr komplex sein können und welche professionelle Vorbereitung sie erfordern.
Ein Unternehmen will über Zukäufe wachsen, es hat interessante Firmen identifiziert, dann kauft es einen Wettbewerber. Eine solche "Mergers & Acquisitions"-Transaktion ist mittlerweile auch in der Printbranche eine gängige strategische Vorgehensweise, die in den vergangenen Jahren vielfach umgesetzt wurde. 
 
Selten läuft allerdings ein M&A-Prozess geräuschlos und geschmeidig ab. Den Chancen der Übernahme eines Unternehmens stehen ernst zu nehmende Risiken gegenüber. Nicht selten kommt es zu Zerwürf-nissen in der neuen Geschäftsführung, Manager suchen das Weite, die Belegschaft fühlt sich nicht mitgenommen, die Unternehmenskultur bekommt Kratzer, die Stimmung fällt steil ab: Die Auswirkungen können auf vielfältige Weise negativ sein und sogar zum völligen Scheitern des Deals führen.

Umso wichtiger ist es deshalb, eine M&A-Transaktion als einen professionellen Prozess aufzusetzen – von Anfang an und lange über die Vertragsunterzeichnung hinaus. Schon der Prozess bis zur dahin kann sich hinziehen, dennoch ist diese Phase oft noch kurz im Vergleich zur Wegstrecke bis zu dem Punkt, an dem beide Firmenkulturen ineinandergreifen. Damit es so weit kommt, muss der Käufer eine ganze Reihe formaler und zwischenmenschlicher Herausforderungen meistern.

Allerspätestens zur Vertragsunterschrift steht der Käufer das erste Mal vor der Belegschaft seines und der des gekauften Unternehmens, um sich und seine Pläne für die Zukunft vorzustellen und Vertrauen aufzubauen. Es geht darum, realistische Szenarien zu kommunizieren, wie sich beide Unternehmen nach der Fusion strategisch aufstellen wollen und wie die MitarbeiterInnen in dieser Phase eingebunden werden. "Dieses Post-Merger-Konzept besteht aus einer Projektstruktur, einem Projektmanagement und einem ausformulierten Kommunikationskonzept", sagt Johannes Warther.

Ein unkoordiniertes, unsystematisches Vorgehen kann in dieser Phase viel kaputt machen. "Das hat auch viel mit dem Faktor Mensch zu tun", weiß Warther. Mitarbeiter müssen oft ihren Arbeitsplatz wechseln, sich in neue Teams integrieren, möglicherweise mit neuen Vorgesetzten. Dadurch kann es zu ziemlichen Schwankungen in der Firmenatmosphäre kommen.

Tatsächlich erlebt Warther immer wieder verhängnisvolle Fehlentwicklungen, nachdem die Tinte des Fusionsvertrags getrocknet ist: Inhaber, die die Integrationsphase nicht aktiv managen, auf angebotene Konzepte verzichten, nur sich allein vertrauen. "Ein Post-Merger-Konzept scheitert vor allem daran, dass die falschen Leute an den richtigen Stellen sitzen und keine zielgerichtete Kommunikation stattfindet", sagt Warther.

Ohne Prüfung durch Spezialisten könne das Risiko eines finanziellen Schadens in schier unermessliche Höhen steigen. Deshalb gehe es darum, diesen Schwebezustand nach der Vertragsunter-zeichnung so schnell wie möglich zu verlassen. "Der Käufer braucht einen realistischen, umsetzbaren und nachvollziehbaren Plan, wie er das neue Unternehmen integrieren will. Dieser Leitfaden muss den Mitar-beitenden verständlich dargestellt werden, damit Vertrauen entsteht und gefestigt wird." (kü)

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