Kompetente Mitarbeiter zu finden und zu halten ist für Druckereien auch in der Arbeitswelt 4.0 der Schlüssel zum Erfolg. Wie es gelingen kann, Personal erfolgreich zu managen.
Der Fachkräftemangel füllt die Magazine und Diskussionsrunden im Fernsehen. Die Klagen sind abendfüllend und die Gründe bekannt. Man kann der Sache aber auch positive Seiten abgewinnen: Die Arbeitslosenquote ist auf einem Tiefststand und auch eher schwer vermittelbare Arbeitskräfte bekommen Chancen. Das sind nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch ältere Arbeitnehmer oder Frauen mit Kindern.
Unabhängig von der Entwicklung am Arbeitsmarkt bleibt es eine Herausforderung, den geeigneten Mitarbeiter aus einer Anzahl von Bewerbern auszusuchen. Einen ersten Anhaltspunkt liefern die schriftlich eingereichten Bewerbungsunterlagen.
Der Lebenslauf gibt am meisten Aufschluss über einen Bewerber, sagt Thomas Schmitt, Gesellschafter beim Personalberatungsunternehmen Insight. Zeugnisse und Referenzen haben seiner Erfahrung nach nur bedingte Aussagekraft. Die spezielle Sprache in Zeugnissen füllt Fachbücher und ist geprägt vom Grundsatz, dass eigentlich nichts Negatives in einem Zeugnis stehen darf. Der Lebenslauf spricht eine deutlichere Sprache und offenbart vieles. Etwa wie lange die durchschnittliche Verweildauer eines Bewerbers in den bisherigen Unternehmen war.
Sollte er nie länger als zwei Jahre geschafft haben, ist das nach den Erfahrungen von Thomas Schmitt kein gutes Zeichen. Wenn jemand direkt nach dem Studium zunächst Berufserfahrungen sammeln möchte und auch mal kürzere Perioden dabei hat, ist das in Ordnung. Irgendwann sollten aber schon Stationen folgen, die drei bis fünf Jahre gedauert haben, denn sie zeigen, dass der Bewerber eine Aufgabe zu Ende gebracht hat, was in zwei Jahren oft nicht möglich ist.
Häufig ist folgender Fall: Ein Arbeitnehmer war 20 oder 25 Jahre lang bei der gleichen Firma und hat anschließend mehrere kurzzeitige Beschäftigungsverhältnisse. Das lässt darauf schließen, dass er seinen ehemaligen Wirkungskreis nicht freiwillig verlassen hat und anschließend in einer gewissen Panik alles angenommen hat, was ihm angeboten wurde.
Wer so lange in einer Firma war, hat sich vermutlich nichts zuschulden kommen lassen, sondern musste aus Gründen gehen, die er nicht persönlich zu verantworten hat. Etwa, weil es einen neuen Besitzer gibt oder einen neuen Vorgesetzten, der seine eigenen Mitarbeiter mitbringt. Durch die lange Zeit im gleichen Unternehmen profitierte der Mitarbeiter in erheblichem Maße davon, dass er die handelnden Personen und die Verhältnisse sehr gut kennt – sie machen einen Teil seines Erfolges aus. In einer neuen Position muss er sich dieses Wissen erst wieder aufbauen. Das fällt manchem Mitarbeiter nach so vielen Jahren schwer, allerdings fängt sich auch ein Teil dieser Gruppe nach ein, zwei Zwischenpositionen wieder.
Wer jenseits der 50 ist und stets in der gleichen Firma beschäftigt war, tut sich schwerer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, als jemand, der in drei oder vier Unternehmen gearbeitet hat. Die ehemals magische Grenze von 50 Jahren hat sich nach Angaben Schmitts nach hinten verschoben. Dennoch werde es ab einem Alter von 57 oder 58 Jahren schwierig bis unmöglich, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Im Interview legt der Personalberater Wert darauf, wie schlüssig ein Bewerber seinen Lebenslauf erläutern kann. Baut ein Schritt auf dem nächsten auf oder gibt es Querverschiebungen und Lücken?
Es ist heute schwerer, gute Bewerber zu bekommen, als vor 20 Jahren. Das liegt zunächst an der sehr guten Wirtschaftslage. Wer den Job wechselt, geht damit immer ein Risiko ein. Jeder Neue muss zunächst die Probezeit bestehen und sich wieder die Seniorität erarbeiten, die jemand erst bekommt, wenn er länger im Betrieb ist. Zudem sind viele Arbeitnehmer heute weniger mobil, weil immer häufiger beide Elternteile arbeiten. Wenn also einer wechselt, muss der andere nachziehen oder beide müssen sich auf eine Wochenendfamilie einstellen. Das schätzen weder die Arbeitnehmer noch die Arbeitgeber, denn der Mitarbeiter ist vermutlich beim nächsten guten Jobangebot in Heimatnähe wieder weg.
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