Zwischen gestern und morgen
In Hamburg ging am Mittwoch die 40. Leitmesse für die Zeitungs- und Medienindustrie zu Ende. Während drei Veranstaltungstagen zeigte das Stimmungsbarometer der Branche eine weite Skala von Stillstand über Zweckoptimismus bis hin zu Erneuerung auf.
Mehr als zufrieden zeigen sich jedenfalls die Veranstalter der diesjährigen Ifra Expo. An drei Tagen zählten sie rund 10.000 Besucher auf dem Hamburger Messegelände. 2009 hatten lediglich 6.700 Besucher an der Expo teilgenommen. Die meisten Gäste kamen aus Deutschland, Frankreich, Dänemark, Norwegen, der Schweiz, Italien und Österreich. Die überwiegende Mehrheit der Besucher waren laut Veranstalter Geschäftsführer oder CEOs, Technische Leiter oder Produktionsleiter sowie Chefredakteure.
Die Zahl der Aussteller war im Vergleich zum Vorjahr um über 20 Prozent auf 341 Aussteller aus 33 Ländern gestiegen. Dazu zählten Druckmaschinenhersteller, Anbieter von Redaktions- und Anzeigensystemen sowie weitere Zulieferer für die Zeitungsindustrie. Darunter 85 Erstaussteller – ein neuer Rekord dank der neuen Entwicklungen bei Tablets, mobilen Geräten und Anwendungen, Suchmaschinenoptimierung und Paid-Content-Services.
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Erstmals fand das World Editors Forum in Verbindung mit der Ausstellung statt, unter anderem mit einer E-Reading- und Tablet-Konferenz, einem Advertising Summit zum Themenkreis Anzeigengeschäft, Focus Sessions zum Bereich Zeitungsproduktion sowie das Media Port-Forum mit Schwerpunkt auf neuen Medien-Technologien.
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Stimmen und Stimmungen
"Nach den Werbe-Einschnitten infolge der Weltwirtschaftskrise wird etwas wie ein Aufwärtstrend sichtbar." Gavin O’Reilly, Präsident des Weltverbandes der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA).
"Der Medienwandel, die dadurch forcierte Konsolidierung und Neuausrichtung der Zeitungsbranche sowie die enorme Produktivität moderner Rotationsmaschinen begrenzen das Geschäft mit neuen Zeitungsdruckanlagen. Dennoch können wir wieder etwas optimistischer in die Zukunft schauen als vor 12 oder 24 Monaten. Die gedruckte Zeitung ist alles andere als tot. In den meisten Medienhäusern ist sie weiterhin das finanzielle Fundament für zusätzliche Online-Aktivitäten. Zeitungsdruck ist aber – realistisch betrachtet – mit einigen regionalen Ausnahmen kein Wachstumsmarkt. Darauf müssen wir uns alle einstellen." Claus Bolza-Schünemann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Koenig & Bauer AG
"Wenn man über die Grenzen von Print hinaus denkt und handelt, bietet der lokale Markt Zeitungsverlagen ein enormes Umsatzpotenzial." Meinolf Ellers, Geschäftsführer von dpa-infocom
"Wir haben in diesem Jahr zehn iPads bestellt und zwei neue Druckmaschinen. Beide Investitionen sind richtungsweisend." Walterpeter Twer, Verleger der Rhein-Zeitung
"Wir hatten eine recht gute Woche, viel besser als im letzten Jahr. Und die Qualität der Besucher und Gespräche bewegte sich auf hohem Niveau. Die meisten Besucher, sowohl Kunden als auch potenzielle Interessenten, möchten wissen, welche neuen kreativen Möglichkeiten wir für Printprodukte in der Zukunft sehen, insbesondere im Hinblick auf alles, was das Produkt für Leser und Werbekunden attraktiver macht. Und natürlich haben Produktivität und Kostensenkung nach wie vor hohe Priorität." Thomas Hauser, Leiter Corporate Marketing & Communications bei Manroland
"Viele der Fachbesucher interessieren sich für alles, was mit Content-Management zu tun hat, vor allem bedingt durch das Interesse am iPad. Natürlich kamen viele Kunden und Besucher aus den deutschsprachigen Ländern, aber auch aus Nord- und Osteuropa." Roberto Antoniotti, CEO, Content Management Division/Southern Europe & Latin America, Atex
"Es stimmt, dass viele Unternehmen ihre Produktion derzeit konsolidieren. Daher kommt es für Anbieter heute entscheidend darauf an, schnell auf den Markt und die Kundenbedürfnisse zu reagieren. Gleichzeitig wird in Ländern wie Großbritannien die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und Produkte in Betracht gezogen, was uns neue Möglichkeiten eröffnet." Michael Kaufmann, Verkaufsleitung Ferag
"Wir haben eine Reihe von neuen Kontakten gewonnen, insbesondere im Nahen Osten, was den Semicommercial-Bereich betrifft. Das trifft sich für uns sehr gut, da wir über weit reichende Erfahrung im Akzidenzbereich verfügen. Es besteht tatsächlich weniger Nachfrage nach größeren Druckmaschinen, aber wir stellen ein steigendes Interesse an kleineren, flexibleren Maschinen und umweltfreundlicher Technik fest." Jacques Navarre, Vice President Goss International
"Wir spüren eine gewisse Markterholung, doch es herrscht ein scharfer Wettbewerb unter den Anbietern und es sind sehr viele Second-Hand-Ausrüstungen auf dem Markt." Anna-Karin Jönsson, Marketingleiterin beim Versandraumhersteller Schur Packaging Systems
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Schwergewichtige Bestellungen
KBA, Manroland, Goss International, Schur Packaging Systems, TKS, Fujifilm, PPI Media, Baldwin und andere Herstellerfirmen für den Produktionssektor meldeten eine Reihe von Aufträgen im Wert von mehreren Millionen Euro.
Seinen weltweit größten Einzelauftrag für Einsteckmaschinen meldete Schur Packaging Systems. Der „Multi-Millionen“-Euro-Auftrag des indischen Zeitungsverlags Malayala Manorama umfasst 26 Einstecklinien. Der neue Versandraum, einschließlich Einstecken und Paketbildung wird in Verbindung mit Smartline und Frontline-Rotationen installiert. Der Auftrag beinhaltet 26 Einstecksysteme vom Typ A 855, mit einer jeweiligen Leistung von bis zu 35.000 Exemplaren stündlich, 13 Klammertransporteure des neuen Models TGG 3200, 13 Kreuzleger TS 800 und NTTS 300, basierend auf 26 Stack-Pack Linien, die in Indien gefertigt werden.
Am zweiten Messetag erhielt Koenig & Bauer von der Aachener Verlagsgesellschaft einen Auftrag über zwei 32-seitige KBA Commander CT 4/2. Die beiden hoch automatisierten Kompaktrotationen mit zusammen vier Pastomat-Rollenwechslern, vier Drucktürmen und zwei KF 5-Falzwerken sollen Ende 2011 ausgeliefert werden. Mit der Bestellung aus Aachen hat sich die Anzahl der verkauften Commander CT-Drucktürme auf 86 erhöht.
Am letzten Messetag informierte Manroland über den Verkauf von zwei Colorman-Autoprint-Anlagen, bestehend aus je zwei Maschinen an das Druckhaus Ulm-Oberschwaben für die Druckstandorte Ulm und Weingarten. Bestellt im August, soll die erste Maschine Ende März 2011 installiert werden. Die vier neuen Maschinen werden sieben alte sukzessive ersetzen, Ende 2013 soll fertig umgestellt sein.
Die Ifra Expo 2011 wird vom 10. bis 12. Oktober 2011 in Wien stattfinden.