"Wir halten zusammen": Marion Baur-Becker hat die Druckerei BaurOffset Print in Villingen-Schwenningen vor fünf Jahren von ihren Eltern übernommen. Wie ein starkes Team ihr dabei hilft, die Herausforderungen der Corona-Pandemie zu meistern.
Frau Baur-Becker, wie hart treffen Sie die Auswirkungen der Coronakrise?
Marion Baur-Becker: Seit der Pandemie haben wir rund 30 Prozent weniger Umsatz, aber es gibt Firmen, die schlimmer dran sind als wir. Wir haben noch Glück. Unsere Mannschaft ist positiv eingestellt und hält zusammen.
Was heißt das genau?
Unser Teamgeist ist sehr gut. Die Leute arbeiten eigenverantwortlich, ich halte die Zügel locker. Wir gehen gemeinsam durch schwierige Situationen. Das heißt auch, dass die Mitarbeiter informiert sein wollen, selbst wenn es schlechte Nachrichten gibt. Sie wollen wissen, warum das Unternehmen Probleme hat, wie die aktuelle Situation ist. Die Arbeit macht den Leuten mehr Spaß, wenn sie mit einbezogen werden und dann auch wissen, wie sie mithelfen können, eine schwierige Situation zu überwinden.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Wir haben alle Schutzmaßnahmen gegen Corona in Absprache mit unseren Mitarbeitern getroffen, auch die, dass wir in zwei Schichten jeden Tag in der Anfangssituation gearbeitet haben. Es bringt nichts, wenn man die Maßnahmen als Chef diktiert, dann werden sie nicht mitgetragen. Ich habe unserem Team vermittelt, was passieren kann, wenn bestimmte Maßnahmen nicht ernst genommen werden. Zum Beispiel, dass, wenn jemand krank wird, die Firma für zwei Wochen geschlossen wird, was bei unserem kurzfristigen Geschäft eine Katastrophe wäre. So stehen dann die Mitarbeiter hinter den Maßnahmen und bringen eventuell auch noch eigene Verbesserungsvorschläge mit ein. Und so schaffen wir das gemeinsam.
Haben Sie dabei Unterstützung?
Zwei meiner Mitarbeiter haben Prokura. Sie nehmen mir in der Technik schon viele Alltagsprobleme ab und informieren mich nur noch. Auch den täglichen Einteilungsplan für Maschinenbelegung und Personal überlasse ich ihnen. Das machen sie gut, also mische ich mich da auch nicht ein. Ebenso bei aufkommender Unzufriedenheit im Team, was immer wieder vorkommen kann, schauen sie zuerst, ob sie eine Lösung finden. Ich bin zwar auch jederzeit für die Mitarbeiter da, aber ich bin nicht so nah am Geschehen und man will ja auch nicht gleich zum Chef gehen, wenn einem was nicht passt. Aber es ist mir wichtig, dass die Mitarbeiter zufrieden mit ihrer Umgebung sind.
Wie schätzen Sie Ihre derzeitige Situation ein?
Das Druckgeschäft ist ein hartes Brot, wir müssen immer schauen, dass wir flexibel bleiben und auf neue Trends und Märkte achten, die wir für uns nutzen können. Ein Schwerpunkt ist bei uns der klassische Bogendruck für andere Firmen, vorwiegend im Kartonsektor. Dieser ist relativ stabil, auch in der Coronazeit. Wir sind hier als zuverlässiger Partner auch in einer gewissen Vertrauensstellung. Weitere Schwerpunkte bestehen im Digitaldruck und in der Herstellung von hochwertigen Broschüren. Ansonsten leisten wir uns noch einen Bauchladen – wir haben große Kunden, die von A bis Z alle Drucksachen von uns beziehen. Man bekommt im Internet eben nicht alles und wir wollen einen Rundum-Service für die Region bieten.
Welche Rolle die regionale Ausrichtung in Corona-Zeiten spielt und wie das Team von BaurOffset Print eine neue Geschäftsidee entwickelt hat, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Druck & Medien. Sie kann hier als Heft oder E-Paper bestellt werden.
Außerdem in dieser Ausgabe:
Dossier "Führen in der Krise": So manövriert man Druckereien durch schwierige Zeiten.
Der Mut der Siebdruckerin: Warum eine junge Unternehmerin eine Siebdruckerei übernommen hat.
Special Papier und Druckfarben: Welche Trends müssen Drucker kennen?