Die Faltschachtel-Industrie zeichnet ein wechselhaftes Bild der aktuellen Geschäftslage. Während einige Segmente als Folge der Corona-Krise gewachsen sind, mussten andere Bereiche deutliche Verluste hinnehmen. Ein Überblick.
Im Geschäftsjahr 2019 konnte die deutsche Faltschachtel-Industrie mit 954.154 Tonnen ihr Produktionsvolumen gegenüber dem Vorjahr um 9,6 Prozent steigern. Der Produktionswert erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 4,1 Prozent auf 1,944 Milliarden Euro. Das bestätigt insgesamt eine Robustheit der Faltschachtel-Industrie, die in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich leicht gewachsen ist.
Unabhängig davon besteht aber nach wie vor ein hoher Preisdruck in Europa, der rechnerische Produktionswert produzierter Faltschachteln ist um 5 Prozent auf 2.037 Euro pro Tonne zurückgegangen. "Wir haben bis zum Beginn der Corona-Krise von der gesamtökonomischen Situation mit guter Konsumlaune und höherer Anschaffungsneigung profitiert, stehen aber insgesamt in einem sehr starken europäischen Wettbewerb, dem wir uns aktiv stellen", sagt Andreas Helbig, Sprecher des Vorstands des Fachverbands Faltschachtel-Industrie (FFI).
Das laufende Geschäftsjahr steht vor allem im Zeichen von Corona. Im ersten Halbjahr 2020 ist das Produktionsvolumen der deutschen Faltschachtel-Industrie gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent gestiegen und der korrespondierende Produktionswert um 0,4 Prozent.
Für das dritte Quartal 2020 liegen gegenwärtig nur die Daten von den FFI Mitgliedern vor. Demnach ging die Produktionstätigkeit um 1,3 Prozent zurück im Vergleich zum korrespondierenden Sommerquartal 2019. Der entsprechende Produktionswert reduzierte sich um 5,3 Prozent. Diese Daten für 2020 bestätigen die speziellen Corona-Sondereffekte und ähneln der wellenförmige Entwicklung der Infektionszahlen in Deutschland.
Insbesondere das zweite Quartal 2020 führte in zahlreichen Faltschachtel-Segmenten für Konsumgüter des täglichen Bedarfs wie beispielsweise in den verschiedenen Produktbereichen des Lebensmittel- und Hygiene-Sektors oder der Pharmazie zunächst zu einem gesteigerten Orderverhalten und einer erhöhten Produktionstätigkeit. Auch Kernmarken und auflagenstarke Produkte aus dem Süßwaren-Sortiment waren stark nachgefragt. Gleiches galt für die Segmente Zigarette, Hobby/Spiele. Aus dem Kosmetiksegment waren dagegen einzig die Haarcolorationen ein Produktsegment, das von Kunden aus Markenartikelindustrie und Handel verstärkt beauftragt wurde.
Diesen positiven Entwicklungen standen allerdings zum Teil deutliche Rückgänge bei anderen Produkten gegenüber, insbesondere bei höher veredelten Faltschachteln für dekorative Kosmetik und Düfte oder Spirituosen sowie andere Segmente wie Textil / Schuhe, Automotive, Industrie-und Bürobedarf und nicht zuletzt im Foodservice-Bereich.
Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, dass eine Versorgung der Bevölkerung ohne in Faltschachteln verpackte Lebensmittel und Produkte nicht möglich ist. "Wir freuen uns, dass die Verpackung als integraler Bestandteil der Versorgungskette gewürdigt und somit als systemrelevant bewertet wurde", sagt Andreas Helbig.
Zu diesen aktuellen Herausforderungen kommen für die Faltschachtel-Industrie grundsätzliche Diskussionen rund um die Umweltrelevanz von Verpackungen, die auch die Zukunft beherrschen werden. Eine Substitution anderer Verpackungsmaterialien durch Faltschachteln kann aktuell zwar noch nicht belegt werden. Tatsache ist allerdings, dass sie als Kreislaufverpackung nicht nur das Produkt schützt, sondern aus einer nachwachsenden Quelle stammt und nach Gebrauch recycelt wird. (kü)
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