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News / Nachhaltigkeit in der Druckbranche: "Wir legen den Finger in die Wunde"
Walter Pohl: "Papier verursacht die meisten CO2-Emissionen." (Bild: Climate Partner)
29.06.2020  Menschen
Nachhaltigkeit in der Druckbranche: "Wir legen den Finger in die Wunde"
Klimaneutrales Drucken ist ein guter Einstieg in den Umweltschutz. Was Kochöfen in Indien mit Druckjobs in Deutschland zu tun haben, erläutert Walter Pohl, der bei ClimatePartner grafische Betriebe berät.
Herr Pohl, was bedeutet eigentlich klimaneutrales Drucken?
Walter Pohl: Die CO2-Emissionen eines Druckproduktes werden berechnet, und es wird geprüft, welche Möglichkeiten es gibt, diese Emissionen zu vermeiden oder zu verringern. Der unvermeidbare Rest an Emissionen wird über die Beteiligung an international anerkannten Klimaschutzprojekten ausgeglichen.

Kann auch eine gesamte Druckerei klimaneutral sein?
Auch das ist möglich – es gibt verschiedene Varianten. Eine Druckerei kann nur auftragsbezogen ausgleichen oder prinzipiell alle Drucksachen klimaneutral stellen, damit ist dann die ganze Druckerei logischerweise klimaneutral.

ClimatePartner gehört neben dem Verband Druck & Medien und natureOffice zu den Partnern für klimaneutrale Druckproduktion. Wie viele Druckereien arbeiten mit Ihnen zusammen?
Im Jahr 2019 waren es etwa 800 – das dürfte die Mehrheit sein.

Was verursacht bei einem Druckjob die meisten CO2-Emissionen?
Ganz klar das Papier. Dessen Anteil liegt bei 70 bis 80 Prozent der Emissionen bei einem Druckauftrag. Die zweite Größe ist die benötigte Energie, aber danach kommt nicht mehr viel.

Druckereien suchen das Papier oft gar nicht selbst aus.
Stimmt. Meistens schreibt der Kunde die spezifische Sorte vor. Darüber hinaus steht für den Drucker an erster Stelle, wie gut ein Papier vom Druckverhalten her ist, und nicht unbedingt, wie der CO2-Wert aussieht. Dennoch: Umfragen des Papiergroßhandels deuten darauf hin, dass Druckereien bei etwa der Hälfte der Aufträge das Papier selbst bestimmen können.

Empfehlen Sie dann zum Beispiel FSC-zertifizierte Sorten?
Nicht prinzipiell. Das FSC-Siegel besagt, dass der Zellstoff aus nachhaltig bewirtschafteten Waldbeständen stammt. Es sagt nichts über den Produktionsprozess in der Papiermühle aus – der ist unabhängig vom jeweiligen Zellstoff und der gleiche wie bei konventionellen Sorten.

Das gesamte Interview ist im neuen Druck & Medien-Dossier „Nachhaltig drucken: Der Weg zu einer umweltfreundlichen Produktion" erschienen. 
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