Der industrielle Druck, auch Industrial Print genannt, wächst. Welche Anforderungen Druckereien erfüllen müssen, welche Anwendungen sinnvoll sind.
Um Fehlinterpretationen oder Verwechslungen gleich vorzubeugen: Mit Industrial Print ist nicht das prozessoptimierte, automatisierte oder gar autonome industrielle Drucken in grafischen Betrieben gemeint. Industrial Print bedeutet generell, dass ein Objekt ge- oder bedruckt wird, das Teil eines anderen, üblicherweise größeren Produkts ist. Ein im Industrial Print bedrucktes Objekt ist also nie ein fertiges oder eigenständiges Produkt, sondern immer nur Teil eines Ganzen.
Die Teile eines Kaffeeautomaten zum Beispiel stellen für sich betrachtet nur einen relativ geringen Wert dar. Erst das Verbinden dieser höchst unterschiedlichen Teile zu einem funktionsfähigen Gerät macht die Wertschöpfung aus. Dazu sollte man aber auch genau wissen, welches Teil wohin gehört. Da hilft Drucken natürlich weiter. Eine Teilenummer oder ein Barcode – mehr braucht man nicht. Und beides lässt sich mit nur einer Farbe herstellen.
Ob dazu Tampon-, Tief-, Sieb- oder Inkjetdruck, vielleicht auch nur ein lasergedrucktes Etikett notwendig ist, mag man gerne diskutieren. Hauptsache, der Code ist lesbar. Doch da geht es schon los. Etikett, Toner, Farbe und Tinte müssen haltbar sein und dürfen sich unter dem Einfluss von Temperatur oder Feuchtigkeit nicht verändern und schon gar nicht zersetzen.
Nun ist es aber ziemlich unwahrscheinlich, dass dies alleine der Grund für die jetzt gezündete nächste Stufe des industriellen Druckens ist. Es gibt noch ganz andere Anforderungen. So werden allein in der EU 17 verschiedene Sprachen gesprochen und die Gesetzgebung verlangt, dass Informationen auf Maschinen in der jeweiligen Landessprache lesbar sein müssen. Der Kaffeemaschinenhersteller müsste also eine große Anzahl von Bedienungsanleitungen und Bedienblenden bevorraten und aufkleben – je nachdem, in welches Land die Maschinen geliefert wird. Und das kann teuer werden – nicht das Drucken, aber die Lagerhaltung, das Handling und die Logistik.
Mit den zur Verfügung stehenden digitalen Drucktechniken ist es möglich, die Maschinen für Tschechien, Lettland, Deutschland, Spanien und andere Länder am Ort der Montage im Werk direkt zu bedrucken, die Vorschriften zu erfüllen, eine termingerechte Auslieferung zu gewährleisten, schlank und zu niedrigen Kos- ten zu produzieren. Die Kaffeeautomaten können gleich in der richtigen Sprache bedruckt und mit dem Namen des Herstellers oder Handelshauses und dem eventuell variierenden Produktnamen individualisiert werden.
Dabei ist davon auszugehen, dass die Entwicklung bei Haushalts-Geräten und anderen industriell hergestellten Produkten noch weiter auf maßgeschneiderte Eigenschaften hinauslaufen wird. Clevere Hersteller werden nämlich die wirtschaftlichen Notwendigkeiten mit dem Stilbewusstsein der Verbraucher kombinieren wollen und dafür sorgen, dass der Kaffeeautomat auch zur Designer-Küche des Kunden passt. Zur hellgrauen Küchenplatte, zu den farbig abgestimmten individuell bedruckten Keramikfliesen bieten sich an die Gerätefronten angepasste Strukturen des Kaffeeautomaten mit oder ohne dem Namen des Besitzers an. Sicher haben Individualisierung und Personalisierung ihren Preis – doch das wird viele Zeitgeistjünger nicht abschrecken.
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