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25.04.2017  Wirtschaft
Ermittlungen wegen Schmiergeld-Verdacht
Nach der ehemaligen Konzern-Mutter MAN hat nun auch Manroland ein Problem mit "Unregelmäßigkeiten bei Provisionszahlungen im Vertrieb". Das Unternehmen selbst informierte die Staatsanwaltschaft und arbeitet an einer "vollumfänglichen Aufklärung".
Die Unregelmäßigkeiten wurden im Rahmen einer vom Vorstand veranlassten Untersuchung durch die Interne Revision entdeckt, wie Thomas Hauser, Leiter Corporate Marketing & Communications, gegenüber Druck&Medien erklärte. Die Untersuchungen wurden in enger Abstimmung mit einer steuerlichen Betriebsprüfung und unter Einbeziehung externer Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte durchgeführt.

Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen, über die der Aufsichtsrat am heutigen Dienstag unterrichtet wurde, erhärten den Verdacht, dass es in Teilen des Vertriebs zu Provisionszahlungen ohne den Nachweis einer konkreten Gegenleistung gekommen ist. In diesem Zusammenhang werden insbesondere Fälle im Umfeld der Schweizer Tochtergesellschaft Votra im Zeitraum von 2002 bis Anfang 2007 geprüft.

Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens bestätigt

Die von Manroland eingeschaltete Staatsanwaltschaft in Darmstadt bestätigte die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens. Darmstadt ist deswegen zuständig, weil das Unternehmen ein großes Werk in Offenbach hat.

Es sei bislang unklar, um wie viele Beschuldigte und um welche Summen es gehe, erklärte Staatsanwalt Ger Neuber. Die Staatsanwaltschaft habe am Montag ein Verfahren gegen mehrere Personen eingeleitet.

Finkbeiner will "konsequente Aufklärung"

Der Vorstand hat nach eigenen Angaben "die vollumfängliche Aufklärung des Sachverhaltes durch externe Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer veranlasst" und die Staatsanwaltschaft über die Vorgänge und den derzeitigen Stand der Untersuchungen informiert.

CEO Gerd Finkbeiner: "Wir werden eine konsequente Aufklärung aller bekannt gewordenen und möglicher weiterer Fälle betreiben und unterstützen. Wir sehen uns in der Verantwortung gegenüber unseren Geschäftspartnern, Kunden und Mitarbeitern, deutlich zu machen, dass wir Rechtsverstöße nicht dulden. Auch im Lichte der am vergangenen Freitag bekannt gegebenen Neuausrichtung des Unternehmens räume ich der Aufklärung dieser Vorfälle höchste Priorität ein."

Jahrelange Schmiergeld-Praxis bei MAN


Zuvor hatte bereits die frühere Manroland-Mutter MAN mit ähnlichen Vorgängen für Schlagzeilen gesorgt. Die Münchener Staatsanwaltschaft hatte Mai 2009 Ermittlungen eingeleitet, weil der dringende Verdacht bestand, dass der Verkauf von Lastwagen und Bussen mit Bestechungsgeldern "unterstützt" wurde.

Bestätigt wurde dieser Verdacht durch zahlreiche Geständnisse. So gab ein ehemaliger Top-Manager des Dax-Konzerns zu, im Jahr 2004 die Zahlung von rund neun Millionen Euro veranlasst zu haben, um einen Großauftrag in Kasachstan zu erhalten. Er wurde Ende Juni 2010 vom Landgericht München zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der Vorsitzende Richter befand den 66-Jährigen der Bestechung im geschäftlichen Verkehr für schuldig. Zudem muss der Ex-Vorstand insgesamt 100.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zahlen.

Insgesamt deckten die Ermittler Schmiergeldzahlungen in Höhe von 51,6 Millionen Euro auf, die in den vergangenen zehn Jahren geleistet wurden. Die Affäre kostete rund 20 Manager und Mitarbeiter den Job. Die von der Staatsanwaltschaft auf 151 Millionen Euro festgesetzte Strafe wurde von MAN akzeptiert. Das umstrittene Provisionssystem wurde inzwischen abgeschafft.

Clemens von Frentz
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