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Bernd Zipper: "Natürlich werden nicht alle klassischen Druckereien verschwinden."
20.07.2018  Wirtschaft
"Es gibt Strategien, die dem klassischen Drucker helfen"
Das Geschäft der Online-Druckereien blüht und Wachstumsgrenzen sind kaum in Sicht. Bernd Zipper, CEO Zipcon Consulting in Essen und ausgewiesener Online-Print-Experte, kennt jedoch auch Strategien für Druckereien, die nicht online gehen wollen.
Herr Zipper, Sie haben sich schon zu einer Zeit mit dem Thema Web-to-Print auseinandergesetzt, als wir alle noch über Proofs, Computer-to-Plate oder den Digitaldruck diskutiert haben. Wie kam es dazu?
Bernd Zipper: Schon Anfang 2000 war absehbar, dass die Analog-Digital-Transformation aller Branchen für unsere Gesellschaft eine weit größere Revolution darstellen wird als die Einführung von DTP, CtP oder Digitaldruck für die Druckindustrie. Wir haben es damals allerdings nur sehr schemenhaft erkennen können. 1999, während der Recherche zu meinem ersten Artikel über Web-to-Print, wurde mir die Tragweite dieser Entwicklung jedoch sehr schnell klar: Web-to-Print, so der damals gängige Begriff, und Online-Shops werden die Druckindustrie revolutionieren! Das kann man aus heutiger Sicht ja nur bestätigen.

Aber was ist der eigentliche Grund für den Erfolg von Online-Print?
Ein Markt kann ja nur entstehen, wenn Nachfrage besteht. Und offensichtlich befriedigen die vielen Online-Drucker diese Nachfrage. Analysieren wir das Geschäftsmodell Online-Print, sind sechs Aspekte zu erkennen: Erstens, Online-Druck ist bequem. Kunden können, wann und wo immer sie wollen, sehr einfach Drucksachen bestellen. Zweitens, Online-Druck ist da, wo der Kunde ist. Er kann Online-Drucker in der Situation erreichen, in der er grade ist. Drittens, Online-Druck ist meist günstig. Das spart für Standarddrucksachen eine Menge Geld. Viertens, Online-Druck ist vielfältig. Kunden können aus hunderten von Angeboten nach Gusto wählen. Fünftens, Online-Druck bietet Preise sofort. Sechstens, Online-Druck liefert zeitnah. 24- oder 48-Stunden-Services sind bei den meisten Onlinern normal. Die Lieferzeiten bei klassischen Druckern sind oft ein "Stopper" für die Kunden. Kurz: Online-Drucker haben den Bedarf der Kunden erkannt und erleichtern den Einkauf von Drucksachen.
 
Geht es für eine Druckerei denn überhaupt noch ohne einen Online-Shop?
Klassische Drucker, also Anbieter ohne Online-Zugang, hadern noch immer mit sinkenden Margen. Dagegen geht es den meisten Online-Druckern prima. Auch Drucker, die selbst keine Online-Shops betreiben, sondern Online-Beschaffungs- oder B2B-Portale, freuen sich über regen Umsatz. Auch wenn der Kunde persönlichen Service schätzt, hat er verstanden, seine Drucksachen online bequem und als "Herr des Prozesses" zu bestellen.


Sie haben prognostiziert, dass sich die Marktanteile innerhalb der Branche massiv verschieben werden und dass sich die Zahl der Druckbetriebe europaweit halbieren wird. Sind Druckereien, die sich nicht mit Online-Print auseinandersetzen, alle verloren?
Natürlich werden ja nicht alle klassischen Druckereien verschwinden. Selbst wenn die Online-Drucker, die im Grunde ja nur eine zeitgemäße Kommunikationsstruktur wie das Internet für ihren Marktzugang nutzen, den Markt gestalten, gibt es Strategien, die dem klassischen Drucker helfen können – wenn er sich zeitgemäß aufstellt und wenn er es auch wirklich will. Ausgangspunkt ist die wirklich kritische Prüfung des eigenen Betriebs. Er muss seine Systeme und Produktion optimieren und notfalls erneuern. 

Mit welchen weiteren Strategien klassische Druckereien ohne Online-Shop erfolgreich sein können, welche Rolle dabei der Datenaustausch spielt und warum alter Softwareplunder auf den Schrott gehört, erläutert Bernd Zipper im aktuellen Dossier "Online-Druck: Warum Web-to-Print wächst".  Das einzelne Dossier kann hier bestellt werden, zum Jahres-Abo von "Druck&Medien" geht es hier. Außerdem steht das Heft hier im iKiosk als E-Paper bereit. 
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