Sicherheitslücken beim neuen Ausweis
Erneut muss sich die Bundesdruckerei mit erheblichen Problemen auseinandersetzen: Das ARD-Magazin "Plusminus" hat im Sicherheitssystem des elektronischen Personalausweises, der am 1. November 2010 eingeführt werden soll, gravierende Mängel festgestellt.
In Zusammenarbeit mit dem Chaos Computerclub (CCC) prüfte die "Plusminus"-Redaktion Testversionen der Basis-Lesegeräte. Ergebnis: Für Betrüger ist es laut "Plusminus" problemlos möglich, sensible Daten abzufangen - inklusive der geheimen PIN-Nummer. Die Lesegeräte sind nötig, um den neuen Personalausweis am heimischen Computer zu nutzen und sich somit für die Abwicklung von Internet-Geschäften zu identifizieren.
Innenminister de Maizière sieht keinen Handlungsbedarf
Die Bundesregierung behauptet dagegen, das Verfahren sei für den Verbraucher sicher. Für den Betrieb reiche ein "einfaches Basislesegerät ohne eigene Tastatur und eigenes Display aus", heißt es dazu in den Broschüren des Bundesinnenministeriums.
Nach Recherchen von "Plusminus" erleichtert aber gerade diese Technologie den Klau der Daten. Dennoch sieht Bundesinnenminister Thomas de Maizière nach eigenen Angaben keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Eine Million dieser Geräte sollen kostenlos als sogenannte "Starter Kits" an die Bürgerinnen und Bürger verteilt werden.
Ministerium "sponsert" über eine Million Lesegeräte
Um mit dem neuen Personalausweis online Geschäfte tätigen zu können, braucht man neben dem eigentlichen Ausweis und einer sechsstelligen PIN, die man separat erhält, noch ein so genanntes Lesegerät. Dieses soll später auch im Handel in verschiedenen Preisklassen (und Sicherheitsstufen) angeboten werden.
Zum Start "sponsert" das Bundesinnenministerium allerdings über eine Million der benötigten Lesegeräte. Ein Kostenpunkt von 24 Millionen Euro, finanziert über das Konjunkturpaket II. Sie sollen unter anderem über Computer-Zeitschriften und ausgewählte Banken abgegeben werden.
**break**Die 1879 gegründete Bundesdruckerei entwickelt und liefert Systemlösungen und Dienstleistungen für sichere Identifikation und zählt nach eigenen Angaben weltweit zu den führenden Spezialisten in diesem Bereich. Neben kompletten Pass- und Ausweissystemen liefert das Unternehmen Personaldokumente, Hochsicherheitskarten, Dokumentenprüfgeräte, Sicherheitssoftware sowie Trust-Center-Leistungen für nationale und internationale Kunden.
Darüber hinaus fertigt die Bundesdruckerei Banknoten, Postwertzeichen und Steuerzeichen sowie elektronische Publikationen. Mit ihren Töchtern BIS Bundesdruckerei International Services GmbH, D-Trust GmbH, Maurer Electronics GmbH und Inco Sp.z o.o. beschäftigt die Bundesdruckerei rund 1.700 Mitarbeiter weltweit und erzielte im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von 314 Millionen Euro.
Neuer Finanzchef ab Ende 2010
Als die Firma 2009 wieder verstaatlicht wurde, verzichtete der Bund auf die Rückzahlung von rund 450 Millionen Euro, die ihm der Geldproduzent schuldete. Mittlerweile liegen die Verbindlichkeiten nur noch bei gut 300 Millionen Euro. Operativ arbeitet der Betrieb profitabel.
Geleitet wurde das Unternehmen in den vergangenen Jahren von Geschäftsführer Ulrich Hamann (55), der kommissarisch auch für den seit Ende 2008 vakanten Posten des Finanzchefs zuständig war. Nach Informationen des "Manager Magazins" wurde für diese Position nun ein Manager gefunden. Demnach wird Ende 2010 Christian Helfrich (43) das Finanzressort der Bundesdruckerei übernehmen.
Helfrich soll künftig als kaufmännischer Geschäftsführer die Bereiche Finanzen, IT, Einkauf, Security & Facility-Management sowie Personal verantworten. Zuletzt war der Manager beim belgischen Agfa-Konzern im Finanzressort verantwortlich für die Restrukturierung der Gruppe. (cvf)