Standards mit Sinn
Der bvdm setzt sich für die wichtige Standardisierung ein. Nicht jede Neuerung ist jedoch sinnvoll, wie die jüngste Tagung des weltweiten Normungsgremiums gezeigt hat.
Das ISO Technical Committee 130 Graphic Technology (ISO TC 130) erarbeitet weltweit gültige Normen. Der PDF/X-Standard oder die Normenreihe ISO 12647 für die Druckprozesssteuerung sind zwei Beispiele dieser Arbeit, die der bvdm seit den 1980er Jahren prägt. Gleichwohl bestehen innerhalb des Normungsgremiums starke Interessengegensätze, die auch bei der Frühjahrstagung des Gremiums vom 3. bis 9. Juni im kanadischen Toronto zutage traten. Der bvdm vertrat dort die Position der Anwender aus der Druckindustrie.
Der bvdm lehnt Normungsvorhaben ab, die darauf angelegt sind, "ausschließlich die Geschäftsmodelle einzelner an der Normung beteiligter Unternehmen oder Interessengruppen zu fördern oder deren Praktikabilität nicht nachgewiesen werden kann", so der Verband. Denn eine Inflation überflüssiger oder gar schädlicher Normen würde die seriösen Standardisierungsbemühungen diskreditieren und der Akzeptanz von Standards insgesamt schaden.
Auch beim Treffen des ISO-Gremiums in Toronto hat sich der bvdm gegen solche Bestrebungen gewehrt. So beabsichtigen einige Institutionen und Auditoren, Zertifizierungsrichtlinien zu normen (ISO 19301 bis ISO 19304). Die bisher vorgeschlagenen Regelungen sind aus der Sicht des bvdm unausgereift und richten sich so gezielt an den individuellen Bedürfnissen der Initiatoren aus, dass sie einerseits potenzielle Anwender in manchen Weltregionen ausgrenzen und andererseits das hohe Niveau bestehender Zertifizierungen konterkarieren würden. Auch dem Versuch, mit dem Normungsvorhaben ISO 20616 einen Parallelstandard zu bereits existierenden Vorgaben zu etablieren, verweigerte der bvdm seine Zustimmung. Denn konkurrierende Standards würden zu Irritationen führen und der Druckindustrie Kosten verursachen.
Bei anderen Normungsvorhaben zeigten sich in Toronto Fortschritte. Das gilt unter anderem für die äußerst konstruktive und zielführende Entwicklung der ISO-Normen 15930-9 (PDF/X-6), 16613‐1 (PDF/VCR – das PDF/X für den variablen Digitaldruck), 16684 (XMP-Plattform) und 17972-4 (Farbdaten-Containerformat CxF/X-4) sowie die erfolgreichen Revisionen der ISO-Normen 2846-1 (Skalendruckfarben für Bogen- und Rollenoffset) und 13655 (Spektrale Farbmessungen).
Ein neues Projekt widmet sich der einheitlichen Darstellung wichtiger Druckfarbeneigenschaften auf den Druckfarbenbehältern. Zusammen mit der Schweizerischen Normen-Vereinigung (SNV) erarbeitet der bvdm außerdem einen Normvorschlag, der eine einfache messtechnische Eingangskontrolle von Papieren in Druckereien beschreibt. Die Norm soll Druckereien und Papierherstellern dabei helfen, kritische Chargenschwankungen zu erkennen und somit unnötige Makulatur und papierbedingte Reklamationen zu vermeiden. (kü)