UPC Print in Vaasa (Finnland)
UpCode kombiniert neue Medien mit Print
Dass eine Handykamera sehr wohl etwas mit einer Druckerei zu tun haben kann, beweist der finnische Medienunternehmer Sture Udd. Das von ihm erfundene Supermedia-System UpCode steigert nämlich die Auflagen seiner mit Systemen von Müller Martini weiterverarbeiteten Printprodukte markant.
«Video killed the radio star» sang vor 30 Jahren in einem Nummer-1-Hit die britische Popband Buggles. Sie hatte nicht recht, denn die bewegten Bilder liessen das Radio nicht verschwinden. «Multimedia kills print» sagen heute viele Pessimisten. «Sie haben nicht recht», sagt Sture Udd. Der finnische Medienprofi ist nicht nur Gründer und CEO von UPC Print, sondern auch Erfinder des von ihm als «Supermedia» bezeichneten und schon in 56 Ländern auf dem Markt befindlichen UpCode-Systems und CEO der UpCode Solutions Ltd.
UpCode – kaum zufällig im Nokia-Heimatland Finnland erfunden – mischt auf geniale Art und Weise bedrucktes Papier mit einem Mobiltelefon. Dabei wird ein an ein durcheinander gewirbeltes Schachbrett oder an ein Tetris-Spiel erinnerndes Schwarz-Weiss Quadrat mit dem Handy abfotografiert (in der Fachsprache «Mobile Tagging» genannt). Die UpCode-Reader-Software entschlüsselt die im aufgedruckten 2D-Barcode gespeicherten Informationen (beispielsweise über Produktinfos oder Verkaufsaktionen) und zeigt sie am Handy-Display in der jeweiligen Landessprache an. Die Software ist kostenlos, lediglich die Gebühren des Mobilfunk-Anbieters fallen an.
«Kosten pro Bestellung ist aussagekräftiger»
«Viele Auftraggeber von Printprodukten rechnen mit den Kosten pro Stück», sagt Sture Udd. «Doch leider verstehen viele konservative Werber und Drucker nicht, dass die Kosten pro Bestellung viel aussagekräftiger sind. Ich kann mittels einer mathematischen Formel belegen, dass Prospekte, Werbebroschüren oder Flyer mit aufgedruckten UpCode 15 bis 20 Prozent mehr Verkäufe zur Folge haben. So hat Print Zukunft. Und deshalb ist UPC Print mehr als eine Druckerei, ich spreche lieber von einem Communication Center.»
Verkaufsaktionen im Stadtplan
Sture Udd liefert ein eindrückliches Beispiel in Form eines über 300-seitigen, klebegebundenen Strassenplans von Moskau, den er für einen russischen Kunden produziert. Bis vor kurzem erschien dieser in einer Auflage von 30 000 Exemplaren, und man musste ihn kaufen. Weil jedoch immer mehr Autofahrer über ein Navigationsgerät verfügen, sank die Auflage rapid.
Also wechselte der Herausgeber das Konzept: Der Moskauer Strassenplan erscheint nun in einer Auflage von 150 000 Exemplaren, ist gratis – und enthält auf zahlreichen Seiten einen UpCode, mit dem die in den entsprechenden Stadtteilen angesiedelten Geschäfte werben und der laufend neue Verkaufsaktionen vermittelt. Der Herausgeber bekommt für jeden UpCode-Kontakt eine Provision und deckt so die Kosten für den Druck des Stadtführers. Denn mit UpCode kann identifiziert werden, über welches Printprodukt der Kundenkontakt zustande kam.
Spezielle Herausforderung: dünnes Papier
Die 1978 gegründete UPC Print druckt jedoch nicht nur für Fremdkunden, von denen sich 50 Prozent im Ausland befinden. Mit «Mega» (Auflage: 100 000 Exemplare) und «Asuntolehti Bostadsbladet» (40 000) hat das 100 Personen zählende Unternehmen zwei eigene, wöchentlich erscheinende Direct-Marketing-Magazine für den finnischen Markt. Die beiden im hochwertigen Heatset-Verfahren gedruckten Produkte werden von zwei Rotationsschneidern Preciso und Compacto geschnitten.
Denn für seine innovativen Produkte setzt UPC auf innovative Lösungen von Müller Martini. Beispielsweise in der Rotationsabnahme. Bei täglich 100 Tonnen gedrucktem Papier ist eine reibungslose Schnittstelle zwischen Druck und Weiterverarbeitung von zentraler Bedeutung. UPC hat deshalb in Vaasa neben den beiden Rotationsschneidern sowie je einem Kreuzleger Forte und Listo mit Palettiersystem Cohiba für Fertigprodukte auch drei Stangenausleger von Müller Martini im Einsatz: zwei Avanti und einen Vivo. An sie werden deshalb besonders grosse Herausforderungen gestellt, weil UPC meist dünnes Papier – 50 Gramm oder noch tiefer – verwendet.
PrimaPlus als Test für Primera E140
Zugeführt werden die Stangen neben einem 2006 in Betrieb genommenen PrimaPlus – Sture Udd: «Das war unser Test, und den hat Müller Martini glänzend bestanden» – seit Sommer 2009 auch einem Primera C140 aus der neuen Sammelhefter-Generation von Müller Martini. Zwei Gründe waren laut Sture Udd für den Entscheid zugunsten der Lösungen von Müller Martini ausschlaggebend: «Zum einen die jahrzehntelange Erfahrung von Müller Martini in der Druckweiterverarbeitung. Zum andern die Tatsache, dass ich alle Lösungen aus einer Hand bekomme. Weil all unsere Weiterverarbeitungs-Systeme vom gleichen Anbieter stammen, sparen wir Kosten (beispielsweise in der Startphase einer neuen Maschine) und gewinnen Synergien (weil unsere Maschinenführer alle Systeme bedienen). Und auch bezüglich Service ist es ein grosser Vorteil, wenn ich nur einen Ansprechpartner habe.»