Please wait...
News / printadvice: Die Halle steht, auch wenn die Erde bebt
03.06.2014  Wirtschaft
printadvice: Die Halle steht, auch wenn die Erde bebt

Generell müssen Druckhallen, allein um den starken Schwingungen durch die Rotationen der Maschinen standzuhalten, besonders stabil konstruiert sein. Sollen sie aber im Umkreis von Vulkanen oder in gefährdeten Erdbebengebieten errichtet werden, sind die Ansprüche an die Planer und Statiker von printadvice/Eurografica besonders hoch.

Die Anforderungen an Bauprojekte sind ehrgeizig: Um- und Anbauten sollen in gewachsene Gebäudestrukturen bei laufendem Betrieb und möglichst wenig Unterbrechung in nur kurzer Zeit integriert werden. Das erfordert eine komplexe, schnelle, bis ins letzte Detail durchdachte Planung. Zum einen gilt es, vorhandene und neue Flächen hinsichtlich der Produktionsprozesse und Arbeitswege optimal zu nutzen. Zum anderen sind es geografische, geologische und klimatische Besonderheiten, zusammen mit behördlichen Vorgaben sowie regionalen Mentalitäten, die jedes Projekt einzigartig machen. Ein straffer Zeitplan tut sein Übriges. Mit Erfahrungen und technischem Know-how allein ist es dann nicht getan. Nur mit den richtigen Partnern vor Ort wird ein Projekt erfolgreich.

Komplexe Planung in kurzer Zeit

Lateinamerika, Island oder Bulgarien sind besonders anspruchsvolle Regionen, in denen printadvice, das manroland-Tochterunternehmen Eurografica Systemplanungs GmbH, bereits aktiv war. „Bei einem Projekt in Ecuador kamen beinahe alle Faktoren zusammen, die ein Bauvorhaben besonders anspruchsvoll machen“, berichtet Karin Sieber-Huber, Projektleiterin von printadvice. Für eine neue UNISET-Anlage sollte der Produktionsstandort der Tageszeitung El Comercio in Quito erweitert werden. „Neben einer Lage auf 2.800 Metern, die für Druckmaschine und Trockner besondere Anforderungen bedeutet, gibt es unterschiedlich aktive Vulkane, die Erde bebt regelmäßig und ein hoher Grundwasserspiegel erschwert das Bauen“, fasst Sieber-Huber zusammen. Vom Tag der Zusage bis zur Produktionsaufnahme stand nur ein Jahr zur Verfügung. Die strategische, konzeptionelle und detaillierte Planung musste daher in maximal zehn Wochen stehen. „Wir arbeiteten in knapp zwei Wochen bei El Comercio drei mögliche Bauvarianten aus. Die Entscheidung fiel bei der Präsentation am letzten Tag vor Ort“, erinnert sich Sieber-Huber. „Nicht unsere favorisierte Lösung bekam den Zuschlag, sondern die mit den etwas längeren Wegen. Dabei blieb den Mitarbeitern der begehrte und für die Gemeinschaft bedeutende Fußballplatz erhalten.“ So sind Projekte auch immer von sozialen und kulturellen Aspekten beeinflusst.

Lokal vernetzt
Abhängig von Land und Behörde dauert auch die Bewilligung der Bauanträge unterschiedlich lang. Die übersetzten Pläne müssen getreu der jeweiligen formalen und inhaltlichen Vorgaben sowie Sicherheitsauflagen korrekt eingereicht werden. Häufig sind sehr viel genauere Angaben erforderlich als bei deutschen Behörden. Für ein reibungsloses Verfahren arbeitet printadvice im Ausland mit international vertretenen Partnern zusammen. Sie übernehmen die Gänge vor Ort und sind erste Anlaufstelle für alle erforderlichen Gewerke.

Realistisch geschätzt
„Unsere Hauptaufgabe ist es, die Projektkosten von vornherein detailliert und realistisch inklusive eventueller Änderungen abzuschätzen. Während des Baus zusätzlich Geld bewilligt zu bekommen, ist schwierig und verzögert ein gesamtes Projekt nur unnötig“, weiß Projektleiterin Sieber-Huber. Ist der Antrag schließlich genehmigt, muss alles schnell gehen. printadvice koordiniert Kunde, Lieferanten und lokale Partner. Doch nicht alles ist vorab bis ins Letzte plan- oder vorhersehbar. Ändert sich die Situation, sind sofort Alternativen gefragt, die die gleiche Qualität liefern und weder den Zeit- noch den Budgetrahmen maßgeblich beeinflussen.

Plan B immer parat
In Ecuador war zunächst geplant, die UNISET-Anlage auf einem vom Betriebsgebäude dynamisch getrennten Maschinenfundament, mittels Airloc-KombiRoc-Platten sowie massivem Fundamentblock zu installieren. Einerseits, um die Umgebung vor Störschwingungen, die von laufenden Maschinen ausgehen zu schützen. Aber auch um die Setzung des Fundaments oder die Belastung des Gebäudes durch die dynamische Krafteinwirkung über Jahre aktiv zu verhindern. Andererseits muss die Planung eine passive Isolation gegen Erschütterungen von außen, wie bei Erdbeben, berücksichtigen. Nebenbei wirken sich all diese Maßnahmen der Statiker zudem vorteilhaft auf einen geminderten Schallpegel in benachbarten Räumen aus und verlängern durch geringeren Verschleiß auch die Lebensdauer der Druckmaschinen. Bestimmte Komponenten und Materialien für den Plan A in Südamerika zu beschaffen, erwies sich als zu schwierig, diese über die USA anzuliefern als zu teuer. So wurden im Rahmen von Plan B mit geringem Transportaufwand 98 AirLoc-Nivellierschuhe aus Europa per Schiff geliefert. Diese gleichen nun in Verbindung mit lokal verfügbaren IDEX-Hydraulikpressen punktuell geringste Setzungen zu 1/100 Millimeter genau aus – ohne großen Aufwand, Produktionsausfall oder Qualitätsverlust. „Ein Projekt lebt bis zum Schluss“, fasst Sieber-Huber zusammen. „Egal ob weitere Anforderungen hinzukommen oder ob aus bautechnischer Sicht Überraschungen auftreten. Es geht immer auch anders. Es findet sich immer eine gleichwertige Alternative – oft sogar eine noch bessere.“
Sie wollen immer auf dem Laufenden sein? Bestellen Sie jetzt den Newsletter von Druck & Medien!