Alle Druckereien werden geschlossen
Die notleidende VVA-Gruppe ist nicht mehr zu retten. Sie wird zerschlagen. Insolvenz-Experte Horst Piepenburg bereitet die Kündigung von über 500 Mitarbeitern vor.
Das am Mittwoch von Piepenburg vorgelegt Konzept sieht im wesentlichen folgende Eckpunkte vor:
1. Der Betrieb der drei VVA-Druckereien (Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Franz W. Wesel Druckerei u. Verlag GmbH & Co. KG und Langenstein Medien GmbH, die erst vor zwei Jahren übernommen worden war) wird zum 30. Juni eingestellt. Davon sind auch Arbeitsplätze in der Druckvorbereitung durch die VVA Datenmanagement GmbH betroffen. Diese Gesellschaften beschäftigen insgesamt rund 550 Mitarbeiter.
2. Die Verlagstitel werden mit den dazugehörigen Redaktionen zunächst weiter publiziert. Es gibt zahlreiche Interessenten für die jeweiligen regionalen und überregionalen Magazine.
3. Die VVA-Kommunikation GmbH, die schwerpunktmäßig für die Anzeigen- und Werbegestaltung von Kunden zuständig ist, wird ebenfalls zunächst fortgeführt. Die Gespräche mit den wichtigsten Vertragspartnern über den Fortbestand des bisherigen Auftragsvolumens dauern an. Auch hier wird es einen Personalabbau geben.
Piepenburg rechnet nach eigenen Angaben mit einer Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum 1. Juli. Die Ursachen für die geplanten Schließungen sind nach seiner Einschätzung "vielschichtig", haben aber einen "deutlichen Schwerpunkt im Marktumfeld".
"Die Druckereibranche ist ein sehr wettbewerbsintensiver Markt mit hohen Investitionskosten", so Piepenburg. "Wir haben alle denkbaren Fortführungsszenarien durchgerechnet, selbst unter Annahme nahezu unrealistisch günstiger Entwicklungen."
Dennoch hätte man selbst für "Vorzeigebetriebe" wie die Druckerei in Baden-Baden nicht annähernd positive Erträge prognostizieren können. Piepenburg: "Die Preisstrukturen vieler Marktteilnehmer deuten stark auf einen Verdrängungswettbewerb mit Dumpingpreisen hin, den wir in der Insolvenz nicht bestehen können."
Die bislang geplanten Freistellungen erfolgen zum 30. Juni. Sie werden rund 310 Mitarbeiter in Düsseldorf, etwa 40 Mitarbeiter in Essen und weitere 200 Mitarbeiter in Baden-Baden betreffen. Die Kündigungen werden mit den durch die Insolvenzordnung auf maximal drei Monate begrenzten Fristen nach Abschluss eines Interessenausgleichs und Sozialplans im Juli erfolgen.
Die Unternehmensgeschichte der VVA reicht zurück bis ins 19. Jahrhundert. Als Gründungsjahr gilt das Jahr 1894, in dem die Oberhausener "Volksverlag AG" ihren Betrieb aufnahm. In den folgenden Jahren wurde aus dem Zeitungsproduzenten der Druck-Dienstleister "Vereinigte Verlagsanstalten AG".
Die heutige VVA wurde in den vergangenen Jahren von Geschäftsführer Stefan Meutsch geleitet, der kürzlich als Erster Vorsitzender des Fußballvereins Rot-Weiss Essen zurücktrat. Das Unternehmen hat Niederlassungen in Düsseldorf, Essen, Baden-Baden, Berlin, Hamburg, Köln, München, Ludwigsburg, Dubai und Zürich. (cvf)