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03.06.2014  Wirtschaft
Ist digital des Teufels?

Passend zum Titel der Veranstaltung Faust 1 – Das klassische Buch versus digitale Medien gab es sehr spannende Momente und anregende Diskussionen bei der Verlagsveranstaltung von Schneidersöhne in Leipzig. Im passenden Rahmen des Museums für Druckkunst präsentierte Referent Michael Dreusicke seine gewagten Thesen vom „online-Buch“. Besonders im Bereich der Fachbücher sah Dreusicke geringe Überlebenschancen für das klassische Buch und zeigte dem interessierten Publikum neue digitale Wege auf, wie seiner Meinung nach das Lernen besser und effizienter funktionieren kann. Bei den über 90 Zuhörern, die zum überwiegenden Teil aus der Verlagsbranche stammten, stieß er damit nicht nur auf Zustimmung. Es ergab sich eine spannende Diskussion, an deren Ende doch ein gemeinsamer Nenner gefunden wurde. Die Verlagsbranche sah sich in der Pflicht, die digitalen Medien als Ergänzung besser und sinnvoller zu nutzen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Schließlich ergeben sich durch die neuen Medien auch sinnvolle Möglichkeiten für Zusatzgeschäfte. Diese gelte es zu nutzen.
Anschließend zeigte Uta Schneider von der Stiftung Buchkunst an Beispielen aus den vielen von der Stiftung prämierten Büchern die ganz besondere Haptik und Anmutung des gedruckten Buches. „Wer ein Buch kauft, will etwas Besonderes“, so ihre Erfahrung. Auch stelle sie fest, dass das Buch bereits „eine Renaissance“ erlebe, wenn auch die Auflagen kleiner würden, so stiegen doch die Anforderungen an die Aufmachung der Bücher. Um das auch in Ruhe nachvollziehen zu können, erhielten die Teilnehmer den neuen Katalog „die100 schönsten deutschen Büchern 2009“, der am Tag darauf, anlässlich der diesjährigen Leipziger Buchmesse offiziell vorgestellt wurde.

Zum krönenden Abschluss der Schneidersöhne Verlagsveranstaltung sprach der aus Funk und Fernsehen bekannte Literaturkritiker Denis Scheck. In seinem launigen Vortrag bezeichnete er Deutschland als “das Land der Literatur“, das nicht nur durch die Qualität und Quantität seiner Bucherzeugnisse positiv auffalle, sondern auch durch einen perfekten Buchhandel. „ Ich erwarte von einer Buchhandlung die Seligkeit auf Erden“, so lautet denn auch der durchaus anspruchsvolle Auftrag, den Denis Scheck den Betreffenden mit auf den Weg gibt. Die Zuhörer waren begeistert und der Literaturkritiker überzeugte persönlich mindestens genau so wie in den bekannten Fernseh- und Radiosendungen.

Am Vormittag hatten die Besucher zunächst die Möglichkeit, das Museum für Druckkunst genauer in Augenschein zu nehmen. Außer Vorführungen an historischen Druck- und Setzmaschinen konnte man eine sehr sehenswerte Sonderausstellung unter dem Titel: „100 Jahre Kiepenheuer-Verlage“ besichtigen und viele Besucher nutzten die Chance zu einem ungestörten Rundgang. Ein weiteres Highlight waren die ausgestellten Verlagsobjekte der Teilnehmer dieser Veranstaltung – jeder hatte sein „Lieblingsstück“ dafür mitgebracht. Auch hier fand schon ein angeregter Erfahrensaustausch statt.

Den offiziellen Teil eröffneten dann Fachleute von Schneidersöhne zu verschiedenen Themen. Dieter Koch, Leiter der Verlagsbetreuung und Michael Berner, Leiter Vertriebsmarketing, sprachen über das von Schneidersöhne erarbeitete Marketingkonzept für Verlage. Auch die Ziele und Inhalte der Veranstaltung wurden dem Zuhörer nahe gebracht. Nachdem Christoph Weinert, Leiter der technischen Qualitätssicherung, die Besonderheiten der Papierherstellung und die Anwendungsmöglichkeiten für definierte Verlagsprodukte genauer unter die Lupe genommen hatte,  gab es viel Wissenswertes zum Thema „Papier und Umwelt“ zu hören. Stefan Baumgartner, Umweltverantwortlicher bei Papyrus, sprach über das gerade für Verlage sehr wichtige Thema, denn die Anforderungen an eine umweltfreundliche Verlagsherstellung werden immer größer. Kaum ein Verlag kann es sich heute noch leisten, Umwelterwägungen außen vor zu lassen.

Nach einem inhaltsvollen Tag machten sich die Besucher zu einer kurzweiligen Stadtbesichtigung auf den Weg, der in der Mädler Passage und in Auerbachs Keller endete, wo ‚Faust 1’ in einer außergewöhnlichen Form präsentiert wurde. „ Meine Erwartungen an diese Veranstaltung wurden bei weitem übertroffen. Alle Referenten haben mich durch ihr fachliches Wissen und durch die gelungene Präsentation überzeugt – „hoffentlich gibt es etwas in der Art bald nochmals zu sehen“, meinte ein gutgelaunter Teilnehmer beim Abendessen.

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