"Antidumping-Verfahren bedroht Jobs"
Nachdem die EU eine Untersuchung zu Vorwürfen des Dumpings von gestrichenem Feinpapier aus chinesischer Produktion gestartet hat, geht der Konzern Asia Pulp & Paper nun in die Gegenoffensive.
Auslöser der Untersuchung waren Vorwürfe des Verbands Cepifine, der 14 europäische Zellstoff- und Papierverbände repräsentiert. Dieser hatte sich Anfang 2010 an die Europäische Kommission gewandt.
In einem Amtsblatt der EU heißt es dazu: "Der Kommission liegt ein Antrag (…) vor, dem zufolge die Einfuhren gestrichenen Feinpapiers mit Ursprung in der Volksrepublik China gedumpt sind und dadurch dem Wirtschaftszweig der Union eine bedeutende Schädigung verursachen. (…) Da das betroffene Land in Bezug auf Artikel 2 Absatz 7 der Grundverordnung als ein Land ohne Marktwirtschaft erachtet wird, ermittelte der Antragsteller den Normalwert der Einfuhren aus dem betroffenen Land auf der Grundlage des Preises in einem Drittland mit Marktwirtschaft, nämlich den Vereinigten Staaten von Amerika."
APP spricht von "Dumping-Zöllen"
Der Antrag wurde laut Kommission am 4. Januar 2010 im Namen von Herstellern eingereicht, auf die mit mehr als 25 Prozent ein erheblicher Teil der gesamten Unionsproduktion gestrichenen Feinpapiers entfällt.
Asia Pulp & Paper (APP) sieht den Sachverhalt naturgemäß etwas anders und verweist umgekehrt auf "Dumping-Zölle" zum Schutz der europäischen Wirtschaft. APP-Europa-Sprecher Stuart Andrews: "Dumping-Zölle erhöhen künstlich die Kosten für Druckunternehmen durch eine Verzerrung des Marktpreises und treiben unnötig die Kosten in die Höhe." Nach seiner Darstellung ist davon auszugehen, dass "die Dumping-Untersuchung negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der an die Europäische Papierindustrie gebundenen Industrien, wie der Druckindustrie, in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit haben werden".
"Künstliche Erhöhung der Kosten"
Eine "künstliche Erhöhung der Kosten für gestrichenes Feinpapier" würde sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Druckereien, die in einem hochgradig wettbewerbsorientierten globalen Markt tätig sind, auswirken. Ein solches Vorgehen von einigen europäischen Papierunternehmen könnte daher schwerwiegende Folgen für die annähernd eine Million Arbeitsplätze in der EU-Druckindustrie haben.
In einer Zeit, in der es für die Druckindustrie vor allem um eine weitere Kostenreduzierung gehen müsse, könnte die Anti-Dumping-Untersuchung genau das Gegenteil bewirken. Auch die Verbraucher würden verlieren, da sie ebenfalls höhere Kosten für die Endprodukte in Kauf nehmen müssten.
Frist bis Ende März
Andrews weiter: "Die Europäische Kommission hat einen sehr straffen Zeitplan für den Umgang mit Dumping-Untersuchungen, so dass die Unternehmen, die sich gerne zu diesem Fall äußern würden, nur eine geringe Zeitspanne hierfür haben. Unternehmen, die Bedenken gegen die Untersuchung der Kommission haben, können nur bis zum 30. März ihren Widerstand gegen mögliche Dumping-Zölle registrieren."
Asia Pulp and Paper Company Ltd. ist eine Tochter der indonesischen Sinar Mas Group und gilt als weltweit viertgrößter Hersteller von Zellstoff und Papier. APP entstand Anfang der 90er Jahre und stellt Papier und Zellstoff in Indonesien, China und Indien her. Außerdem gehören dem Konzern in diesen Ländern und in Singapur, Nordamerika und Mexiko Werke zur Produktion von Verpackungsmaterial. Das Unternehmen hat heute laut "Wikipedia" Gesamtschulden in Höhe von 13,4 Milliarden Dollar, womit es zu den höchstverschuldeten Unternehmen Asiens zählt.
Clemens von Frentz