Ermittlungen ausgeweitet
Nun droht auch der Pressehaus Stuttgart Druck GmbH ein peinlicher Steuerskandal. Bei dem Unternehmen, das zum Medienkonzern SWMH ("Süddeutsche Zeitung", "Stuttgarter Zeitung") gehört, soll nach Informationen des "Spiegel" jahrelang die Arbeitszeiterfassung manipuliert worden sein, um Steuern und Sozialabgaben zu sparen.
Laut "Spiegel" hatte sich im Herbst 2009 ein früherer Abteilungsleiter der Druckerei selbst angezeigt und erklärt, die Geschäftsleitung habe von den Praktiken gewusst. Nach seinen Angaben wurde die Manipulation der Zeiterfassung vom Top-Management mitgetragen, um "möglichst viele Zeiten steuerbegünstigt abrechnen zu können", wie es in der Anzeige heißt.
Mitte Januar ließ die Staatsanwaltschaft Stuttgart nun Räume des Pressehauses sowie Privatwohnungen durchsuchen. Es sei "umfangreiches Beweismaterial" gesichert worden, erklärte die Behörde. Ermittelt wird nicht mehr nur gegen zwei frühere Mitarbeiter, sondern auch gegen eine angestellte Führungskraft.
Die Steuerfahndung ist ebenfalls eingeschaltet. Sie will jedoch laut SWMH-Chef Richard Rebmann zunächst die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten; erst dann soll entschieden werden, ob die Prüfer der Steuerfahndung die Arbeitszeiterfassung vergangener Jahre detailliert untersuchen.
Wie viel Geld das Unternehmen möglicherweise nachzahlen muss, steht daher noch nicht fest. Die SWMH verhandelt derzeit mit den Banken über ihre Kreditkonditionen, laut Rebmann soll bis März eine Einigung stehen.
Die Pressehaus Stuttgart Druck GmbH druckt laut "Wikipedia" neben der "Stuttgarter Zeitung", den "Stuttgarter Nachrichten" und "Sonntag Aktuell" auch die "Leonberger Kreiszeitung", die "Fellbacher Zeitung", die "Kornwestheimer Zeitung", die "Marbacher Zeitung" und die "Rems-Zeitung". Außerdem werden hier das das Amtsblatt der Stadt Stuttgart sowie die Anzeigenblätter "Stuttgarter Wochenblatt", "Fellbacher Wochenblatt", "Leonberger Wochenblatt", "Strohgäu-Wochenblatt", "Kornwestheimer Stadtanzeiger" und "Marbacher Stadtanzeiger" gedruckt.
2004 wurde die Rollenoffsetanlage des Unternehmens für über 100 Millionen Euro modernisiert. Dadurch konnte die Druckkapazität auf 255.000 Zeitungen pro Stunde erhöht werden. Der Umsatz lag 2008 bei rund 47 Millionen Euro. (cvf)