Das kanadische Unternehmen World Color Press, das 2008 unter dem Namen "Quebecor World" zum Insolvenzfall wurde und als zweitgrößter Anbieter von Druckdienstleistungen in Nord- und Südamerika gilt, hat einen neuen Eigentümer gefunden.
Käufer des angeschlagenen Druckriesen ist die bislang nicht börsennotierte US-Company Quad/Graphics (
www.QG.com), die nach eigenen Angaben das größte amerikanische Druckunternehmen in Privatbesitz ist. Die Transaktion soll bereits zum Sommer 2010 abgeschlossen sein.
Das Unternehmen hat seinen Firmensitz in Sussex (US-Bundesstaat Wisconsin), betreibt elf Werke in den USA sowie weitere im Ausland und bietet Dienstleistungen an, die von Front-End-Design und Fotografie über digitale Bildgebung, Druck, Finishing und Versand/Vertrieb (einschließlich des größten Programms für Unternehmenspost der Branche) bis hin zu datengetriebenen Marketinglösungen wie Datenoptimierung und Analysen reichen.
Der neue Druckriese wird nach der vollzogenen Übernahme annähernd 30.000 Mitarbeiter beschäftigen, die Kunden in den USA sowie in Kanada, Lateinamerika und Europa bedienen. Worldcolor und Quad/Graphics erwirtschafteten im Zeitraum 30. September 2008 bis 30. September 2008 einen kumulierten Umsatz von rund 5,1 Milliarden US-Dollar. Das Ebitda (earnings before interest, taxes, depreciation and amortization = Ertrag vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) lag kumuliert etwa bei 650 Millionen US-Dollar.
Das Management von Quad/Graphics geht davon aus, dass sich durch die Zusammenlegung innerhalb von 24 Monaten jährliche Vorsteuer-Nettosynergien in Höhe von über 220 Millionen US-Dollar erzielen lassen. Dieser Effekt dürfte den Konzernen nicht ganz ungelegen kommen - immerhin hatten sie Ende September 2009 eine kumulierte Nettoverschuldung in Höhe von rund 1,7 Milliarden US-Dollar. Im Anschluss an die Fusionierung beider Unternehmen strebt Quad/Graphics eine Börsennotierung an.
Mit dem nun verkündeten Deal endet für Worldcolor eine lange Phase der Ungewissheit, die immer wieder für Spekulationen und Irritationen in der Branche gesorgt hatte. So hieß es beispielsweise Ende 2007, Quebecor World verhandele mit dem niederländischen Konkurrenten RSDB über eine Teilfusion. Geplant war jedoch weniger eine Fusion als vielmehr ein (Not-)Verkauf, bei dem das Europa-Geschäft der Kanadier an RSDB veräußert werden sollte.
Dieses Vorhaben stieß allerdings bei den Aktionären von RDSB auf wenig Gegenliebe. Sie lehnten den Plan mit großer Mehrheit ab. Wenig später musste Quebecor World Gläubigerschutz beantragen.
Clemens von Frentz