Wechsel in der Geschäftsleitung
Die von Schließung bedrohte Bauer Druck Köln KG (BDK) hat einen neuen Chef: Mit sofortiger Wirkung übernahm Klaus-Peter Petschat die Geschäftsleitung. Der bisherige Geschäftsleiter Friedrich Scholta scheidet aus - laut Bauer "auf eigenen Wunsch".
Klaus-Peter Petschat ist im Hause Bauer kein Unbekannter. Der 62-Jährige war zuvor unter anderem Geschäftsführer der Bauer Repro Technik KG (BRT), die 2008/2009 abgewickelt worden war. In den 90er Jahren hatte er sich in dem Konzern dadurch Verdienste erworben, dass er die zu groß geratenen Druckereigeschäfte des Verlags neu ordnete. Außerdem war er zwischenzeitlich Chef der Dock23 - Bauer Internet Company GmbH, die heute nicht mehr existiert.
In Köln soll Petschat bei den operativen Aufgaben von Frank Attula unterstützt werden, der aktuell bereits stellvertretender Geschäftsleiter und Produktionsleiter Druckformherstellung ist. Ex-Geschäftsleiter Friedrich Scholta hat sich nach Bauer-Angaben entschieden, "außerhalb des Hauses eine neue Aufgabe zu übernehmen". Die Bauer Media Group dankt - wie es in einer kurzen Presseverlautbarung heißt - "Friedrich Scholta für seine langjährige und erfolgreiche Tätigkeit im Haus und wünscht ihm für seine neuen Aufgaben alles Gute".
Die Bauer Druck Köln KG (BDK) soll nach dem Willen ihrer Eigentümer abgewickelt werden. Ein genauer Zeitpunkt für die Schließung wurde bislang allerdings noch nicht kommuniziert. Begründet wird die Entscheidung mit schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Druckindustrie. Die Marktsituation lasse es "seit Jahren nicht zu, die Druckerei in Köln wirtschaftlich rentabel zu betreiben", heißt es dazu aus der Konzern-Zentrale. Auch im Jahr 2009 sei ein Verlust in zweistelliger Millionenhöhe angefallen.
In den Jahren 2007 bis 2009 wurden laut Bauer 12,3 Millionen Euro in den Standort investiert. So wurde eine weitere Gravureinheit mit Lasertechnologie aufgestellt, das Qualitätssicherungsverfahren Softproof realisiert, sowie ein umfassender Umbau der Druckerei zur Automatisierung des Materialflusses durchgeführt. Trotz dieser Investitionen könne die Druckerei mittelfristig nicht kostendeckend und marktgerecht produzieren, heißt es aus dem Unternehmen.
Der Kölner Betrieb, der in den 90er Jahren noch mehr als 2.000 Mitarbeiter beschäftigte, hatte vor einiger Zeit mit einem konsequenten Personalabbau begonnen. Inzwischen ist die Belegschaftsgröße auf etwa 380 Mitarbeiter geschrumpft, nachdem im Sommer 2009 noch einmal rund 100 Kündigungen ausgesprochen worden waren.
Gleichzeitig wurden zahlreiche Druckaufträge aus Köln abgezogen und an andere Druckereien vergeben. Ein Profiteur dieser Strategie war Bauers neue Tiefdruckerei im polnischen Nowogrodziec, deren Bau mit über 40 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln subventioniert worden war.
Die Bauer Media Group zählt zu Europas führenden und profitabelsten Zeitschriftenverlagen. Sie publiziert 282 Titel in 15 Ländern und beschäftigt 6.600 Mitarbeiter. Allein in Deutschland gibt das Familienunternehmen 48 Zeitschriften heraus und erreicht 32 Millionen Leser. Der Umsatz der Bauer Media Group liegt bei 1,79 Milliarden Euro pro Jahr.
Clemens von Frentz