Nachdem Ver.di Strafanzeige gegen Flyeralarm eingereicht hatte, weil die Geschäftsführer Thorsten Fischer und Tanja Hammerl die Gründung eines Betriebsrats behindert haben sollen, wurde das Ermittlungsverfahren nun eingestellt. Die Gewerkschaft will sich damit jedoch nicht zufrieden geben. Unterdessen sind die zwei neuen Druckmaschinen des Unternehmens am Standort Marktheidenfeld angelaufen.
Wie Druck&Medien von der Staatsanwaltschaft Würzburg erfuhr, wurde das Verfahren bereits Ende 2009 eingestellt, weil die Behörde keine schlüssigen Belege für die Vorwürfe der Gewerkschaft finden konnte. Für Ver.di ist die Sache damit allerdings noch nicht erledigt; nach Auskunft von Bezirkssekretär Peter Baumann hat die Gewerkschaft nun Beschwerde gegen die Einstellung eingelegt.
Die Strafanzeige gegen die Geschäftsführer Thorsten Fischer und Tanja Hammerl war im Mai 2009 von der Gewerkschaft Ver.di eingereicht worden. Nach Angaben des Würzburger Ver.di-Bezirksgeschäftsführers Gerald Burkard geschah dies, weil die Geschäftsführung mit der Behinderung einer Betriebsratswahl gegen geltende Gesetze verstoßen haben soll.
Laut Ver.di hatte die Gewerkschaft Anfang Oktober 2008 auf Initiative von Flyeralarm-Mitarbeitern zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Auf dieser Veranstaltung informierte Bezirkssekretär Baumann die Teilnehmer darüber, welche Aspekte bei der Wahl eines Betriebsrats zu beachten sind.
Zu diesem Zeitpunkt jedoch hatte die Geschäftsführung nach Informationen von Ver.di längst eine Umstrukturierung des Unternehmens in die Wege geleitet. Das Ergebnis wurde laut Ver.di erst im April 2009 kommuniziert: Die GmbH war in vier Betriebe gespalten worden, und zwar bereits im Sommer 2008.
Laut Ver.di kündigte das süddeutsche Unternehmen mit Niederlassungen in München, Dresden und Düsseldorf außerdem mehreren Mitarbeitern, die durch gewerkschaftliches Engagement aufgefallen waren. Eine der Kündigungen wurde laut Ver.di-Vertreter Gerald Burkard später juristisch abgeschmettert.
Nach Angaben von Flyeralarm-Anwalt Eckard L. Pongratz sind die Vorwürfe nicht zutreffend. Auf der Website www.blog-wuerzburg.de wird der Jurist mit der Aussage zitiert, es habe keine Aktionen gegen Mitarbeiter gegeben, die an der Veranstaltung im Oktober 2008 teilgenommen hatten. Im Übrigen herrsche bei Flyeralarm ein "sehr harmonischer Umgangston".
**break**Unterdessen wurde am Flyeralarm-Standort Marktheidenfeld kräftig aufgerüstet. Die zwei neuen Druckmaschinen vom Typ Heidelberg Speedmaster XL 145-4, die vom Druckhaus Mainfranken zur drupa 2008 geordert worden waren, wurden 2009 installiert und laufen seit November im Dreischicht-Betrieb. Die Maschinen haben eine Länge von rund 30 Metern, eine Höhe von 3,50 Metern und einen Stückpreis von über zwei Millionen Euro.
Die Druckhaus Mainfranken GmbH ist ein Joint Venture der 1949 gegründeten Schleunungdruck GmbH (
www.schleunungdruck.de) mit Sitz in Marktheidenfeld und der Flyeralarm GmbH (
www.flyeralarm.de) in Greußenheim. Inhaber von Schleunungdruck ist der bvdm-Vizepräsident Christoph Schleunung, der im vergangenen Jahr nach Informationen der "Mainpost" rund acht Millionen Euro in sein Unternehmen investierte.
Zusammen beschäftigen Schleunungdruck und das Druckhaus Mainfranken rund 240 Mitarbeiter an drei Standorten, die mit insgesamt mehr als 90 Druckwerken in den Formaten 3b und VI ausgestattet sind. Der Online-Drucker Flyeralarm wurde Anfang 2002 gegründet und verfügt heute an seinen mittlerweile vier Produktionsstandorten über insgesamt mehr als 700 Mitarbeiter.
Die neuen Großformat-Baureihen der Speedmaster XL 145 und XL 162 waren zur drupa 2008 erstmals öffentlich präsentiert worden. Seitdem wurden rund 30 Maschinen im In- und Ausland verkauft. In Deutschland wird aktuell die sechste Maschine installiert. Das Druckhaus Mainfranken hat die Modelle mit dem System Prinect Inpress Control ausstatten lassen.
Clemens von Frentz