Neuer Großaktionär aus China
Nach Angaben von Goss ist die chinesische Shanghai Electric Group Corporation (SEC) durch Zeichnung neuer Aktien aus einer Kapitalerhöhung zum zweitgrößten Anteilseigner des amerikanischen Druckmaschinenbauers geworden. Der US-Konzern hatte 2004 die Rollenoffset-Sparte der Heidelberger Druckmaschinen AG übernommen.
Zur Höhe des Anteils von Shanghai Electric und zum Umfang der Kapitalerhöhung machte Goss bislang keine weiteren Angaben. Konzern-Chef Jochen Meissner erklärte jedoch in einer ersten Stellungnahme, der Vorstand des Unternehmens freue sich über den neuen Anteilseigner und die neuen Chancen, die sich daraus ergeben könnten.
Laut Meissner hat Shanghai Electric "beträchtlichen Ressourcen"; das Unternehmen sei fokussiert auf die Produktion von Investitionsgütern auf Weltklasse-Niveau. Der Einstieg bei Goss sei als "starkes Signal an Drucker und Verleger" zu verstehen.
Shanghai Electric zählt zu den größten Anlagenbauern Chinas und fertigt unter anderem für die Bereiche Energie-Erzeugung und -Übertragung, Transport, Umweltschutz und Kühltechnik. Der in Hongkong börsennotierte Mischkonzern beschäftigt nach eigenen Angaben über 40.000 Mitarbeiter.
Goss wurde 1885 als Goss Printing Press Corp gegründet. Seit der Übernahme der Rollenoffset-Sparte von der Heidelberger Druckmaschinen AG – inklusive der von Heidelberg 1988 übernommenen Harris Graphics – nennt sich das Unternehmen Goss International. Im Geschäftsjahr 2007 machte der Konzern mit weltweit etwa 4.000 Mitarbeitern ein Umsatz von rund 1,1 Milliarden Dollar.
Größter Anteilseigner des Unternehmens ist die amerikanische Investment-Gesellschaft Matlin Patterson. Die Heidelberger Druckmaschinen AG hielt bislang 15 Prozent der Anteile, aber aufgrund der unlängst durchgeführten Kapitalerhöhung dürfte sich die Höhe dieser Beteiligung um einige Prozentpunkte reduziert haben.
**break**Mit der Shanghai Electric Group Corporation verbindet Goss bereits seit 1993 ein Joint Venture, das unter der Firmierung "Shanghai Goss Graphic Systems Co. Limited" sowohl Rollen- als auch Bogenoffset-Maschinen anbietet. Nach Angaben des SEC-Vorstands ist dies das größte Joint Venture auf dem chinesischen Druckmaschinen-Markt.
Im Bereich Rollenoffset zählt Goss zu den wichtigsten Anbietern im internationalen Druckmaschinen-Geschäft. Beim Rollen-Zeitungsdruck hat das Unternehmen einen Weltmarktanteil von 17 Prozent, im Akzidenz-Rollenoffset sind es sogar 38 Prozent und damit ähnlich viel bei der Manroland AG, die auf 39 Prozent kommt.
Im Bogenoffset-Business dagegen sind sowohl Goss als auch Shanghai Electric bislang kaum präsent, obwohl dieses Segment mit einem Weltmarktvolumen von rund vier Milliarden Euro (2008) deutlich wichtiger ist als das Rollenoffset-Geschäft. Dieser Sachverhalt stützt die immer wieder geäußerte Vermutung verschiedener Beobachtet, nach der die Chinesen gerne ihren Anteil am weltweiten Bogenmaschinen-Markt ausbauen würden.
Eine Möglichkeit dazu, so die weiterführende Spekulation, könnte sich dann bieten, wenn die aktuell laufenden Gespräche der Heidelberger Druckmaschinen AG mit Manroland zu einer Fusion beziehungsweise Übernahme führen. Denn dann, so die Argumentation, könnte der neu entstandene Konzern aus kartellrechtlichen Gründen gezwungen sein, einzelne Bereiche abzugeben.
Clemens von Frentz