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News / Ab 2. November als Tabloid
23.04.2017  Wirtschaft
Ab 2. November als Tabloid
Nun wurden die Gerüchte vom Verlag bestätigt: Das 1946 gegründete "Handelsblatt", das bislang im Nordischen Format gedruckt wurde, soll ab Anfang November im lesefreundlichen Tabloid-Format mit 64 Seiten erscheinen.
Nach Angaben des Verlags wurde die Tageszeitung im neuen Format von "Handelsblatt"-Art-Director Nils Werner gemeinsam mit der Schweizer Zeitungsdesignerin Katja Hösli entwickelt. Beraten wurden sie dabei von Designer-Legende Mario Garcia. Die Zeitung soll zum besseren Lesekomfort im Rücken geklammert werden.

Das "Handelsblatt" ist nach der "Frankfurter Rundschau" die zweite große deutsche Zeitung, die ganz auf das Kompaktformat umsteigt. Nach Angaben von Chefredakteur Bernd Ziesemer ist jedoch nicht geplant, mit dem Format auch die inhaltliche Ausrichtung zu ändern. "Häppchen-Journalismus" werde es nicht geben, das Gegenteil sei der Fall: Wichtige Themen bekämen noch mehr Platz. Zudem strebe die Redaktion eine inhaltliche Fokussierung an: "Wir konzentrieren uns noch stärker auf unsere Kernkompetenzen in der hintergründigen Wirtschafts- und Finanzberichterstattung", so Ziesemer.

Der "Handelsblatt"-Verlag hat bereits praktische Erfahrungen mit dem kleinen Format gesammelt, nachdem 2005 der Finanzteil in eine Tabloid-Beilage umgewandelt worden war. Auch das Mitte 2006 gestartete Gratisblatt "Business News" wurde als Tabloid produziert; allerdings war dem Blatt kein Erfolg beschieden - nach zehn Monaten zog Holtzbrinck die Reissleine und stellte den Titel wieder ein.

Vor "Business News" hatte der Medienkonzern Mitte September 2004 in Frankfurt die Tageszeitung "News" gelauncht, die jedoch vom Markt nicht angenommen wurde. Chefredakteur beider Blätter war Klaus Madzia, der zuvor für die Verlagsgruppe Milchstrasse (VGM) den Titel "Net-Business" entwickelt hatte, der ebenfalls scheiterte.

**break**Das Kleinformat spart üblicherweise Papier- und Druckkosten, aber dieser Aspekt stand bei der Entscheidung offiziell nicht im Vordergrund.  Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" sagte Chefredakteur Ziesemer, es handele sich keineswegs um "Sparnummer" - im Gegenteil, die Produktion des neuen "Handelsblatt" werde wegen der durchgehenden Farbigkeit und der Klammerheftung sogar teurer. Auch beim Personal soll laut Verlag nicht gespart werden.

Weil es künftig keine getrennten Zeitungsteile, sondern ein durchgehendes Blatt gibt, kann der Umfang unter den Ressorts flexibler verteilt werden, teure Erweiterungen entfallen damit: Benötigt ein Ressort mehr Platz, müssen andere Seiten abgeben.

Die Zeitung soll zudem "magaziniger" werden; daneben ist geplant, den Unternehmensteil sowie Online- und Handy-Dienste auszubauen. Weitere Stellen würden aber nicht gestrichen. Erst kürzlich hatte die Verlagsgruppe erklärt, dass 150 Jobs wegfallen werden.

Gedruckt wird die Zeitung von Betrieben des Springer-Konzerns und von der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH, die auch die "Frankfurter Rundschau" produziert und somit bereits einiges an Tabloid-Erfahrung mitbringt.

Clemens von Frentz
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