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News / Fusionsgerücht erhält neue Nahrung
27.04.2017  Wirtschaft
Fusionsgerücht erhält neue Nahrung
Die Verhandlungen über einen möglichen Zusammenschluss der Heidelberger Druckmaschinen AG und der Manroland AG konkretisieren sich offenbar. Nach Informationen des aktuellen "Manager Magazins" wird das Projekt maßgeblich vom ehemaligen Mohndruck-Chef Mark Wössner koordiniert, der heute den Heidelberg-Aufsichtsrat leitet.
Laut "Manager Magazin" (MM) wird derzeit unter anderem folgendes Szenario diskutiert: Bei einer Allianz der zwei Unternehmen könnten die Heidelberger das eigene Portfolio mit Bogendruckmaschinen (für Verpackungsdruck) durch die Rollendruckmaschinen (für Zeitungsdruck) von Manroland ergänzen. So entstünde ein Komplettanbieter, der das globale Vertriebsnetz von Heideldruck besser als bislang auslasten würde.

Allerdings ergäbe eine Fusion der beiden unter Überkapazitäten leidenden Firmen nur dann Sinn, wenn ein Teil des Bogendruckgeschäfts abgestoßen würde. Das verlangt auch das Kartellamt.

Der neue Konzern könnte auf das Bogendruck-Werk von Manroland in Offenbach verzichten, das ohnehin Sorgen bereitet. Ein Käufer dürfte jedoch im Augenblick schwer zu finden sein. Ergo – so "MM" – bliebe nur die Schließung der Fabrik, die 2.500 Menschen beschäftigt. Über diesen Punkt wird nach Informationen des Magazins derzeit heftig diskutiert.

Heidelberger Druck wird in den Verhandlungen von Merrill Lynch vertreten, Manroland lässt sich von der Deutschen Bank beraten. Die Synergien einer Fusion prüfen die Spezialisten der Unternehmensberatung Boston Consulting. Die Fäden laufen bei dem ehemaligen Bertelsmann-Chef Mark Wössner zusammen, der dem Aufsichtsrat von Heidelberger Druck vorsitzt.

Wössner ist mit der speziellen Materie bestens vertraut. Der studierte Maschinenbauer wurde bereits im Alter von 30 Jahren Assistent der Geschäftsleitung von Bertelsmann; 1970 machte das Unternehmen ihn zum Technischen Betriebsleiter und 1974 zum Geschäftsführer der Mohn Media Mohndruck GmbH, die zu den größten Offsetdruckereien Europas zählt.

1976 gelang Wössner der Sprung in den Vorstand der Bertelsmann AG, wo er für den Unternehmensbereich Druck- und Industriebetriebe zuständig war. 1983 schließlich wurde er Chef des Vorstands und hatte diese Funktion 15 Jahre inne, bis er 1998 von Thomas Middelhoff abgelöst und CEO der gemeinnützigen Bertelsmann Stiftung wurde. Im Oktober 2000 legte Wössner nach einem Zerwürfnis mit Reinhard Mohn alle Ämter in der Bertelsmann Gruppe nieder.

**break**Bereits Ende Juli hatte der "Platow Brief" berichtet, der deutschen Druckmaschinenbranche stehe "möglicherweise eine einschneidende Konsolidierung" ins Haus. Zwischen der Heidelberger Druckmaschinen AG und der Manroland AG gebe es, so "Platow", Gespräche über eine Fusion, nachdem der Allianz-Konzern "offenbar die Geduld verloren" und entsprechende Schritte gefordert habe.

Hintergrund: Der Finanzkonzern ist an beiden Unternehmen maßgeblich beteiligt. Bei Heidelberg liegt der Allianz-Anteil bei rund zwölf Prozent, bei Manroland – über die Tochter Allianz Capital Partners GmbH (ACP) – sogar bei 65 Prozent, nachdem die MAN AG ihre Druckmaschinentochter 2006 mehrheitlich an ACP veräußert hatte.

Auf Anfrage von Druck&Medien reagierten die zwei Druckmaschinen-Hersteller Ende Juli weitgehend gleich. Ein Sprecher der Heidelberger Druckmaschinen AG erklärte: "Marktgerüchte kommentieren wir nicht". Ähnlich das Statement von Manroland AG, wo es hieß, man nehme zu Marktgerüchten grundsätzlich keine Stellung. (cvf)
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