Halbjahresverlust von 42,4 Millionen Euro
Zwar war das Ergebnis tiefrot, aber trotzdem ist der Vorstand zuversichtlich, denn der Umsatz lag im Rahmen der Planung, und es gab deutlich mehr Bestellungen im Bogenoffset-Segment. Die schlechte Nachricht - zumindest für die Mitarbeiter - ist: Nach dem geplanten Abbau von 700 Arbeitsplätzen bis Ende 2009 sollen Anfang 2010 zusätzlich 400 Jobs wegfallen.
Beim Druckmaschinen-Konzern Koenig & Bauer AG hat sich der Auftragseingang bei Bogenoffsetmaschinen mit 145,0 Millionen Euro im zweiten Quartal gegenüber der Vorperiode fast verdoppelt. Dagegen war bei den Rotationsanlagen für Zeitungs- und Akzidenzdrucker sowie Sondermaschinen für Nischenmärkte mit Ausnahme des Segments Banknotendruck von April bis Juni eine verstärkte Investitionszurückhaltung spürbar.
Per Saldo lag der Auftragseingang im Konzern nach sechs Monaten mit 489,1 Millionen Euro um 31,0 Prozent unter dem (durch drupa begünstigten) Vorjahreswert von 708,8 Millionen Euro. KBA brach damit bei den Bestellungen nach eigenen Angaben "deutlich weniger ein als der Maschinenbau insgesamt" und schnitt besser als ab die eigene Branche, die in der ersten Jahreshälfte Minusraten von 46 beziehungsweise 47 Prozent verzeichnet hatten.
Der Auftragsbestand im Konzern nahm zum 30. Juni gegenüber Jahresbeginn um rund 36 Millionen Euro auf 537,8 Millionen Euro zu, lag aber wegen der seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise vor über neun Monaten anhaltenden Investitionsflaute um 36,3 Prozent unter dem Vorjahreswert (844,6 Millionen Euro).
Mit 452,8 Millionen Euro um 31,0 Prozent unter dem Vergleichswert von 2008 (656,1 Millionen Euro) lag der Konzernumsatz nach zwei Quartalen im Rahmen der Unternehmensplanung. Da weniger Rotationsanlagen geliefert wurden und sich das Geschäft in einigen Marktnischen (UV-Spezialdruck; Kennzeichnungstechnik) abschwächte, sank der Umsatz im Geschäftsbereich Rollen- und Sondermaschinen um 23,8 Prozent auf 263,5 Millionen Euro. Der Segmentumsatz bei Bogenmaschinen ging gegenüber 2008 (310,1 Millionen Euro) um 39,0 Prozent auf 189,3 Millionen Euro zurück. Betroffen waren das Groß- und das Mittelformat. Das Kleinformat konnte dagegen leicht zulegen.
**break**Fehlende Deckungsbeiträge führten im Konzern per 30. Juni zu einem Betriebsergebnis von - 42,4 Millionen Euro (2008: +4,7 Millionen Euro). Die erheblichen Einsparungen bei den Personalkosten durch den Stellenabbau in Radebeul und die parallele Kapazitätsanpassung bei einigen Tochtergesellschaften werden erst in der zweiten Jahreshälfte zunehmend ergebniswirksam.
Durch große Fortschritte bei der Senkung der Sach- und sonstigen Kosten gelang es, das Vorsteuerergebnis im zweiten Quartal gegenüber der Vorperiode (- 35,2 Millionen Euro) um fast zwei Drittel auf - 12,2 Millionen Euro zu verbessern. Für die gesamte Berichtsperiode war das Ergebnis vor Steuern (EBT) mit - 47,4 Millionen Euro niedriger als geplant. Nach Steuern belief sich das Konzernergebnis auf - 46,8 Millionen Euro (2008: +6,8 Millionen Euro). Das Ergebnis je Aktie betrug - 2,86 € (2008: +0,42 €).
Stabile Liquidität, keine Nettoschulden und positiver Cashflow
In den Finanzkennziffern unterscheidet sich KBA nach eigenen Angaben "einmal mehr deutlich positiv von anderen Unternehmen der Branche". Da die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (- 79,0 Millionen Euro) und die Vorräte (- 32,7 Millionen Euro) deutlich gesenkt werden konnten, blieb der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit mit 9,0 Millionen Euro weiter positiv (2008: 34,2 Millionen Euro). Der freie Cashflow war mit - 1,1 Millionen Euro fast ausgeglichen.
Die liquiden Mittel blieben mit 83,5 Millionen Euro auf einem im Vergleich zum Jahresende 2008 fast unverändert hohen Niveau und die Nettofinanzposition war mit 22,2 Millionen Euro zum 30. Juni ebenfalls weiter positiv. Die Eigenkapitalquote ist mit 34,0 Prozent der Bilanzsumme überdurchschnittlich.
**break**Mit 7.411 Mitarbeitern im Konzern ging die Zahl der Beschäftigten Ende Juni gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt um 687 zurück. Im Zuge der weiteren Umsetzung der bereits eingeleiteten Stellenreduzierung an diversen Standorten wird die Konzernbelegschaft bis zum Jahresende unter 7.000 Mitarbeiter sinken.
Neben der gut vorankommenden Neuausrichtung der Werke für Bogendruckmaschinen auf einen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch längerfristig kleineren Markt wurden angesichts des stark gesunkenen Investitionsvolumens bei großen Rotationsanlagen Gespräche mit der Arbeitnehmerseite und dem Tarifpartner über den Abbau von 400 Stellen an den Rollenstandorten aufgenommen. Sobald entsprechende Vereinbarungen vorliegen, wird sich die Konzernbelegschaft weiter auf etwa 6.500 reduzieren.
Exportquote mit 83,9 Prozent weiterhin recht hoch
Durch weniger Installationen von Zeitungs- und Akzidenzrotationen in Deutschland lag der Inlandsumsatz um ein gutes Viertel unter dem Vorjahr. Der Anteil des europäischen Auslands am Konzernumsatz fiel durch die anhaltende Rezession in wichtigen Märkten wie Italien, Spanien oder UK von den üblichen 50 Prozent auf 39,0 Prozent zurück.
Dagegen konnte der schon länger schwache Markt Nordamerika wegen der Auslieferung einer großen Rotationslinie nach New York auf 13,4 Prozent zulegen. Der im historischen Vergleich mit nur 8,9 Prozent ausgesprochen geringe Anteil des Wachstumsraumes Asien/Pazifik basiert vor allem auf periodisch fehlenden Lieferungen von Rotationsanlagen und wird angesichts der recht regen Nachfrage aus China wieder deutlich steigen.
Überdurchschnittlich platzierte sich dagegen in der Berichtsperiode mit 22,6 Prozent wegen mehrerer Rotationen für Brasilien und Venezuela die Vertriebsregion Afrika/Lateinamerika.
Positiver Ausblick ins zweite Halbjahr
KBA-CEO Helge Hansen: "Bei Rollendruckanlagen und einigen Tochtergesellschaften mussten wir unsere ursprüngliche Planung im zweiten Quartal aufgrund der Marktentwicklung etwas nach unten korrigieren. Sofern aber der Aufwärtstrend der letzten vier Monate im Geschäftsfeld Bogenmaschinen anhält, sehen wir durchaus Chancen, die Marktschwäche in den betroffenen Geschäftsfeldern teilweise zu kompensieren und unser Umsatzziel von 1,2 Mrd. € im Konzern weitgehend zu erreichen."
Nach dem positiven Ertragstrend im zweiten Quartal erwartet der Vorstand "bei steigenden Umsätzen und sinkenden Personalkosten eine nochmalige Verbesserung im dritten und ein deutlich positives Resultat im vierten Quartal". Das Management hält trotz der anhaltend schwieriger Marktbedingungen nach eigenen Angaben "an seinem gegenüber anderen aktuellen Prognosen sehr klaren und anspruchsvollen Ziel fest, schon 2009 im Konzern wieder ein ausgeglichenes Ergebnis vor Steuern anzupeilen". (cvf)