"Handelsblatt" künftig als Tabloid
Gerüchte gab es schon seit einiger Zeit, nun ist es laut "Spiegel" amtlich: Das "Handelsblatt" soll ab dem 2. November im lesefreundlichen Tabloid-Format gedruckt werden.
Nach Informationen des "Spiegel" wurde die Entscheidung von Dieter von Holtzbrinck getroffen, der erst seit gut zwei Monaten neuer Eigner der Verlagsgruppe Handelsblatt ist. Die Zeitung mit 64 Seiten soll zum besseren Lesekomfort im Rücken geklammert werden. Das "Handelsblatt" ist damit nach der "Frankfurter Rundschau" die zweite große deutsche Zeitung, die ganz auf das Kompaktformat umsteigt.
Das "Handelsblatt" hat bereits praktische Erfahrungen mit dem kleinen Format gesammelt, nachdem 2005 der Finanzteil in eine Tabloid-Beilage umgewandelt worden war. Auch das Mitte 2006 gestartete Gratisblatt "Business News" wurde als Tabloid produziert; allerdings war dem Blatt kein Erfolg beschieden - nach zehn Monaten zog Holtzbrinck die Reissleine und stellte den Titel wieder ein.
Vor "Business News" hatte der Medienkonzern Mitte September 2004 in Frankfurt die Tageszeitung "News" gelauncht, die jedoch vom Markt nicht angenommen wurde. Chefredakteur beider Blätter war Klaus Madzia, der zuvor für die Verlagsgruppe Milchstrasse (VGM) den Titel "Net-Business" entwickelt hatte, der ebenfalls scheiterte.
Das Kleinformat spart Papier- und Druckkosten, aber dieser Aspekt stand bei der Entscheidung offiziell nicht im Vordergrund. "Das ist kein Sparprogramm", sagte laut "Spiegel" ein Manager des Medienkonzerns. "Holtzbrinck investiert. Es geht darum, etwas Neues zu wagen."
Weil es künftig keine getrennten Zeitungsteile, sondern ein durchgehendes Blatt gibt, kann der Umfang unter den Ressorts flexibler verteilt werden, teure Erweiterungen entfallen damit: Benötigt ein Ressort mehr Platz, müssen andere Seiten abgeben.
Die Zeitung soll zudem Magazin-ähnlicher werden; daneben ist geplant, den Unternehmensteil sowie Online- und Handy-Dienste auszubauen. Weitere Stellen würden aber nicht gestrichen. Erst kürzlich hatte die Verlagsgruppe erklärt, dass 150 Jobs wegfallen werden.
Gedruckt wird die Zeitung von Betrieben des Springer-Konzerns und von der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH, die auch die "Frankfurter Rundschau" produziert und somit bereits einiges an Tabloid-Erfahrung mitbringt.
Clemens von Frentz