Katalog-Drucker können aufatmen
Die insolvente Tochter des Pleitekonzerns Arcandor erhält den dringend benötigten Massekredit über 50 Millionen Euro. Eine gute Nachricht - nicht nur für die rund 8.000 Mitarbeiter des heruntergewirtschafteten Versandhauses, sondern auch für die Druckkonzerne Prinovis und Schlott, die mit der Produktion des neuen Herbst/Winterkatalog von Quelle ein hohes unternehmerisches Risiko auf sich genommen hatten.
Nach stundenlangen Beratungen kam am Montag-Abend pünktlich zum Beginn der "Tagesthemen" die erlösende Nachricht: Das Versandhaus Quelle erhält den gewünschten staatlichen Rettungskredit in Höhe von 50 Millionen Euro.
Die eine Hälfte des Geldes steuert der Bund bei, die andere Hälfte kommt vom Bundesland Sachsen und vom Freistaat Bayern, der dem Vernehmen nach 20,5 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Die Laufzeit des Kredits endet am 31. Dezember 2009. Nun fehlt nur noch die Genehmigung der EU-Kommission, die von Experten jedoch als reine Formsache gesehen wird.
Nach Auskunft des bayerischen Finanzministers Georg Fahrenschon (CSU) Bayern und Sachsen bereits am Dienstag die Auszahlung in die Wege leiten. Die vom Bund zugesagte Summe wird voraussichtlich über die staatliche KfW-Bank ausgezahlt.
Die Nachricht vom gewährten Massekredit dürfte nicht nur bei den 8.000 Beschäftigten des Fürther Unternehmens, sondern auch bei Prinovis und Schlott für große Erleichterung gesorgt haben. Die beiden Tiefdruck-Konzerne hatten am Freitag mehr oder weniger auf eigenes Risiko mit der Produktion der rund neun Millionen Quelle-Kataloge begonnen, die das Versandhaus dringend für sein Herbst- und Weihnachtsgeschäft braucht. Auch der Versand begann ohne konkrete Zahlungsgarantien für die Dienstleister.
Quelle-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung der staatlichen Gremien. In einer ersten Stellungnahme erklärte der Jurist, er hoffe sehr, dass man nun eine Basis habe, um die Gesellschaft "zu reorganisieren". Görg hat einschlägige Erfahrungen mit der Betreuung schwer angeschlagener Unternehmen – er war unter anderem Insolvenzverwalter von AgfaPhoto.
Clemens von Frentz