Zitterpartie für Katalog-Drucker
Die Druckkonzerne Prinovis und Schlott haben die Produktion der rund acht Millionen Exemplare des Herbst/Winterkatalogs von Quelle weitgehend abgeschlossen, aber noch ist offen, ob die insolvente Arcandor-Tochter tatsächlich den benötigten Massekredit über 50 Millionen Euro erhält.
Nach aktuellen Angaben von Quelle ist die Bundesregierung grundsätzlich zu einem Massekredit in Höhe von 50 Millionen Euro für das zahlungsunfähige Versandhaus bereit. Am Donnerstag erklärte das Unternehmen, die Gespräche mit dem Bund und den Ländern Bayern und Sachsen über eine finanzielle Grundsicherung von Quelle seien bereits am Mittwoch “im Grundsatz positiv abgeschlossen“ worden.
Die Bundesregierung selbst wollte dies bislang allerdings nicht offiziell bestätigen. Unter Berufung auf das Wirtschafts- und Finanzministerium berichtete das ''Handelsblatt'', die staatliche Finanzspritze sei keinesfalls gesichert. Es bestehe noch "Nachbesserungsbedarf" bei dem entsprechenden Antrag von Quelle, da die angebotenen Sicherheiten nicht ausreichend seien.
Das Modell sieht vor, dass der Freistaat Bayern mit einem Kredit von 21 Millionen Euro aushilft. Weitere vier Millionen Euro will das Bundesland Sachsen beisteuern, da Quelle im Leipziger Versandzentrum rund 1.200 Mitarbeiter beschäftigt. Die andere Hälfte des 50-Millionen-Kredits soll der Bund übernehmen.
**break**Am Donnerstag-Morgen hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) das Versandhaus besucht und ein Exemplar des neuen Katalogs in Empfang genommen. Das Werk hat rund 1.400 Seiten und wird in einer Auflage von etwa acht Millionen Stück produziert.
Gedruckt wird der zwei Kilogramm schwere Katalog, dessen Produktionskosten bei über 20 Millionen Euro liegen, von Schlott und Prinovis. Die Druckereikonzerne drohen allerdings damit, die Kataloge bei ausbleibenden Zahlungen nicht auszuliefern.
Derzeit läuft die Produktion auf Hochtouren, aber am Donnerstag machte ein Prinovis-Vertreter noch einmal deutlich, dass dies weiterhin ohne rechtsverbindliche Zusage über die Finanzierung geschieht. Man halte sich daher die Option offen, notfalls "die Produktion anzuhalten". Dies sei "jederzeit möglich".
Prinovis war 2005 aus dem Zusammenschluss aller deutschen Tiefdruck-Aktivitäten des Axel Springer Konzerns und der zwei Bertelsmann-Töchter Gruner + Jahr und Arvato entstanden. Die Gesellschaft firmiert als Limited & Co. KG. und versteht sich als "dezentral organisierter Verbund mittelständischer Unternehmen, der auf dem europäischen Markt für Illustrationsdruck führend ist und seinen Kunden im Bereich Tiefdruck europaweit innovative Lösungen sowie flexible und leistungsfähige Dienstleistungen bietet".
Das Unternehmen betreibt insgesamt fünf Werke in Ahrensburg, Dresden, Itzehoe, Liverpool und Nürnberg. Der Standort Darmstadt mit rund 300 Mitarbeitern war 2008 stillgelegt worden. Einige Branchenkenner sind der Ansicht, dass in absehbarer Zeit eine weitere Schließung folgen könnte, weil Prinovis die hoch gesteckten Rendite-Erwartungen seiner Anteilseigner bislang nicht erfüllen konnte.
Clemens von Frentz