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22.04.2017  Wirtschaft
15 Prozent aller Jobs gestrichen
Der börsennotierte Tiefdruckkonzern baut ein Fünftel seiner Kapazitäten und damit 350 Arbeitsstellen ab. Die Umsetzung dieser Maßnahme wird insgesamt fast 50 Millionen Euro kosten. Die Gewerkschaft Ver.di reagiert empört und will nun "alle gewerkschaftlichen Mittel einsetzen, um die Interessen der Kolleginnen und Kollegen zu vertreten".
Der Aufsichtsrat der Schlott Gruppe AG hat in seiner Sitzung am Dienstag einen umfangreichen Maßnahmenplan zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens vorgestellt und diesen mit den Stimmen der Kapitalvertreter verabschiedet.

Seitens der Arbeitnehmerseite gab es keine Zustimmung, der Vorstand versicherte aber, "dass der ablehnenden Haltung der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Rechnung getragen wird, indem die einschlägigen Arbeitnehmerbeteiligungsrechte vollumfänglich gewahrt werden".

Der Maßnahmenplan soll nach Angaben des Konzerns dabei helfen, "den negativen Auswirkungen der Wirtschaftskrise hinsichtlich der Produktionsnachfrage und dem enormen Preisdruck im Markt für Druckerzeugnisse entgegenzuwirken und das Unternehmen wieder nachhaltig in die Gewinnzone zu führen".

**break**Der Plan sieht die Verringerung der insgesamt installierten Maschinenkapazität im Tiefdruck um 20 Prozent vor. Gleichzeitig wird auch die Kapazität im Bereich der Weiterverarbeitung entsprechend angepasst. Damit wird die Gesellschaft bis Frühjahr 2010 rund 350 der aktuell 2.330 Arbeitsplätze an verschiedenen Standorten abbauen.

Gemeinsam mit weiteren Sparmaßnahmen soll dadurch die Profitabilität im Laufe der nächsten Geschäftsjahre nachhaltig erhöht werden. Nach Umsetzung aller vorgesehenen Maßnahmen ist damit bis zum Geschäftsjahr 2011/12 eine Verbesserung des Vorsteuerergebnisses um rund 25 Millionen Euro geplant. Dabei wird angestrebt, vor restrukturierungsbedingten Sondereffekten bereits im nächsten Jahr wieder ein positives Vorsteuerergebnis zu erwirtschaften.

Im laufenden Geschäftsjahr wird die aktuelle Krise auf den für Schlott relevanten Märkten nach Angaben des Vorstands zu einem Rückgang des Wertschöpfungsumsatzes um rund zehn Prozent auf etwa 200 Millionen Euro führen. Die Umsetzung des Maßnahmenplans wird insgesamt rund 47 Millionen Euro kosten, verteilt auf das aktuelle und das kommende Geschäftsjahr.

Die finanzierenden Banken der Gesellschaft sowie die Kreditversicherungen haben laut Schlott bereits ihre grundsätzliche Zustimmung zu dem Restrukturierungskonzept signalisiert.

Die Gewerkschaft Ver.di reagierte in einer ersten Stellungnahme mit Empörung auf die Pläne des Vorstands. In einem aktuellen "Tarifinfo" heißt es: "In einer Zeit, in der alle gesellschaftlichen Kräfte über den Erhalt von Arbeitsplätzen diskutieren, wurde in den Konzernetagen der Schlott Gruppe offensichtlich unter dem Slogan 'Vision 2012' generalstabsmäßig Beschäftigungsabbau geplant. (...) Der Arbeitsplatzabbau soll vor allem bei Broschek in Hamburg und Stelle erfolgen. Das ist eine Riesensauerei!"

Ver.di-Vizechef Frank Werneke erklärte, seine Gewerkschaft stimme mit Sicherheit "keinem Sanierungskonzept zu, das die Beschäftigten allein bezahlen sollen, während sich die Anteilseigner ihrer Verantwortung entziehen". Der Konzern habe bereits in den letzten Jahren massiv Arbeitsplätze abgebaut, Löhne gesenkt und Arbeitsbedingungen verschlechtert. Dies habe bereits erhebliche Einbußen für die Belegschaft mit sich gebracht.

Clemens von Frentz
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