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24.04.2017  Wirtschaft
Letzte Schicht in Hallein
Nach rund 120 Jahren endete am Donnerstag die Papierproduktion am Standort Hallein. Die verbliebenen Mitarbeiter und zahlreiche Bewohner des kleinen Ortes südlich von Salzburg nahmen auf ungewöhnliche Art und Weise Abschied: Sie zogen in einem "Trauerzug" vom Werk zur Grabstätte der Firmengründer.
Die Geschichte des Werkes hatte im Jahr 1890 begonnen. Damals gründeten der Wiener Chemiker Kellner und der Ökonom Edward Partington aus Burry/Lancyshire in Hallein eine Zellulosefabrik.

In den Jahrzehnten danach gab es zahlreiche Eigentümerwechsel. Von 1918 bis 1979 war die norwegische Borregaard-Holding Gesellschafter der Halleiner Papier- und Zellstofffabrik, 1979 folgte der Verkauf an die Papierwerke Aschaffenburg (PWA). 1993 durchlebte das Werk eine Insolvenz, die dazu führte, dass von den damals 1.100 Mitarbeitern rund 200 ihren Arbeitsplatz verloren.

1995 stieg der schwedische SCA-Konzern ein, der vier Jahre später in Modo Paper umbenannt wurde und kurz darauf von der finnischen Metsä-Serla-Gruppe übernommen wurde. Ab 2001 firmierte die Papierfabrik unter der Bezeichnung "M-real Hallein AG".

Als M-real die Papierfabrik Ende der 90er Jahre mit 800 Leuten übernahm, lag der Umsatz bei 267 Millionen Euro und das Ebit (earnings before interest and taxes = Gewinn vor Zinsen und Steuern) bei 50 Millionen Euro. 2008 war der Umsatz auf 226 Millionen Euro gesunken, und aus dem Gewinn war ein Verlust von 12,2 Millionen Euro geworden.

Im Herbst 2008 verkaufte M-Real seinen Bereich grafische Papiere für rund 750 Millionen Euro an den südafrikanischen Konkurrenten Sappi. Das hatte weit reichende Konsequenzen, auch für den Standort Hallein: Kurz nach dem Verkauf wurde beschlossen, vier Papierfabriken - zwei von M-real, darunter Hallein, und zwei von Sappi – zu schließen.

Gegen diese Pläne gab es lautstarke Proteste in Österreich, außerdem versuchte das Bundesland Salzburg, die Umsetzung des Vorhabens durch eine EU-Klage zu verhindern. Nachdem jedoch die Brüsseler Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes grünes Licht für die Maßnahme gegeben hatte, war die Schließung nicht mehr abzuwenden.

Durch die Abwicklung des Papierwerks verlieren rund 500 Mitarbeiter ihre Beschäftigung. Lediglich 175 Arbeitsplätze bleiben erhalten, da die Zellstoffproduktion und das Biomasse-Fernheizwerk in Hallein vorerst weitergeführt werden sollen. (red)
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