"Druckstandort Österreich in Gefahr"
Auch in Österreich wird derzeit um einen neuen Druck-Tarifvertrag gerungen. Verhandlungspartner sind die Gewerkschaft GPA-DJP und der Verband Druck & Medientechnik. Verbands-Chef Michael Hochenegg sieht die Druckbranche seines Landes gefährdet und fordert einen "konstruktiven Vorschlag" der Arbeitnehmerseite.
Von österlichem Frieden war in der Druckbranche Österreichs in den vergangenen Tagen wenig zu spüren. Hintergrund sind die aktuellen Verhandlungen zum so genannten Kollektivvertrag der Branche, der in etwa dem deutschen Tarifvertrag entspricht.
Die von der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-DJP) als "Informationsveranstaltung" deklarierten Stehzeiten von Druckmaschinen in den vergangenen Tagen führten landesweit bereits zu einem Verlust von mehreren 100.000 Euro und großer Verunsicherung.
In der kommenden Woche drohen weitere Protestaktionen der Drucker. Schon bald könnten laut Verband Druck & Medientechnik in Österreich keine Tageszeitungen mehr erscheinen.
Österreich ist Schlusslicht in Europa
"Der Druckstandort Österreich ist gefährdet", so Verbandspräsident Michael Hochenegg, der zugleich Geschäftsführer der Holzhausen Medienbetriebe ist. Zuletzt wurde in den heimischen Druckereien, die mehr als 13.000 Menschen Beschäftigung bieten, nur noch 1,3 Prozent Rohertrag erwirtschaftet.
Der Druckstandort Österreich hat in den letzten sieben Jahren 25 Prozent Markanteil gegenüber dem Rest Europas verloren und ist an 27. Stelle absolutes Exportschlusslicht der EU.
Lohnkosten in Deutschland deutlich niedriger
Hochenegg: "Einer unserer Hauptkonkurrenten, Deutschland, ist mit 22 Prozent Marktanteil die Nummer eins. Ein Vergleich mit bayerischen Druckereien hat gezeigt, dass die Lohnkosten in Deutschland um mehr als 15 Prozent niedriger sind als bei uns".
**break**Die aktuellen Kollektivvertrags-Verhandlungen wurden kürzlich unterbrochen. Der Verband dazu: "Das Forderungspapier der Gewerkschaft beinhaltete wieder Erhöhungen bei den Lohnkosten. Es müssen aber Lösungen für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit einer ganzen Branche gefunden werden. Dem Verband geht dabei es nicht um die Kürzung des Grundlohns, sondern um das Aufbrechen eines historischen Zulagensystems mit veralteten Schmutzzulagen und Maschinenzulagen, extremen Sonntagszuschlägen oder Nachtzulagen bereits ab 18 Uhr."
Die Drohung der Gewerkschaft zu weiteren Maschinen-Stillständen ist laut Verband "in Zeiten der Krise kein sinnvoller Beitrag". Weder die Branche noch die Konsumenten dürften "auf diese Weise erpressbar sein", so Hochenegg.
Er appelliert daher an die Verantwortung der Gewerkschaft: "Kehren Sie mit konstruktiven Vorschlägen zurück an den Verhandlungstisch, dann stehen wir für gemeinsame Lösungen bereit".
Über 27 Prozent Einkommenskürzung gefordert
Der Verband Druck & Medientechnik hatte am 22. Dezember 2008 der Gewerkschaft GPA-DJP alle Kollektivverträge für die etwa 13.000 Beschäftigten des grafischen Gewerbes in Österreich gekündigt. Die Forderung des Arbeitgeberverbandes lautete nach Angaben der Gewerkschaft: "Senkung der Personalkostentangente um zehn Prozent und kurzfristige Maßnahmen gegen den drohenden Konjunktureinbruch".
Nachdem das oberste Gremium des Verbandes Druck & Medientechnik am 1. April 2009 den von der GPA-DJP vorgelegten Kompromissvorschlag einstimmig abgelehnt hatte, teilte die Gewrkschaft Folgendes mit: "Damit werden die Beschäftigten im grafischen Gewerbe förmlich gezwungen - gemeinsam mit Unterstützung ihrer Gewerkschaft - betriebliche Kampfmaßnahmen anzudenken. Die Verhandlungskurie der Arbeitgeber verweigert eine mäßige Lohn- und Gehaltserhöhung für ihre Beschäftigten 2009 und fordert zugleich bei den Druckern über 27 Prozent Einkommenskürzung. Insgesamt beharrt der Arbeitgeberverband auf eine lineare Einkommenskürzung bei fast allen seiner Beschäftigten von über 13 Prozent. Ab sofort werden in den grafischen Betrieben die unterbrochenen Betriebsversammlungen zur Information der Beschäftigten wieder aufgenommen."
Diese "Betriebsversammlungen zur Information der Beschäftigten" führten in den vergangenen Tagen immer wieder dazu, dass Zeitungen nicht erschienen. Davon waren auch die größeren Blätter des Landes betroffen. (red)