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23.03.2009  Wirtschaft
Gefälschte "Zeit" für Attac
Am Wochenende wurde in rund 100 deutschen Städten eine gefakte Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" verteilt. Hinter der Aktion standen Aktivisten von Attac und anderen Organisationen. Hergestellt wurde das Blatt von der "Taz"-Druckerei Caro-Druck, die ihren Sitz in Frankfurt hat.
Die Ausgabe war datiert auf den 1. Mai 2010 und enthielt "Nachrichten aus einer Welt nach der Krise", wie es in einem Statement von Attac heißt. Allein 150.000 Exemplare wurden am Samstag und Sonntag auf Plätzen, in Straßen, Kneipen und sonstigen öffentlichen Orten verteilt und ausgelegt. Außerdem liegt das Plagiat am heutigen Montag der Tageszeitung "taz" bei, deren Druckerei Caro-Druck (www.caro-druck.de) die äußerst professionell gemachte Guerilla-Ausgabe produzierte.

Rechtzeitig zum Beginn der groß angelegten Aktion schickten die Attac-Aktivisten Jutta Sundermann und Fabian Scheidler einen Brief an die Redaktion der "Zeit" in Hamburg, in dem die Organisatoren ihre Beweggründe erklären und für Verständnis für ihr Vorgehen werben.

"Besondere Zeiten erfordern besondere Mittel", heißt es in dem Schreiben. "Wir verfolgen die sich ständig übertreffenden Krisenmeldungen aus aller Welt, wie Sie sicher auch, mit großer Sorge. (…)  Wir wollen Ursachen verstehen und Alternativen entwickelt sehen. Ein 'Weiter so!' kann es auch nach der Krise nicht geben. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, eine Zeitung aus der Zukunft zu verfassen. Eine Zeitung mit lauter Nachrichten, wie wir sie gerne lesen würden."

Daher habe man beschlossen, "Die Zeit" zu "kapern". Man habe sich dabei von der amerikanischen Gruppe "The Yes-Men" inspirieren lassen, die im vergangenen Jahr in ähnlicher Weise die "New York Times" kopierten.

Die Verfasser weiter: "Vielleicht freut es Sie ja auch, dass Ihre Zeitung mit so viel Liebe zum Detail nachgebaut wurde. Unsere Layouterin lässt übrigens ausrichten, dass es sie zutiefst faszinierte, wie viel Anarchie in dem für den unbedarften Betrachter so klaren Layout der Zeit versteckt ist. (…) P.S.: Auch Ihre Onlineausgabe haben wir zur Vorlage genommen und vorab die 'Zeit-Online' vom 1. Mai 2010 veröffentlicht. Vielleicht schauen Sie ja mal rein – unter www.die-zeit.net."

Clemens von Frentz
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