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11.03.2009  Wirtschaft
Klagen gegen Insolvenz-Kündigung
Die Insolvenz der Druckerei im hessischen Gladenbach hat ein lautstarkes Nachspiel. Zahlreiche Mitarbeiter zogen vor das Marburger Arbeitsgericht, weil sie ihre Kündigung zum 30. April für nicht rechtens halten.
Nach Informationen der "Oberhessischen Presse"  beanstanden die Mitarbeiter diverse Formalien, die bei der Kündigung Ende Februar nicht eingehalten worden seien; außerdem haben sie Zweifel an der Betriebsstilllegung. Nach ihrer Darstellung sind die operativen Tätigkeiten der insolventen Firma bislang nicht gänzlich eingestellt worden. Damit liegt nach Ansicht ihres Anwalts ein Betriebsübergang vor, aus dem sich ein Anspruch auf Weiterbeschäftigung ergibt.

Der Anwalt des Insolvenzverwalters bestreitet den Betriebsübergang. Laut "Oberhessischen Presse" erklärte er, es gebe zwar eine "neue Firma Kempkes Druck und Medien GmbH", diese arbeite aber als reine Vertriebsgesellschaft. Die Produktion sei eingestellt worden. Kürzlich hätten allerdings einige Probedrucke in den Produktionsräumen stattgefunden, die für den Verkauf der Maschinen erforderlich gewesen seien.

Das Unternehmen hatte am 3. November 2008 beim Amtsgericht Marburg wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt, dem am 1. Dezember die Eröffnung des Insolvenzverfahrens folgte. Anfang März stellte der Insolvenzverwalter fest, dass die Insolvenzmasse zur Erfüllung der Masseverbindlichkeiten nicht ausreicht.

Die Krise des Traditionsbetriebs hatte sich bereits seit einiger Zeit angekündigt. Im Geschäftsjahr 2007 war die Gesamtleistung von 6,88 auf 6,44 Milllionen Euro gefallen, und die Umsatzerlöse verminderten sich von 6,72 auf 6,35 Milllionen Euro. Das Jahresergebnis nach Steuern lag (bei einem Verlustvortrag von 334.587 Euro) bei 19.114 Euro.

Gleichzeitig waren die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten von 2,60 auf 2,74 Milllionen Euro gestiegen. Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen lagen Ende 2007 bei 1,06 Millionen Euro, die sonstigen Verbindlichkeiten bei 1,04 Millionen Euro. Dennnoch wurde die Liquiditätslage im Lagebericht als "zufriedenstellend" bezeichnet. Wörtlich hieß es: "Wir rechnen damit, künftig unsere finanziellen Verpflichtungen jederzeit erfüllen zu können. (...) Für das Jahr 2008 rechnen wir bei einer anhaltend stabilen Nachfrage und insgesamt wachsenden Erlösen mit einem wiederum zufriedenstellenden Ergebnis."

Die Druckerei Kempkes Offset- + Buchdruck GmbH war vor etwa 60 Jahren gegründet worden und beschäftigte zuletzt rund 60 Mitarbeiter. (red)
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