Rückkauf durch Bund vollzogen
Rund acht Jahre nach der pannenreichen Privatisierung der Bundesdruckerei ist der Bund nun wieder alleiniger Gesellschafter des ehemaligen Staatsbetriebs geworden. Zu den Kosten der Wiederverstaatlichung machten die Beteiligten keine Angaben.
Der Verkaufsprozess der Bundesdruckerei GmbH wurde nach Auskunft der Geschäftsleitung mit der Beurkundung des Rückkaufs durch den Bund erfolgreich abgeschlossen. Der privatrechtliche Status des Unternehmens bleibt unabhängig hiervon uneingeschränkt erhalten.
Mit dem Kauf löst der Bund die bisherigen Eigentümer, Partner der internationalen Sozietät Clifford Chance und einen Frankfurter Unternehmensberater, als Gesellschafter ab. Sie hatten die seinerzeit defizitäre und unmittelbar insolvenzbedrohte Unternehmensgruppe während des wirtschaftlichen Einbruchs auf dem Informationstechnologie- und Telekommunikationsmarkt 2002 übernommen.
Es folgte, heißt es dazu einer Pressemeldung der Bundesdruckerei, "eine grundlegende, erfolgreiche Sanierung und Restrukturierung des Unternehmens". Heute ist die Bundesdruckerei nach eigenen Angaben wieder "nachhaltig profitabel und internationaler Impulsgeber in den Bereichen ID-Technologie und Banknotendruck".
Für die nahe Zukunft plant das Unternehmen am Standort Berlin Investitionen in neue Produktionsanlagen im Gesamtwert von über 100 Millionen Euro und reagiert damit auf die wachsende Bedeutung des ID-Geschäfts. Begleitet wurde die Transaktion von der Rothschild GmbH.
**break**Die Bundesdruckerei gilt international als besonders markantes Beispiel für eine missglückte Privatisierung. Diese wurde im Jahr 2000 von der rot-grünen Koalition eingeleitet, als das Finanzministerium unter Minister Hans Eichel (SPD) seine hundertprozentige Beteiligung an der Druckerei für etwa 1,1 Milliarden Euroan den Finanzinvestor Apax Partners & Co. veräußerte. Abgewickelt wurde der Verkauf vom Bankhaus Metzler, einem der ältesten privaten Bankhäuser Deutschlands.
Kaufpreis wurde der gekauften Firma aufgebürdet
In der Folge wurden die Bundesdruckerei GmbH, die Bundesdruckerei International Services GmbH, die Orga Kartensysteme GmbH (2005 als Sagem Orga weitergeführt), die Holographic Systems München GmbH, die Maurer Electronics GmbH, die D-Trust GmbH und die polnische Tochterunternehmung iNCO Spólka sp. z o.o. unter dem Dach der Holding Authentos GmbH zusammengefasst.
Der Großteil des Kaufpreises war, wie in solchen Fällen oft praktiziert, dem übernommenen Unternehmen aufgebürdet worden. Die Folge: Bereits Mitte 2002 geriet Authentos in eine so gravierende Schieflage, dass Zahlungsunfähigkeit drohte. Diese konnte nur dadurch abgewendet werden, dass sich Gesellschafter, Kreditgeber und der Bund auf einen Zahlungsverzicht einigten.
Heute wieder schwarze Zahlen
Im September 2002 wurde die Authentos-Gruppe für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro an zwei Zwischenerwerber weitergereicht. Es handelte sich dabei um die Dinos Vermögensverwaltung in Heidelberg (6 Prozent Anteil) und die Berliner JFVVG Neununddreißigste Vermögensverwaltungsgesellschaft (94 Prozent Anteil). Hinter dieser steht der Frankfurter Anwalt Heinz-Günter Gondert, Partner der Anwaltssozietät Clifford Chance.
Inzwischen wurde die Restrukturierung und Sanierung der Bundesdruckerei GmbH erfolgreich abgeschlossen. Die Gesellschaft ist nach Angaben der Gesellschafter "wieder ein profitables Unternehmen und weltweit führend auf dem Gebiet der ID-Technologie und des Banknotendrucks". Das Unternehmen will nun "mit aller Kraft daran arbeiten, seine erfolgreiche Position in diesem hart umkämpften Marktumfeld weiter auszubauen".
Mitarbeiterzahl in acht Jahren mehr als halbiert
Die 1879 gegründete Bundesdruckerei entwickelt und liefert Systemlösungen und Dienstleistungen für sichere Identifikation und zählt nach eigenen Angaben weltweit zu den führenden Spezialisten in diesem Bereich. Neben kompletten Pass- und Ausweissystemen liefert das Unternehmen Personaldokumente, Hochsicherheitskarten, Dokumentenprüfgeräte, Sicherheitssoftware sowie Trust-Center-Leistungen für nationale und internationale Kunden.
Darüber hinaus fertigt die Bundesdruckerei Banknoten, Postwertzeichen und Steuerzeichen sowie elektronische Publikationen. Mit ihren Töchtern BIS Bundesdruckerei International Services GmbH, D-Trust GmbH und iNCO Sp.z o.o. beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 1.450 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von 303 Millionen Euro.
Im Jahr 2000, als die Privatisierung durchgeführt wurde, hatte das Unternehmen noch über 3.650 Mitarbeiter weltweit und einen Umsatz von mehr als 1,1 Milliarden Mark. Der Gewinn lag damals bei 58 Millionen Mark. (red)