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04.03.2009  Wirtschaft
Weiter Interesse an der Bundesdruckerei
Die unendliche Geschichte um die Bundesdruckerei könnte bald in die nächste Runde gehen. Konkurrent Giesecke & Devrient ist unverändert an dem früheren Staatsbetrieb interessiert, der im Herbst 2008 nach einer missglückten Privatisierung wieder verstaatlicht worden war.
Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) hofft Giesecke & Devrient (G&D) offenbar immer noch auf eine Möglichkeit zur teilweisen oder kompletten Übernahme der Bundesdruckerei. Ein Einstieg sei weiter eine Option, falls der Bund private Investoren später zulassen sollte, sagte G&D-Geschäftsführer Karsten Ottenberg dem Blatt.

Die strategische Kombination beider Unternehmen sei sinnvoll, so Ottenberg, da sie sich in Technologien und Märkten ergänzten. Giesecke & Devrient hatte bereits im vergangenen Jahr sehr engagierte Verhandlungen in Sachen Bundesdruckerei geführt, war am Ende allerdings nicht zum Zuge gekommen. Nun bietet sich möglicherweise erneut eine Gelegenheit, da es aus der Politik Hinweise dafür gibt, dass der Staat sich über kurz oder lang wieder von der Bundesdruckerei trennen könnte.

Finanziell wäre der Einstieg für Giesecke & Devrient vermutlich ohne große Problem machbar - der Konzern hat laut "SZ" im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz der beginnenden Wirtschaftskrise so viel Geld verdient wie nie zuvor.

"Wir werden für das Geschäftsjahr 2008 Rekordzahlen veröffentlichen", zitiert die Zeitung G&D-Chef Ottenberg. Der Umsatz sei nach seinen Angaben im oberen einstelligen, der Jahresüberschuss sogar im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Damit dürfte das Unternehmen erstmals einen Jahresüberschuss von mehr als 100 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Konkrete Zahlen dazu soll es Anfang Mai geben.

**break**Die Bundesdruckerei gilt international als besonders markantes Beispiel für eine missglückte Privatisierung. Diese wurde im Jahr 2000 von der rot-grünen Koalition eingeleitet, als das Finanzministerium unter Minister Hans Eichel (SPD) seine hundertprozentige Beteiligung an der Druckerei für etwa 1,1 Milliarden Euroan den Finanzinvestor Apax Partners & Co. veräußerte. Abgewickelt wurde der Verkauf vom Bankhaus Metzler, einem der ältesten privaten Bankhäuser Deutschlands.

Kaufpreis wurde der gekauften Firma aufgebürdet

In der Folge wurden die Bundesdruckerei GmbH, die Bundesdruckerei International Services GmbH, die Orga Kartensysteme GmbH (2005 als Sagem Orga weitergeführt), die Holographic Systems München GmbH, die Maurer Electronics GmbH, die D-Trust GmbH und die polnische Tochterunternehmung iNCO Spólka sp. z o.o. unter dem Dach der Holding Authentos GmbH zusammengefasst.

Der Großteil des Kaufpreises war, wie in solchen Fällen oft praktiziert, dem übernommenen  Unternehmen aufgebürdet worden. Die Folge: Bereits Mitte 2002 geriet Authentos in eine so gravierende Schieflage, dass Zahlungsunfähigkeit drohte. Diese konnte nur dadurch abgewendet werden, dass sich Gesellschafter, Kreditgeber und der Bund auf einen Zahlungsverzicht einigten.

Heute wieder schwarze Zahlen


Im September 2002 wurde die Authentos-Gruppe für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro an zwei Zwischenerwerber weitergereicht. Es handelte sich dabei um die Dinos Vermögensverwaltung in Heidelberg (6 Prozent Anteil) und die Berliner JFVVG Neununddreißigste Vermögensverwaltungsgesellschaft (94 Prozent Anteil). Hinter dieser steht der Frankfurter Anwalt Heinz-Günter Gondert, Partner der Anwaltssozietät Clifford Chance.

Inzwischen wurde die Restrukturierung und Sanierung der Bundesdruckerei GmbH erfolgreich abgeschlossen. Die Gesellschaft ist nach Angaben der Gesellschafter "wieder ein profitables Unternehmen und weltweit führend auf dem Gebiet der ID-Technologie und des Banknotendrucks". Das Unternehmen will nun "mit aller Kraft daran arbeiten, seine erfolgreiche Position in diesem hart umkämpften Marktumfeld weiter auszubauen".

Mitarbeiterzahl in acht Jahren mehr als halbiert


Die 1879 gegründete Bundesdruckerei entwickelt und liefert Systemlösungen und Dienstleistungen für sichere Identifikation und zählt nach eigenen Angaben weltweit zu den führenden Spezialisten in diesem Bereich. Neben kompletten Pass- und Ausweissystemen liefert das Unternehmen Personaldokumente, Hochsicherheitskarten, Dokumentenprüfgeräte, Sicherheitssoftware sowie Trust-Center-Leistungen für nationale und internationale Kunden.

Darüber hinaus fertigt die Bundesdruckerei Banknoten, Postwertzeichen und Steuerzeichen sowie elektronische Publikationen. Mit ihren Töchtern BIS Bundesdruckerei International Services GmbH, D-Trust GmbH und iNCO Sp.z o.o. beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 1.450 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von 303 Millionen Euro.

Im Jahr 2000, als die Privatisierung durchgeführt wurde, hatte das Unternehmen noch über 3.650 Mitarbeiter weltweit und einen Umsatz von mehr als 1,1 Milliarden Mark. Der Gewinn lag damals bei 58 Millionen Mark. (red)
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