Ver.di will Lohnplus von fünf Prozent
Die Tarifrunde 2009 ist eröffnet. Ver.di fordert für die rund 170.000 Beschäftigten der deutschen Druckindustrie fünf Prozent mehr Geld. Das laufende Lohn- und Gehaltsabkommen läuft zum 31. März aus.
Ver.di-Vizechef Frank Werneke sagte zur Begründung: "Die zurückliegenden zwei Jahre sind für die Betriebe der Druckindustrie und der Zeitungsverlage wirtschaftlich erfolgreich verlaufen. Für die Beschäftigten der Branche gilt das allerdings nicht. Sie haben real aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten heute nicht mehr Geld im Portemonnaie als vor zwei Jahren und das, obwohl sie volle Leistung bringen."
Man sei deswegen nicht bereit, "in der Lohnentwicklung hinter anderen Industrie- und Dienstleistungsbranchen zurückbleiben". Außerdem diene eine kräftige Lohnerhöhung auch der Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung."
Bundesverband hält Forderung für unrealistisch
Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) sieht den Sachverhalt naturgemäß anders. In einer ersten Stellungnahme bezeichnet der Verband die Ver.di-Forderung nach fünf Prozent Lohnerhöhung als "vollkommen unrealistisch". Solche Vorstellungen weckten nur falsche Erwartungen und wären für die Unternehmen der Branche nicht tragbar. Hauptgeschäftsführer Thomas Mayer: "Die Rezession ist auch in der Druckindustrie angekommen und ihr weiterer Verlauf ist überhaupt nicht absehbar."
Anders als die Gesamtindustrie habe sich die Branche noch nicht einmal von der letzten Rezession im Jahr 2001 richtig erholen können und erhalte nun erneut einen Tiefschlag. Durch eine kluge Lohnpolitik der letzten beiden Jahre sei die Entlassungswelle gestoppt worden und dürfe nun nicht durch unangemessene Tariflohnerhöhungen wieder in Gang gesetzt werden. Für die nächsten Monate sei eine Lohnerhöhungspause erforderlich, bis die weitere Entwicklung der Wirtschaftslage wieder einschätzbar sei, so Mayer.
Mayer rechnet mit schwierigen Verhandlungen
In den vergangenen beiden Jahren mit einer unterdurchschnittlichen Umsatzentwicklung konnten die Mitarbeiter leichte Reallohnzuwächse verzeichnen. Die Umsätze der Druckindustrie stiegen in diesem Zeitraum um 4,5 Prozent, die Lebenshaltungskosten um 4,8 Prozent, die Tariflöhne aber um 5,1 Prozent. Während die Produktion der Gesamtindustrie bis 2008 gegenüber dem Jahr 2000 um mehr als 23 Prozent zugelegt habe, sei sie in der Druckindustrie um 0,3 Prozent im gleichen Zeitraum gesunken.
Auch die von Ver.di geforderte Ankurbelung der Binnennachfrage und des Konsums sei keine Aufgabe der Unternehmen, die zurzeit über keinen Verteilungsspielraum verfügen, sondern ausschließlich Angelegenheit der staatlichen Wirtschaftspolitik. Angesicht der großen Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Tarifvertragsparteien rechnet Mayer mit schwierigen Verhandlungen.
Umsatzrückgang um zwei bis drei Prozent erwartet
Die Druckindustrie beschäftigt knapp 175.000 Arbeitnehmer und erwirtschaftete 2008 einen Umsatz von etwa 24 Milliarden Euro. Für 2009 wird mit einem Umsatzrückgang um zwei bis drei Prozent gerechnet. Belastend für die Druckunternehmen ist laut bvdm auch der Umstand, dass die Kosten für Material und Rohstoffe steigen, während die Preise für Druckleistungen seit Jahren gesunken sind.
Die Verhandlungen beginnen am 2. April in Berlin. Die Friedenspflicht in der Druckindustrie endet am 1. Mai. (red)