Die Branche kämpft gegen die Krise
Die deutsche Papier- und Zellstoffindustrie ist trotz der erreichten Fortschritte in Sachen Wettbewerbsfähigkeit massiv von den Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise betroffen. Der Verband Deutscher Papierfabriken rechnet mit einem schwierigen Jahr.
Die Rezession hat nun auch mit Wucht die einheimische Papier- und Zellstoffindustrie erreicht, wie auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes Deutscher Papierfabriken (VDP) deutlich wurde. "Die Branche stemmt sich gegen die Krise", so VDP-Präsident Wolfgang Palm.
Obwohl viele Betriebe bereits erhebliche Restrukturierungen und Anpassungen vorgenommen hätten, rechnet Palm für die Branche mit einem schwierigen Jahr, da weitere Verbrauchsrückgänge in den Absatzmärkten zu erwarten seien. Dieser Rückgang dürfte zwar geringer ausfallen als in anderen Industriebereichen, belaste aber gerade die kapitalintensive Papierindustrie besonders.
Die im Jahresverlauf 2008 erneut dramatisch gestiegenen Kosten konnten laut Palm wegen weltweiter Überkapazitäten bei Massenpapieren nicht über die Verkaufspreise weitergegeben werden. Die Ertragslage der Branche sei absolut unzureichend. Dieser Trend habe trotz krisenbedingter Entlastungen bei den Rohstoffkosten zum Jahresende 2008 nicht gestoppt werden können.
Die Jahresproduktion an Papier, Karton und Pappe sank 2008 um zwei Prozent auf 22,8 Millionen Tonnen und lag damit wieder auf dem Niveau des Jahres 2006. Allerdings ist die Produktion von 2001 bis 2007 jährlich durchschnittlich um 4,5 Prozent gestiegen. In 2008 gab der Auslandsabsatz mit einem Minus von 1,8 Prozent stärker nach als die Inlandsnachfrage mit minus 0,5 Prozent.
Wie Palm ausführte, weisen alle großen Sortenbereiche ein Minus aus. Lediglich die Hygienepapiere verzeichnen als konsumnahe Produkte erneut ein deutliches Wachstum. Die grafischen Papiere verloren 2,1 Prozent. Hier schlägt vor allem der Rückgang an Auflage und Umfang bei den Zeitschriftentiteln durch.
Bei den Verpackungspapieren macht sich vor allem die rückläufige Industrieproduktion bemerkbar. Hier beträgt das Produktionsminus 2,3 Prozent. Die Spezialpapiere, die sich aus sehr verschiedenen Produkten zusammensetzen, verloren 6,6 Prozent an Menge.
Sorgen bereiten der Branche die noch ungeklärten Fragen des europäischen Emissionshandels. Nach wie vor herrscht Unklarheit darüber, ob die Papierindustrie wegen Abwanderungsgefährdung ihre Emissionszertifikate auf Basis von Benchmarks kostenlos erhalten wird. Dies will die EU-Kommission erst Mitte 2010 entscheiden.
Bis dahin gebe es keine Investitionssicherheit, kritisierte Palm das langwierige Verfahren. Die Papierindustrie sei jedoch zuversichtlich, die sogenannten "Carbon Leakage"-Kriterien zu erfüllen. Sie werde sich weiter zusammen mit den anderen energieintensiven Branchen dafür einsetzen, dass der Emissionshandel nicht zu einem Verlust an Arbeitsplätzen führt. Auch erwartet die Branche ein klares Signal für Kompensationen für die exorbitant gestiegenen Stromkosten. (red)