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16.02.2009  Wirtschaft
Zwischen Hoffen und Bangen
Am 13. Februar endete in Stuttgart das XXXI. Druckforum. Am Schlusstag informierte Michael Hüffner, Geschäftsführer des Verbandes Druck und Medien in Baden-Württemberg, über die Branchen-Entwicklung im vergangenen Jahr und gab einen Ausblick auf 2009.
Während die Lage der Druckindustrie 2008 bis zum Monat September noch positiv verlief, führt die konjunkturelle Abschwächung im letzten Quartal dazu, dass im Verlauf das Jahr 2008 eher negativ gewertet werden muss. Generell leidet die Branche unter den steigenden Preisen für Energie und Rohstoffe, vor allem für Papier und Farbe. Auch die nachlassende Werbetätigkeit in der Gesamtwirtschaft gibt Anlass zur Sorge.

Leicht gestiegener Umsatz

Das Statistische Landesamt erfasst seit 2007 nur noch den Umsatz der Betriebe mit über 50 Beschäftigten. Im ersten Halbjahr 2008 erwirtschafteten diese einen Umsatz von 1,347 Milliarden Euro, im Vergleichszeitraum 2007 waren dies 1,277 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg damit im ersten Halbjahr um rund 5,5 Prozent.

Im zweiten Halbjahr gingen die Umsatzzahlen dann gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,8 Prozent zurück. Hier erwirtschafteten die Betriebe einen Umsatz von 1,405 Milliarden Euro, im Vergleichszeitraum 2007 waren dies 1,416 Milliarden Euro. Insgesamt betrug der Umsatz im Jahr 2007 2,693 Milliarden Euro, im Jahr 2008 waren es 2,752 Milliarden Euro, dies entspricht im Jahresdurchschnitt einer Steigerung um 2,1 Prozent.

Kapazitätsauslastung gesunken

Im Jahresdurchschnitt 2008 lag der Auslastungsgrad bei 81,9 Prozent, 2007 war die Auslastung mit 83,2  Prozent deutlich höher. Letztmals gab es im Jahr 2000 mit 86,1 Prozent einen befriedigenden Wert. Eine Auslastung über 85 Prozent bis hin zu 90 Prozent bringt aber erst einen zufrieden stellenden Ertrag für die Branche.

Bremsspuren durch die Werbewirtschaft

Für das Gesamtjahr 2008 geht der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) von einer Stagnation der Ausgaben für Werbung aus und rechnet insgesamt für das Jahr 2008 mit Werbeinvestitionen von 30,79 Milliarden Euro, also mit einem minimalen Plus von 0,3 Prozent gegenüber 2007.

Ursache für das geringe Wachstum ist vor allem die Kürzung der Werbeausgaben um rund zehn Prozent im zweiten Halbjahr. 2007 waren die Werbeinvestitionen noch um 1,8 Prozent gestiegen. Knapp zwei Drittel des Gesamtproduktionswertes der Druckindustrie sind werbeabhängige Erzeugnisse wie Kataloge und Werbedrucke, Zeitungen, Anzeigenblätter, Zeitschriften, Adress- und Telefonbücher und Wandkalender. Den Hauptanteil am Produktionswert der Druckindustrie haben mit 37 Prozent Kataloge und Werbedrucke. Zeitungen und Zeitschriften haben einen Anteil von insgesamt 22,6 Prozent.

Investitionen rückläufig

Bei den Investitionszahlen hinkt die amtliche Statistik mit konkreten Zahlen. Im Jahr 2006 investierte die Branche bundesweit 1,1 Milliarden Euro, 2007 dürfte der Zuwachs des Investitionsvolumens bei fünf Prozent gelegen haben. Für das Jahr 2008 geht der Verband davon aus, dass höchstens die Zahl des Jahres 2006 erreicht werden konnte, eher dürfte der Rückgang der Investitionen 2008 bei deutlich mehr als 5 Prozent gelegen haben. Der Anteil an der Investitionssumme beträgt für Baden-Württemberg rund 18 Prozent vom Bundesvolumen.

Beschäftigtenzahl stabil

Die Druckindustrie in Baden Württemberg beschäftigte 2008 in den 120 statistisch erfassten Betrieben 14.483 Mitarbeiter (erfasst wurden Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern). Ende 2007 waren es in 116 statistisch erfassten Betrieben 14.739 Mitarbeiter. Es kann von einer konstanten Beschäftigungszahl gesprochen werden. Beschäftigtenzahlen in Betrieben unter 50 Mitarbeiter werden vom Statistischen Landesamt nicht erfasst, der Verband geht nach seinen Unterlagen davon aus, dass in diesen Betrieben mehr als 14.000 weitere Mitarbeiter tätig sind.

**break**Die Zahl der Arbeitslosen mit Druckberufen ist 2008 gegenüber dem Vorjahr nochmals zurückgegangen. Im Jahresdurchschnitt 2008 wurden bei der Bundesagentur für Arbeit 959 Arbeitslose (einschließlich Verlage) registriert. Im Jahresdurchschnitt 2007 waren es 1067 Arbeitslose, dies bedeutet ca. 10 Prozent weniger gemeldete Arbeitslose. Demgegenüber stehen im Jahresdurchschnitt 2008 209 offene Stellen, im Jahr 2007 waren es 188 offene Stellen. Fachkräfte für die Druckindustrie sind praktisch nicht am Arbeitsmarkt.

Rückgang bei Insolvenzen

Die Zahl der Insolvenzen ist im Jahr 2008 gegenüber dem Jahr 2007 weiter zurückgegangen. Mussten im Jahr 2007 32 Betriebe Insolvenz anmelden, waren es 2008 (ohne Dezember)  nur 16 Betriebe, die Insolvenz angemeldet haben.

Zahl der Ausbildungsverhältnisse bleibt auf hohem Niveau stabil

Mit 892 neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnissen im Verbandsgebiet konnte das gute Ergebnis des Vorjahres erneut erreicht werden. Die Ausbildungszahlen lagen letztmals im Jahr 2002 auf einem ähnlich hohen Niveau. Besonders erfreulich ist, dass der Beruf Drucker 2008 nochmals eine Zunahme von 1,3 Prozent verzeichnen konnte, nachdem er bereits im Vorjahr einen Zuwachs von 11,1 Prozent erzielt hatte.

Der Mediengestalter Digital und Print legte um 3,8 Prozent zu, während die Ausbildungsverhältnisse beim Buchbinder um 7,8 Prozent zurückgingen. Die Berufsfachschule Druck besuchen 185 Mediengestalter und 54 Drucker.

In allen drei Ausbildungsjahren gibt es bei den gewerblichen Berufen im Verbandsgebiet Baden-Württemberg aktuell 2.582 Auszubildende, was gegenüber dem Vorjahr einer Zunahme von 6,8 Prozent entspricht. Die Ausbildungsquote liegt, gemessen an der Zahl der Beschäftigten, mit über 9 Prozent deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen.
 
Prognose für das Jahr 2009

Eine Prognose für das Jahr 2009 ist im Rahmen des Konjunkturrückgangs der gesamten Wirtschaft in Deutschland schwierig. Das letzte Quartal 2008 und vor allem auch die Entwicklung im Januar 2009 zeigen, dass die Branche sich der Konjunkturschwäche der Gesamtwirtschaft anpasst.

Auch die Nachfragen zum Thema Kurzarbeit haben bei der Verbandsgeschäftsstelle sprunghaft zugenommen. Der Verband geht davon aus, dass die Druckindustrie in Deutschland keine Sonderkonjunktur haben wird. Die Branche ist zu rund 90 Prozent im Binnenmarkt tätig.

Entgegen der volkswirtschaftlichen Theorie verhält sich die Gesamtwirtschaft beim Werbeaufkommen nicht antizyklisch. Daher rechnet der Verband damit, dass sich die Produktionstätigkeit der Druckindustrie entsprechend dem konjunkturellen Rückgang der Gesamtwirtschaft im Jahr 2009 entwickeln wird. Dies bedeutet auch, dass strukturelle Probleme die Druckindustrie im Jahr 2009 nicht zusätzlich belasten werden. Die Branche geht davon aus, dass die Verteilung der Werbemittel zwischen Elektronischem und Gedrucktem in etwa gleich bleiben wird.

Nachdem die deutsche Wirtschaft damit rechnet, dass der Umsatzrückgang bei rund zwei Prozent liegen wird, geht auch die Druckindustrie davon aus, dass durch die Reduzierung der Werbeausgaben der Umsatzrückgang ebenfalls bei etwa zwei Prozent über das Jahr gerechnet liegen wird. Dieser Prognose entsprechen die Zahlen des ZAW für das Werbeaufkommen, dieses soll um zwei Prozent sinken.

Die Auswirkungen der Situation im Jahr 2009 werden so sein, dass auch die Investitionstätigkeit eher sinkt. Hinzu kommt, dass das Bankenverhalten sich gerade bei der Finanzierung beim Druckmaschinenkauf negativ auswirkt. Dem Verband wird immer wieder von Mitgliedern berichtet, dass sie Schwierigkeiten bei der Finanzierung größerer Volumen haben.

In wieweit sich die Wirtschaftszahlen auch auf die Beschäftigung in der Druckindustrie auswirken werden, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Grundsätzlich ist die Druckindustrie nach den Krisenjahren 2002 bis 2005 auch im Rahmen der Beschäftigung sehr stabil aufgebaut. Dass man in diesem Bereich immer noch positiv denkt, zeigen die in 2008 gestiegenen Ausbildungszahlen. Allerdings wird bei einem dauerhaften Konjunktureinbruch im Jahr 2009 auch ein Abbau der Beschäftigung nicht ausgeschlossen sein. (red)
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