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28.04.2017  Wirtschaft
Rollendrucker erwarten harte Zeiten
Traditionell ist die Rollenveranstaltung der Wandsbeker Gespräche ein großes "Familientreffen. Hier sind die Rotationsdrucker unter sich, die Offset- und auch die Tiefdrucker. Natürlich war die Krise Mittelpunkt der Themen, doch eine Lösung für das Dilemma wusste niemand und auch Prognosen gab hier keiner ab. (Mit Bildergalerie)
Rund 150 Gäste waren am gestrigen Freitag der Einladung von Geschäftsführer Fritz Torneden gefolgt und in die Geschäftsräume der Manroland Vertrieb und Service GmbH nach Wandsbek im Osten Hamburgs gekommen. In harten Zeiten rückt man gern zusammen, und so begrüßte Fritz Torneden seine Kunden und Gäste mit den beruhigenden Worten: „Wer in der Vergangenheit seine Hausaufgaben gemacht hat, wird das überstehen.“


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Peter Kuisle, Vertriebsleiter für Rollendrucksysteme bei Manroland, beschrieb die Branchensituation aus seiner Sicht. "Das 21. Jahrhundert steht im Zeichen der Konvergenz der Medien, darauf müssen wir uns einstellen!", so Kuisle. Er legte einige Forschungsergebnisse vor, die belegen, dass die Wahrnehmung von Print gegenüber TV, Email und Internet mit Abstand die höchste ist, was die Zuhörer sehr erfreute.

Allerdings müsse man sich auf veränderte Anforderungen der Kunden und neue Produkte einstellen. Die Wirtschaftskrise und der strukturelle Medienwandel verlangten nach unterschiedlichen Lösungsansätzen. Konkretisiert hat Kuisle diese "Ansätze" nicht, eines jedoch wusste er sicher: "Medien der Zukunft werden zwei Gesichter haben – ein gedrucktes und ein vernetztes."

Eine Steilvorlage für den eingeladenen Bernd Rose, Vorstandsvorsitzender der Schlott-Gruppe, der den Gästen mit einem gnadenlos konkreten Vortrag aus dem Blickwinkel eines Unternehmers die brutale Realität der Branchensituation vor Augen hielt: "Die Druckindustrie ist in der Verschissecke!" Die Branche werde von außen restriktiv betrachtet und das große Dilemma sei, dass Kreditlinien reihenweise gekürzt werden. Er äußerte die Vermutung, dass die Banken sich aus der Druckindustrie zurückziehen wollen und appellierte an die Politik, insbesondere  die Wahrung der Warenwertkredite zu sichern.

Die Entwicklung der Print-Produktion sieht Rose verhalten. Mittelfristig rechnet er mit deutlich weniger Volumen, wobei er Tiefdruck und Rollenoffset nicht differenzierte, sondern von „Rotationsdruck“ sprach. Die Druckindustrie sei in einer strukturellen Krise. Zu hohe Fixkosten, extrem langsames Veränderungsmanagement, hohe Kapitalbindung und zu lange Lebenszyklen für Maschinen seinen Faktoren, die ein Unternehmen unflexibel und abhängig machen.
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Eine Erholung der Branche erwartet Rose nicht. Hingegen kritisierte er die Strategie der Maschinenbauer. Immer schneller und breiter sei nicht die Lösung, "die 96-Seiten-Maschine von Manroland ist die 4/30 des Tiefdrucks", prophezeite Rose. Die Tiefdruckmaschine sei nur sieben Mal gebaut worden, das rechtfertige nicht die hohen Entwicklungskosten. Ähnlich werde es sich im Fall der 96-Seiten-Maschine verhalten, vermutet der Schlott-Chef.

Eine Lösung konnte Rose anschließend auch nicht liefern, jedoch hatte er einige Forderungen mitgebracht. Die Unternehmer brauchten weniger Kapitalbindung, weniger Kapazitäten, planbare Energie, Maschinen, die nach kürzere Lebenszyklen schnell ausgetauscht und an aktueller Marktanforderungen angepasst werden können und die wesentlich preisgünstiger sind, als heute.

Als Kunde der Druckbranche konnte Frank Statmann, Geschäftsführer der VME Vereinigter Möbeleinkauf Bielefeld dem Publikum über die stattliche Umsatzzahl von 30 Milliarden Euro berichten. Natürlich gehen von diesem Kuchen einige Millionen Euro in die Töpfe für Marketing, so auch für die Planung von Print. Hier sei die Planung rückläufig, das Budget für Print liege bei knapp minus 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (TV: Minus 21 Prozent). Tröstlich für die Zuhörer war die Aussage Stratmanns, dass Print mit 50 Prozent der größte Block im Medienmix sei. "Print ist in vielen Fällen der Impulsgeber für den Möbelkauf", so der Bielefelder.

Zwei Vortrage mit Beispielen, die zeigten, wie die oben beschriebene Medienkonvergenz in der Praxis aussehen kann, lieferten der Verleger der Osnabrücker Zeitung, Hermann Elstermann, sowie der Technische Leiter des Vorarlberger Medienhaus, Wilfried Übelher. Am Ende des Tages sprach Bernd Saxe, Bürgermeister der Hansestadt Lübeck. Er forderte ein Comeback des alten Kaufmannsgeistes und gab einen Einblick in die Werte der Hanse. Tugenden, die in der heutigen Wirtschaft offenbar wenig zählen. Er appellierte an die Unternehmer Werte wie Fleiß, Augenmaß, Verantwortung, Verlässlichkeit und Vertrauen wieder mit Leben zu füllen.
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