Gelebtes Veränderungsmanagement
Die 2008 eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen aufgrund der Finanzkrise zeigen bereits Wirkung. “Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft“, erklärt Bernhard Schreier, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG, weil die von uns rechtzeitig eingeleiteten Maßnahmen greifen.“
Bernhard Schreier stößt damit nicht nur auf offene Ohren in der Druckwirtschaft und bei seinen Kunden. Auch die Finanzwelt atmet offenbar angesichts solch optimistischer Äußerungen auf und quittiert die aktuellen Geschäftszahlen von Heidelberg sogleich mit einem Kurswachstum von über 21 Prozent pro Aktie.
Dabei lässt sich Schreier keineswegs zu einer Prognose für die nächsten Monate
hinreißen. “Wir werden weiterhin alle Maßnahmen einleiten, die nötig sind, um das Unternehmen zu stabilisieren bis wir die Finanzkrise überstanden haben“, bekräftigte der Vorstandsvorsitzende anlässlich einer Wirtschaftspressekonferenz am heutigen Dienstagvormittag.
Ein Minus von 50 Prozent an Auftragseingängen in den USA, minus 40 Prozent in Asien und minus 12 Prozent in Europa – Umsatzeinbrüche im freien Fall. Es werden weltweit weniger Maschinen verkauft werden, nicht nur bei Heidelberg. Bernhard Schreier richtet sich darauf ein, dass der Markt für Druckmaschinen in den nächsten Jahren nicht mehr wächst.
An die Spekulationen einschlägiger Wirtschaftsblätter über die angebliche Suche nach einem Großinvestor zur Kapitalbeschaffung beteiligt sich Schreier nicht. Sein Kommentar: “Wir sind mit einer Kreditlinie von 700 Millionen Euro solide finanziert.“
Vom Druckmaschinenbauer zum Dienstleister
Im September 2008 leitete Schreier konkrete und einschneidende Maßnahmen zu Kosteneinsparungen ein: Stellenabbau, Kurzarbeit und Straffung der Verwaltung gehören zu dem Maßnahmenpaket, genau wie der Ausbau der Geschäftsfelder Service und Verbrauchsmaterial.
Immerhin macht das Service-Geschäft laut Schreier bereits ein Umsatzanteil von 25 Prozent aus. Auch das Geschäft mit Verbrauchsmaterial gewinnt an Fahrt. Mit dem Kauf des Waiblinger Druckfarbenspezialisten Ulrich Schweizer GmbH will man das Angebot an Druckplatten, Farben, Lacken und Druckhilfsmitteln unter der Marke Saphira für die Kunden in Deutschland ausweiten.
Was als Krisenmanagement beginnt, mündet bei Heidelberg in ein kontinuierliches Veränderungsmanagement und das ist gut so. Wer die Branche beobachtet weiß, dass die Wurzeln der strukturellen Veränderung bei den Kunden der traditionellen Heidelberg-Kunden liegen. Veränderte Kommunikations-Strukturen, veränderte Prozesse und veränderte Produktions-Kapazitäten führen dazu, dass sich die gesamte Branche wandelt, und mit ihr die Lieferanten und Dienstleister.
Workflow-Management, Vernetzung, Service- und Produktions-Effizienz sind die Geschäftsbereiche, die sich neben das “Heavy-Metal-Geschäft drängen werden. Eines ist sicher: Der “große Tanker“ muss seinen Kurs ändern und das funktioniert nicht, indem man einfach so das Steuer herum reißt. Ein Wendemanöver braucht viel Fingerspitzengefühl und Besonnenheit.
Für Bernhard Schreier ist dies bereits die fünfte Krise – nein das wird sicher nie zur Routine. Doch mit der Erfahrung kommt die Ruhe. Und das nimmt nicht nur den 19.548 weltweiten Mitarbeitern von Heidelberg die Angst, sondern gibt auch den Druckunternehmern, die auf Heidelberg setzen, Zuversicht.