US-Deal treibt Ulmer Standort in die Pleite
Weil die US-Firma Printronix nur die amerikanischen Teile von Tally Genicom übernehmen will, muss der Druckerhersteller in Deutschland Insolvenz anmelden.
Tally Genicom hat beim Amtsgericht Ulm Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahren beantragt. Betroffen sind sowohl die europäische Holding als auch die deutsche Vertriebs- und Servicegesellschaft.
Schuld sind nach Informationen des Fachmagazins "IT-Business" nicht etwa schlechte Geschäfte in Deutschland, sondern die US-Muttergesellschaft, die Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt hat. "Die wirtschaftliche Rezession in den USA und der globale Abschwung" sind laut CEO Dan Adragna Grund für die Krise des Druckerherstellers, für den nur in der amerikanischen Heimat Rettung in Sicht ist.
Printronix soll als so genannter "Lead Bidder" die US-Assets kaufen, die europäischen Gesellschaften werden nun der Reihe nach Insolvenz anmelden müssen. Nach Presseberichten sind die vor allem in Deutschland hohen Pensionsverpflichtungen von Tally der Hauptgrund, warum Printronix nicht auch die europäischen Anteile übernehmen will.
Tally Genicom ist den Berichten zufolge in Deutschland profitabel. Weil die US-Mutter aufgrund des Printronix-Deals jedoch die Warenbelieferung eingestellt haben soll, sind die 70 Arbeitsplätze in Ulm akut gefährdet.
Tatsächlich kommen derzeit keine Lieferungen aus den USA an, bestätigt der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Wahl gegenüber "IT-Business". Bereits vor einigen Tagen hat Tally Genicom in Deutschland die Auslieferung an Kunden gestoppt.
Gleichzeitig hat Wahl jedoch das Ziel, möglichst schnell die Lieferfähigkeit wiederherzustellen. Zunächst ist eine Inventur des Warenbestands nötig, doch ab Montag sollen die ersten Drucker wieder ausgeliefert werden. "Wir haben volle Lager" und "wir haben Aufträge", so Wahl. Diese sollen nun nach und nach abgearbeitet werden.
Wie es jedoch weiter gehen soll, wenn die Lager leer sind, ist unklar. Noch ist die US-Mutter Vertriebspartner für die Lieferungen. Bis Printronix oder andere Interessenten ein Gebot für die US-Assets überhaupt abgegeben haben, kann es bis zu 45 Tage dauern.
Bislang weiß die deutsche Dependance also nicht einmal, bei wem sie künftig ihre Ware bestellen soll. Wie eine mögliche Lösung für Garantien bereits verkaufter Tally-Genicom- Drucker aussehen soll, kann Wahl noch nicht sagen. Sicher ist nur, dass es sich der vorläufig Insolvenzverwalter zum Ziel gesetzt hat, die deutsche Niederlassung "in irgendeiner Form" weiterzuführen.
Der Ulmer Druckerhersteller Tally hatte sich 2003 durch den Zusammenschluss mit Genicom in amerikanische Hände begeben. Seitdem firmiert das Unternehmen unter der Marke Tally Genicom und bietet neben Laserdruckern auch Zeilen-, Nadel- und Thermo-Drucker an.