Der stille Tod der Vorstufe ?
Der Titel der November-Ausgabe von Druck&Medien verkündete forsch den "stillen Tod der Druckvorstufe". Leser Klaus Herbort, Geschäftsführender Gesellschafter von Fotosatz Schmidt + Co, ist da anderer Meinung. Druck&Medien bat ihn "Auf ein Wort"
"Bezugnehmend auf das Titelthema in Druck&Medien im November 2008 möchte ich mich an dieser Stelle der tot geglaubten Druckvorstufe zuwenden. Richtig ist, dass kein Programm von selbst arbeitet und die Arbeit von hochqualifizierten Fachkräften übernimmt. Natürlich kann die Software heute viel mehr als früher und das ist gut so. Doch sieht man sich heute manche Bilder genau an, wird schnell klar, dass der Vorstufen-Mediengestalter bei der digitalen Bildbearbeitung heute mehr denn je gebraucht wird. Die Zukunft der Vorstufe und somit den Beruf des Mediengestalters in Frage zu stellen ist Unsinn. Prepress stirbt nie, solange es Press gibt.
Dass wir alle den Gürtel noch enger schnallen müssen, hängt von der allgemeinen Vertrauenskrise ab die sich längst zu einer Wirtschaftskrise ausgeweitet hat. Aber nach jeder Krise gingen wir meist gestärkt daraus hervor.
Dass die Berthold AG, ehemals des Satzes Reinkultur in Konkurs ging, hatte mit der heutigen Situation nichts zu tun. John Warnock hatte Berthold zur Kooperation schon 1982 aufgefordert und wollte mit Berthold (und natürlich auch mit deren Schriften) die graphische Welt erobern. Adobe hat es dann getan und das auch ohne Berthold. Die Welt hat sich seitdem verändert und heute genügt es vielleicht manchen, keine Bodoni, Futura, Frutiger, oder Helvetica mehr anzuklicken, sondern nur eine Schrift blockig, hübsch, rund oder mager zu wählen. Dies dürfte aber kaum der Grund gewesen sein für ein Wegbrechen von rund 70 Prozent aller Vorstufenbetriebe.
Viele Druckereien mussten sich zwangsläufig eine oft zu überdimensionierte Vorstufe anschaffen, was gründlich in die Hose ging, weil alle Kollegen das gleiche dachten. Dass die Vorstufe tot sein soll, kann man davon allerdings nicht ableiten. Eher ist eine Vorstufe ohne Druckerei vorstellbar, die marktorientiert agiert, eng mit dem Endkunden zusammenarbeitet, selbst in gewisser Weise kreativ ist oder wenigstens eine Agentur mit einbezieht, um so einen reproduzierbaren, sicheren und wirtschaftlichen Workflow zu erzielen.
Eine Druckerei sollte nur drucken und das perfekt!"