Erster "Printhouse Talk"
"Wo geht die Entwicklung hin – was müssen wir tun?" Unter diesem Motto stand der erste Printhouse Talk, zu dem die Akademie Druck + Medien NRW am 20. November in Düsseldorf eingeladen hatte.
"Printhouse Talk" – diese Reihe soll in ansprechendem Rahmen Themen aufgreifen, welche die Druck- und Medienwelt bewegen. In einer vom Publikum rege aufgenommenen Podiumsdiskussion sprachen die geladenen Experten unter anderem darüber, wie sich ein "für die Zukunft gut gerüstetes" Druckunternehmen heute aufstellen sollte.
Moderiert wurde die Veranstaltung, zu der Unternehmer der grafischen Industrie und Vertreter der Zulieferindustrie eingeladen waren, vom Journalisten Jürgen Liminski, der heute unter anderem für den Deutschlandfunk tätig ist. Seine Gesprächspartner auf dem Podium deckten ein breites Spektrum innerhalb der Druck- und Medienbranche ab: VDM NRW-Geschäftsführer Oliver Curdt, Stefan Nürenberg, Geschäftsführer Diron GmbH & Co. KG sowie Stefan Widua, Projektleiter Prinect Integration bei der Heidelberger Druckmaschinen AG, Michael Has, Direktor für Marketing und Strategy Software bei Océ, und Marko Schmitz, Geschäftsführer der Schmitz Druck & Medien GmbH & Co. KG.
Mehr Profil zeigen
Einig waren sich die Experten darin, dass die Branche in den letzten Jahren große Veränderungen mitgemacht hat und dass die Märkte immer volatiler und Kundenbeziehungen immer kürzer würden. Das alles sei ein Grund für Druck- und Medienbetriebe, sich noch stärker am Markt auszurichten und innovative Produkte und Dienstleistungen anzubieten und sich selbst als Druckerei ein klares Profil zu geben – auch, indem man sich spezialisiert.
Michael Has: "Der Ansatz 'Wir machen alles' ist einfach kein Erfolgsrezept." Das gewählte Profil dürfe nicht statisch werden, sondern müsse immer wieder an den Erfordernissen des Marktes und meiner Kunden ausgerichtet werden. "Es ist wichtig, dass man pro-aktiv für den Kunden denkt und mit ihm zusammen die Lösungen für seine Probleme entwickelt", ergänzte Diron-Chef Stefan Nürenberg.
Prozesse aufsetzen und stabilisieren
Zudem sei die Vernetzung durch Workflow-Systeme definitiv ein Trend, der nicht nur höhere Prozessstabilität und –Sicherheit, sondern auch eine verbesserte Effizienz zur Folge hätte, so StefanWidua. "Eine passende Ablaufstruktur wird in Zukunft überlebenswichtig", erklärte Curdt: "Das Denken in Abteilungen ist vorbei."
Marko Schmitz, dessen vollstufiges Akzidenzunternehmen sich bereits der Umsetzung zur Vollvernetzung mittels JDF, MIS und Vorstufen-Workflow verschrieben hat, gab zu bedenken, dass auch neue Qualifikationen bei den Mitarbeitern gefragt seien und unter Umständen ganz neue Positionen geschaffen werden müssten, um Innovation und Prozesssteuerung im Unternehmen zu institutionalisieren. "Das kann etwa ein Workflow-Manager leisten, den wir seit etwa einem Jahr sehr erfolgreich in unseren Betrieb integriert haben."
Wenn sich kleinere Betriebe kein Innovationsmanagement leisten könnten, ergänzte Oliver Curdt, "springt hier der Verband ein und liefert nicht nur Informationen und Best-Practice-Beispiele, sondern auch die nötige technische und betriebswirtschaftliche Kompetenz."
Innovationsklima und Vertrauen wichtig
Zudem, so Has, könne man mehr Zeit und Kompetenzen in Kundenservice und Beratung investieren, wenn man technische Entwicklungen effizient mit den Prozessen vernetze. "Dabei muss ich als Druckdienstleister mir jedoch darüber im Klaren sein, wie ich mich selbst sehe und wer ich für meinen Kunden war, bin und sein will", erklärte er. Selbstdarstellung und Vermarktung des eigenen Unternehmens seien deshalb heute wichtiger denn je. "Die Zeiten sind lange vorbei, dass Kunden einfach kommen."
Hierzu Curdt: "Die besten Mitarbeiter müssen an Schlüsselfunktionen sitzen – dort, wo sie für das Unternehmen am wichtigsten sind." Dazu gehöre auch, so Schmitz, dass sich die Mitarbeiter ernst genommen fühlen, wenn sie von sich aus Verbesserungsvorschläge machen: "Hier ist der Unternehmer in der Pflicht, der den Innovationswillen der Belegschaft fördern muss." Er wünsche sich geradezu, so Schmitz, man würde ihm mit neuen Ideen "die Tür eintreten".
"Es zählt nicht nur der Preis"
Insgesamt gesehen, so Curdt, vermisse er jedoch das Vertrauen in die Branche: "Das wird häufig von Preiskämpfen untergraben". Aus diesem Grund scheine es ihm sinnvoller zu sein, in die Bindung von bestehenden Kunden zu investieren, anstatt sich gegenseitig im Kampf um Neukunden preislich zu unterbieten.
Gleichzeitig warnte der Verbands-Chef davor, mit zu viel Angst vor der Finanzkrise in das neue Jahr zu starten. "Trotz der sinkenden Werbeausgaben sollte man eine Krise nicht herbeireden, sondern sie als Chance nutzen."
Im Anschluss an die Podiumsveranstaltung konnten die Themenkomplexe gemeinsam mit Experten und Plenum bei einem kleinen Imbiss in einem angeregten Smalltalk vertieft werden. In den nächsten geplanten Veranstaltungen der "Printhouse Talk"-Reihe sollen aktuelle Themen wie Digitaldruck, Implementierung von JDF, Web-to-Print sowie das Thema "Selbstmarketing für die Druckbranche" aufgegriffen werden. Die Termine werden noch bekannt gegeben.