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28.04.2017  Wirtschaft
Kurzarbeit ausgeweitet
Konzern-Chef Bernhard Schreier hat nun auch für Entwicklung, IT und Verwaltung Kurzarbeit angeordnet. Ob das den Kursverfall der Aktie stoppen kann, wird von Experten bezweifelt - nach Einschätzung der WestLB wird die Krise der deutschen Druckmaschinenindustrie noch mindestens drei Jahre andauern.
Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat angesichts der sich verschärfenden Krise ihre Sparmaßnahmen ausgeweitet. Wie Unternehmenssprecher Matthias Hartung gegenüber Druck&Medien bestätigte, soll nun auch in den Bereichen Verwaltung, Entwicklung und IT Kurzarbeit eingeführt werden. Das gilt sowohl für die Hauptstandorte Heidelberg und Wiesloch-Walldorf als auch für Kiel, Amstetten und Brandenburg.

Vorstands-Chef Bernhard Schreier hat seine Führungskräfte Anfang der Woche über den Beschluss informiert. Die Bundesagentur für Arbeit hat die Maßnahme nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa-AFX bereits abgesegnet.

Aktienkurs leicht erholt

Die Anweisung Schreiers an die die betroffenen Mitarbeiter sieht vor, die Arbeit vom 15. Dezember bis zum 9. Januar 2009 "soweit wie möglich ausfallen" zu lassen. Kundentermine und die Erstellung des Jahresabschlusses sind nach Angaben Hartungs davon jedoch ausgenommen.

Die Aktie des Unternehmens konnte sich unterdessen leicht erholen. Nachdem sie vor einigen Tagen bereits auf 4,00 Euro gefallen war, stieg sie am Dienstag-Mittag im Xetra-Handel auf 4,20 Euro.

Tiefrote Zahlen im ersten Halbjahr

Der Gesamtwert des Konzerns ist damit auf rund 330 Millionen Euro gefallen. Anfang 2000 war die Aktie noch für 70,20 Euro gehandelt worden.

Anfang November hatte der Konzern seine endgültigen Halbjahreszahlen veröffentlicht, die schlechter ausgefallen waren als von vielen Beobachtern erwartet. Das betriebliche Ergebnis lag bei minus 85 Millionen Euro (Vorjahr: plus 96 Millionen Euro), das Ergebnis nach Steuern betrug minus 95 Millionen Euro (Vorjahr: plus 44 Millionen Euro).

WestLB: Krise der Branche dauert noch mindestens drei Jahre

CEO Bernhard Schreier gab sich trotz der Krise und reduzierter Budgets zuversichtlich, Heidelbergs "führende Marktposition weiter behaupten" zu können. Schreier: "Wir passen unsere Strukturen und Kosten noch stärker und schneller an die eingetrübten Wirtschaftsprognosen und die zurückhaltende Investitionsneigung in der Branche an. An unserem strategischen Ansatz und dem umfassenden Produkt- und Dienstleistungsangebot halten wir fest. (...) Bis zu einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage gilt es, die Ertragssituation durch unsere eingeleiteten Maßnahmen zu stabilisieren."

Zu schaffen macht dem Unternehmen aber nicht nur das aktuell schlechte Zahlenwerk, sondern auch zahlreiche Verkaufsempfehlungen von Analysten und Banken. So riet beispielsweise die WestLB unlängst zum Verkauf der Aktie und schrieb zur Begründung, die Krise der deutschen Druckmaschinenindustrie wird noch mindestens drei Jahre andauern. Die hohen Überkapazitäten der Branche verlangten nach starken Konsolidierungsmaßnahmen.

"Keine klare und sichtbare Strategie"

Der Konzern, so das Urteil des Analysten Achim Henke, glaube aber, die Krise mit einem vergleichsweise kleinen Kostensenkungsprogramm überstehen zu können. Nach Einschätzung der WestLB ist das wenig wahrscheinlich. Die Bank erwartet statt dessen sowohl in 2008/2009 als auch 2009/2010 einen operativen Verlust.

Die Heidelberger Druckmaschinen AG habe zudem in den Boomjahren 2005 bis 2007 Überkapazitäten aufgebaut, ohne gleichzeitig eine klare und sichtbare Strategie zu entwickeln. Das Unternehmen setze zu wenig neue Trends, um sich von seinen Wettbewerbern zu unterscheiden.

Rund 15 Prozent der Stellen sollen abgebaut werden

Viele der aktuellen Probleme sind auch dem Umstand geschuldet, dass in den Boom-Jahren 2005 bis 2007 exportorientierte Maschinenbauer wie Heidelberg kaum von dem allgemeinen Aufschwung profitieren konnten, weil der schwache Dollar auf die Margen  drückte. Gleichzeitig stiegen die Rohstoff- und Energiepreise unerwartet stark an.

Das Unternehmen reagiert nun mit einem harten Sparprogramm auf die Schieflage. Unter anderem ist geplant, 2.500 der weltweit rund 20.000 Stellen zu streichen. Dabei wird es voraussichtlich auch betriebsbedingte Kündigungen geben. Besonders hart trifft es die Standorte Heidelberg und Wiesloch-Walldorf, wo kumuliert 1.400 Jobs abgebaut sollen.

Clemens von Frentz
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